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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Ikarus-Gen
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die Dusche
aufdrehen.
Ihre Augen waren so scharf, dass sie die Stoppeln in Kits
rasiertem Gesicht hätte zählen können, wenn sie gewollt hätte.
Kein Käfer auf einem Ast, kein Pollenflug entging ihrer
Aufmerksamkeit.
Doch Kit war bei ihr, und das erzeugte ein Gefühl von etwas
mehr Sicherheit in ihr. Sie hatte sich noch nie in ihrem Leben
geborgener gefühlt, als wenn er bei ihr war.
Dad. Mein lieber, alter Dad. Aber Kit ist gar nicht so alt. Und
er benimmt sich ganz sicher nicht alt. Er und Frannie sind
einfach nur die coolsten Erwachsenen, die ich je gesehen habe.
Max seufzte und genoss den absolut wunderbaren Abend. Die
Sonne war eben hinterm Horizont versunken, und der Himmel
war blutig rot, wo er die Erde zu berühren schien. Weiter oben
verblasste die Farbe zu einem grünlich goldenen Band, das
seinerseits von einem leuchtenden, mit glitzernden Sternen
durchsetzten Kobaltblau abgelöst wurde.
Die anderen Kinder spielten und lachten in den Wäldern hinter
dem Bungalow, und Max hatte Mühe, die Lüge nicht zu
glauben, die sie alle heute ihren Eltern am Telefon erzählt
hatten.
Es ist nur ein kleiner Aus-Flug. Ein harmloses Abenteuer,
mehr nicht. Wir sind bald wieder daheim. Bla-bla-bla.
    »Maxie«, begann Kit. »Wir stecken in einer wirklich ziemlich
gefährlichen Situation. Ich denke, das ist dir bewusst.« Kits
Gesicht war plötzlich ganz ernst, und Max spürte einen Stich.
»Wir müssen dieses Motel bald wieder verlassen. Was dann?«
    »Du wirst dir schon etwas ausdenken«, antwortete Max. »Dir
ist noch immer etwas eingefallen. Habe ich Recht oder nicht?«
»Dein Vertrauen in Frannie und mich ehrt uns, doch das reicht
nicht. Ich muss wissen, was wirklich dahintersteckt. Max? Wer
ist hinter euch her? Warum sind sie hinter euch her? Erzähl mir,
was das alles zu bedeuten hat. Ich brauche deine Hilfe.«
Max schüttelte entschieden den Kopf. Auf gar keinen Fall, sollte es heißen.
»Mach das nicht«, sagte Kit mit etwas mehr Schärfe in der
Stimme. »Ich bin nicht Superman. Ich kann euch nicht
beschützen, wenn ich nicht weiß, mit wem ich es zu tun habe,
wer hinter euch her ist und was sie von euch wollen. Du weißt
es, Maxie, nicht wahr?«
»Das ist der Grund, warum Frannie es so hasst, wenn du in
deinem FBI-Tonfall mit ihr redest«, entgegnete Max und
schüttelte erneut den Kopf. Ihre Ohren und Wangen waren
hochrot angelaufen.
Bevor sie noch mehr sagen konnte, stieß sie sich von dem Ast
ab, auf dem sie mit Kit gesessen hatte, und flatterte mit
rauschendem Flügelschlag von ihm und seinen bohrenden
Fragen weg.
Sie flog höher, immer höher, bis sie fast einen Kilometer über
der Erde schwebte. Was für eine großartige Flucht. Mein Gott,
es war absolut fantastisch hier oben!
Bis auf eine schreckliche Tatsache – wegfliegen änderte nicht
das Geringste an dem, was unten am Boden vor sich ging.
Sie wusste Dinge, grauenvolle Geheimnisse, und sie alle
konnten deswegen sterben. Es klang irrsinnig, doch das änderte
nichts an der Wahrheit. Alle acht von ihnen konnten sterben
wegen dem, was Max über das Hospital wusste.
Du weißt es, Maxie, nicht wahr?
    O ja, und ob sie es wusste. Sie wusste eine Menge mehr, als
sie wissen wollte.
Mein Gott, wie allein sie sich fühlte!
Und das war es gewesen, was sie wirklich gehasst hatte an
Pine Bush – die Einsamkeit.
Sie dachte erneut an Lake House – den einzigen Ort auf der
Welt, wo sie sich nicht allein gefühlt hatte, nicht für eine einzige
Minute. Der beste Platz auf der ganzen Welt! Gott, wie sie Lake
House geliebt hatte! Sie alle hatten es geliebt!
Hör auf damit, Max! Hör endlich auf damit! Das Lake House
war zu gut, um von Dauer zu sein. Es ist Geschichte, Schnee von
gestern.
Dann hörte Max jemanden pfeifen und ihren Namen rufen.
Wie war das möglich? War es überhaupt möglich?
O ja, war es. »Hey, Max! Was machst du hier?«
Es war Ozymandias.
    Es war Ozymandias, und Max war unendlich froh, ihn zu sehen.
Er flog in den Wolken über ihr – nein, er schwebte dort, bis er
die Flügel anzog und an ihr vorbei nach unten schoss.
    Max folgte ihm dicht auf den Fersen. »Pass auf deinen Hintern
auf, Junge«, rief sie. »Sonst schnapp ich ihn mir!«
Sie erspähte Oz auf einem Ast tief unter sich, und es sah aus,
als würde er in Zeitlupe auf und ab tanzen.
Sie landete direkt neben ihm. »Hey. Ich hatte eben an dich
gedacht.«
»Sicher.«
Oz streckte den Arm aus, um Max zu stützen, und dabei
berührte er sie an

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