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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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»Der politisch korrekte Ausdruck. Macht die Truppen nicht so nervös. Sie verstehen …«
    Ich nickte in Richtung seiner Spielzeugsammlung. »Und Sie tun alles in Ihrer Macht Stehende, um einen seriösen Eindruck zu wahren.«
    Hu grinste. »Lässt sich nicht leugnen. Wir bekämpfen lebende Tote. Oder sollte ich sie besser ›untote Mitbürger‹ nennen? Zuerst hießen sie übrigens ALFs.«
    Ich warf Church einen amüsierten Blick zu. »Außergewöhnliche, lebensähnliche Formen«, informierte mich Church, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Kapiert?«, wollte Hu wissen und zwinkerte mir aufdringlich zu. »Lebensähnlich, weil sie tot sind.«
    Ich fragte: »Wie kommt es, dass man Ihnen noch nicht die Gurgel umgedreht hat?«
    Er sah mich unschuldig an und breitete die Arme aus. »Man braucht mich!«
    Ich konnte deutlich sehen, wie Church die Lippen bewegte und die Worte »Mal sehen, wie lange noch« formte. Laut sagte er: »Dr. Hu findet gewöhnlich mehr Gefallen an seinen Scherzen als seine Zuhörer.«
    »Etwas Ähnliches haben Sie auch von mir behauptet, als wir uns das erste Mal begegnet sind.«
    »Mm.« Church wandte sich an den Wissenschaftler. »Bitte beantworten Sie alle Fragen von Captain Ledger.«
    »Gibt es irgendwelche Sicherheitsbedenken?«
    Church warf mir einen Blick zu. »Absolut keine. Er gehört jetzt zur Familie.« Damit ging er zum nächsten Schreibtisch, zog den Stuhl unter der Tischplatte hervor und setzte
sich. Er schlug die Beine übereinander und schien uns bereits nach einer Sekunde vergessen zu haben.
    Hu musterte mich eingehend, nickte und schenkte mir schließlich ein strahlendes Lächeln. »Kennen Sie sich naturwissenschaftlich etwas aus?«
    »Nur was Forensik betrifft. Durch meine Arbeit«, antwortete ich. »Ich habe ein paar Kurse an der Volkshochschule besucht und habe ein Abo für Popular Science .«
    »Ich werde versuchen, kurze Worte zu benutzen«, meinte Hu knapp und versuchte, nicht so herablassend zu klingen, wie er es vermutlich gemeint hatte. »Wir haben es hier mit einer zur Waffe umgewandelten Krankheit von immenser Komplexität zu tun. Dieser Krankheitserreger hat sich nicht entwickelt, es ist keine Mutation. Dieser Virus hätte sich vielmehr eigentlich nie entwickeln können, wir bewegen uns also auf einem seltsamen Nicht-Territorium. Jemand hat den Erreger in einem Labor zusammengebraut. Und wer immer dieser Jemand sein mag – er ist verdammt clever.«
    »Mann, das ist ja mal eine ganze neue Einsicht«, stichelte ich.
    »Nein«, meinte er ungerührt. »Ich meine so clever, dass einem angst und bange wird. Wer immer diesen Virus konzipiert hat, sollte eigentlich ein Regal voller Nobelpreise und unzählige Titel haben. Mir steht noch nicht einmal die Ausrüstung zur Verfügung, um so etwas auch nur andeutungsweise zu können. Und dabei kauft Mr. Church mir viele schöne Spielsachen. Nein – dieses Virus benötigt eine riesige Forschungsabteilung, haufenweise elektronischen Schnickschnack, Reinräume und andere Dinge, von denen Sie vermutlich noch nie gehört haben. Weder Sie noch sonst jemand auf der Welt. Wir haben es hier mit radikaler Technologie zu tun, Captain.«
    »Nennen Sie mich Joe.«
    »Joe?« Er schnippte mit den Fingern. »He, Sie heißen Joe Ledger?«

    »Genau. Ich dachte, das wäre so weit klar.«
    »Mögen Sie Comics? Kennen Sie … Dr. Spectrum?« Er sah mich erwartungsvoll an. »Dr. Spectrum, den Superhelden der Marvel Comics? Mit bürgerlichem Namen heißt er ›Joe Ledger‹. Cool, oder nicht?«
    »Na ja, das würde ich jetzt so nicht behaupten«, erwiderte ich.
    »Dr. Hu …«, mischte sich Church mit einem warnenden Unterton in der Stimme ein.
    »Okay, ist ja gut. Wie auch immer. Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, Krankheitserreger«, erinnerte sich Dr. Hu, und für einen Moment konnte ich den Wissenschaftler hinter der Freak-Fassade erkennen. »Die Wissenschaft ist manchmal cool, aber neunundneunzig Prozent tödlich langweilig. Außer der Tatsache, dass man ein und denselben Prozess beinahe endlos wiederholen muss, ehe man ein Ergebnis als eindeutig ansehen darf, gibt es zudem Regelungen auf Staats- und Bundesebene, die vorschreiben, was man alles nicht machen darf. Viele Forschungsangebote sind stark limitiert, andere völlig blockiert. Das gilt zum Beispiel für biologische Waffen.«
    »Gilt das auch für das Militär?«
    »Ja.«
    »Selbst für das supergeheime Militär?«, bohrte ich lächelnd nach.
    Er zögerte. »Okay. Da kann es anfangen,

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