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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Ikarus-Gen
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umrunden, als ein paar
kräftige Männer in gelben Regenjacken uns den Weg
versperrten.
»Wie rücksichtsvoll!«, sagte Kit. »Ein Empfangskomitee.
Sollten wir uns jetzt geehrt fühlen?«
»Sicher. Jede Wette, dass diese Gorillas nur wegen uns hier
sind … Du hast mit niemandem gesprochen, Kit? Auch nicht
mit irgendeinem Freund beim FBI?«
Er beantwortete meine Frage nicht. Hatte er jemanden beim
FBI eingeweiht? Was hatte er für einen Plan?
Einer der Männer in Gelb deutete zur einer Rampe, und wir
fuhren in die angegebene Richtung. Die Rampe endete am Fuß
eines Ladetors. Mein Gott, war das unheimlich. Ich schwitzte
vor Aufregung.
Kit bremste und hielt an, doch er ließ den Motor des Wagens
laufen.
»Das ist es«, bemerkte einer der gelben Typen. »Das Ende der
Fahnenstange.« Wie humorvoll von ihm. Er stieß uns mit der
Nase darauf.
Er öffnete Kits Tür, und der zweite Bastard öffnete meine.
»Madame«, intonierte er mit tiefer Stimme, »hier entlang bitte.
Sie werden bereits erwartet.«
Von diesem Augenblick an waren die Dinge ein wenig
verschwommen. Ziemlich verschwommen, um es genau zu
sagen.
Ich erinnere mich, wie Pip das Bein hob, um die Wand zu
markieren. »Braver Hund«, flüsterte ich.
Ich erinnere mich, wie mir gesagt wurde, die Hände auf die
Plattform der Laderampe zu legen, während kalter Regen mich
durch die Kleidung hindurch bis auf die Haut durchnässte.
Ich erinnere mich, wie ich abgetastet wurde. Gründlich. Von
oben bis unten. Und dass ich jemandem ins Gesicht schlagen
wollte, doch ich hielt mich zurück. Und ich erinnere mich des
kleinen Stichs, als man mir eine Nadel in den rechten Oberarm
jagte.
Danach sah ich nur noch verschwommene Gesichter, als ich
den Kopf wandte, und das Grinsen unserer gelben Häscher.
Sonst erinnere ich mich an nichts mehr.
Bis ich wieder erwachte.
In einem Käfig.
    Oz kam ganz nah heran – so wunderbar nah – und küsste Max
auf den Mund. Er schmeckte immer so unglaublich sauber und
süß und gut. Und dann flüsterte er: »Leb wohl, meine Liebste.«
    »Nein!«, rief Max. »Bitte geh nicht, Oz! Komm zurück!
Verlass mich nicht schon wieder!«
Sie schrak aus den Tiefen ihres medikamentösen Schlafs auf
wie aus einem tiefen Ozean. Sie weigerte sich wach zu werden
und klammerte sich an ihren Traum von Oz. Bilder schwebten
vor ihren Augen, und sie hörte sein Lachen. Sie stellte sich vor,
mit ihm zu fliegen, über den Wolken, ganz hoch, und ihn zu
liebkosen.
Aber das ist alles falsch und gelogen! Oz ist tot! Das ist kein
Märchen mit einem Happy End.
Das ist die Wirklichkeit – die Welt, wie Menschen sie sehen,
wie sie die Welt haben wollen. So traurig, so eine
Verschwendung von Potenzial, so eine unglaubliche Schande.
Max riss die Augen auf und nahm ihre widerliche, verhasste,
grauenhafte Umgebung in Augenschein.
Sie befand sich in einem dunklen, übel riechenden,
fensterlosen Raum irgendwo im Hospital. In einem Gefängnis.
Nein, das Hospital war schlimmer als jedes Gefängnis. Es war
die Hölle. Schlimmer als die Hölle. Schlimmer als alle
Fantasien, die Menschen sich von der Hölle zusammenträumten.
Auf der anderen Seite des Raums an der Wand standen ein
paar Schränke, daneben hing ein Waschbecken aus Edelstahl.
Darüber eine große Uhr mit weißen Ziffern. 4:36 stand darauf,
doch sie wusste nicht, ob morgens oder abends. Sie wusste nicht
einmal, welcher Tag war.
Sie befand sich in einem Käfig, eingesperrt in einem
grässlichen Käfig. Sie schätzte die Abmessungen, so gut sie
konnte: ein Meter fünfzig lang, ein Meter zwanzig hoch, sechzig
Zentimeter tief. Gerade groß genug für einen großen Hund.
Rechts und links von ihr an den Wänden standen weitere
Käfige. Max konnte zwei mutlose Schimpansen erkennen, drei
Beagles und ein Regal mit Kaninchen und weißen Ratten in
kleinen Käfigen.
Sie war wieder einmal ein Versuchstier.
Max’ Augen suchten weiter, bis sie Peter und Wendy
entdeckte. Mein Gott! Auch die beiden Zwillinge waren in
Käfige eingesperrt. Wie unglaublich niederschmetternd das war!
Wie unendlich traurig! Die Zwillinge waren bewusstlos, doch
sie schienen noch zu atmen.
Oder nicht?
Und wo steckte Matthew?
Und Icarus?
Wo waren Frannie und Kit?
Max’ Blick fiel auf die Käfigunterlage aus
Presspapiergranulat.
Man hatte ihr zwei Schoko-Erdnussriegel hingelegt und eine
Flasche Wasser. Wie aufmerksam! Sie war weder hungrig noch
durstig. Sie wollte sterben. Sie konnte die Gefangenschaft nicht
mehr

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