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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Ikarus-Gen
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durchgeführt wurden, doch falls sie auch nur
halbwegs denen ähnelten, die an der »Schule« in Colorado
stattgefunden hatten, dann wollte ich es auch lieber gar nicht.
Das »äußerst hoch angesehene« Liberty General Hospital lag
in Carroll County, etwa fünfzig Kilometer nordwestlich von
Baltimore, nicht weit vom Liberty Reservoir entfernt. Das
Krankenhaus war so versteckt in einem Tal zwischen den
rollenden Hügeln der Landschaft, dass wir beim ersten Mal glatt
daran vorbeifuhren.
Beim zweiten Anlauf erspähte ich das diskrete Bronzeschild,
das uns von der Hauptstraße weg über eine schmale Landstraße
und schließlich auf einen Kiesweg führte, der zwischen hohen
Pflanzungen und eine wunderbar gepflegte Parkanlage hindurch
zum Hospital führte.
»Sieht fast zu gut aus, um wahr zu sein«, sagte ich zu Kit.
»Vielleicht hatten deine Freunde vom FBI ausnahmsweise
einmal Recht mit ihrer Einschätzung.«
»Ich habe keine Freunde beim FBI. Nicht mehr«, entgegnete
Kit. »Sie halten mich alle für so etwas wie Fox Mulder, erinnerst
du dich?«
Das Krankenhaus bestand aus zwei in einem Winkel von
sechzig Grad zueinander stehenden Gebäudeflügeln. Die beiden
dreistöckigen Hälften waren aus weißen Steinen gemauert und
besaßen viele breite Fenster, die eine wunderbare Aussicht
boten.
Ich musste einräumen, dass es sehr vornehm und sehr gutartig
aussah.
Doch der Schein konnte täuschen.
Und warum standen mir beim ersten Anblick der Anlage die
Haare zu Berge?
    Warum sagte mir jeder einzelne Instinkt, mich abzuwenden und
davonzulaufen, als sei der Teufel persönlich hinter mir her? Und
warum rannte ich nicht davon?
    Kit legte leicht den Arm um mich, als wir durch die
automatischen Gleittüren gingen, die in eine weite, offene
Empfangshalle führten. Ich brauchte seine Berührung dringend.
Sie verschaffte mir ein wenig Sicherheit.
»Ich bin okay«, flüsterte ich und sah ihn von der Seite an.
    Lügnerin. Elende Lügnerin.
»Ich nicht«, antwortete er. »Ich fühle mich immer ganz
merkwürdig, wenn ich irgendwohin komme, wo vielleicht
Experimente an Menschen durchgeführt werden.«
»Bestimmt nicht hier«, widersprach ich. »Vergiss nicht, der
Präsident und der Vizepräsident kommen hierher, um sich
untersuchen zu lassen.«
»Glaubst du, das ist der Ort, den Max gemeint hat?«, fragte
Kit. »Dieses ›Hospital‹? Der Unheiligste aller unheiligen Orte?«
»Aus irgendeinem vollkommen unerklärlichen Grund glaube
ich genau das, ja«, entgegnete ich. »Es ist nur ein Gefühl, Kit.«
»Jetzt kriege ich Angst«, sagte er.
Morgendliches Sonnenlicht fiel strahlend durch die
blitzblanken Scheiben und spiegelte sich auf dem
Terrazzoboden. Die Strahlen schienen zu einem runden
Empfangsschalter zu deuten, der ganz aus Granit bestand. Dort
zeigte uns ein älterer, sehr hilfsbereiter und freundlicher Mann
eine Reihe von Aufzügen mit einer Tafel daneben, auf der
HAUER INSTITUTE zu lesen stand. Dort wurden wir erwartet.
Er hatte unsere Namen bereits auf seiner Liste und schien sehr
beeindruckt, dass wir einen Termin bei Dr. Ethan Kane
persönlich erhalten hatten.
Der Aufzug brachte uns in ein Tiefgeschoss und öffnete sich
zu einer kleinen, sehr geschmackvoll eingerichteten Halle. Sie
war mit dickem dunkelgrauem Teppichboden ausgelegt und mit
dazu passenden Polstersesseln ausstaffiert.
Es gab einen kleinen Clubtisch mit aktuellen Tageszeitungen
und Illustrierten, sowohl nationalen als auch internationalen.
Auf einem Sideboard an der Wand stand eine Kaffeemaschine.
Aus versteckten Lautsprechern drang Die vier Jahreszeiten von
Vivaldi. Perfekt, allzu perfekt.
Doch der metallische Geruch von Desinfektionsmittel brach
den Bann, in den ich geraten war. Wir befanden uns immer noch
in einem Krankenhaus, daran bestand nicht der geringste
Zweifel.
»Hast du eigentlich Coma von Robin Cook gelesen?«, fragte
mich Kit. »Gruselig, wirklich gruselig.«
»Hör auf damit!«, protestierte ich, doch wenigstens hatte er
mich zum Lächeln gebracht.
»Hör zu, Kit, ich weiß, dass deine Kollegen vom FBI dieses
Treffen arrangiert haben, aber was führt dich zu der Annahme,
die Leute hier wären bereit, mit uns zu reden?«
Kit lächelte schwach. »Wenn sie sich geweigert hätten,
würden wir erst recht Verdacht schöpfen.«
»Zu spät. Den habe ich längst.«
Kit zeigte dem Mann hinter dem Mahagoni-Empfang seinen
Ausweis und ein Empfehlungsschreiben. Der junge Mann in
seinem blauen Geschäftsanzug tätigte einen kurzen Anruf

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