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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Ikarus-Gen
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Kopf. Ein merkwürdiges
Bild. Sie hatte gesehen, wie die Katze eines Nachbarn einen
Sperling aus einem Futterhaus geholt hatte. Die Katze war mit
dem Vogel im Maul über den Hof getrottet, und der Vogel hatte
sich nicht mehr gerührt. Obwohl er noch gelebt hatte!
Max fühlte sich ganz genauso. Sie hielt still, doch innerlich
bekämpfte sie die Jäger noch immer aus ganzem Herzen. Sie
begann zu wehklagen.
Sie und Ozymandias waren füreinander geschaffen gewesen.
Sie wollten für immer zusammenbleiben.
Wir wurden füreinander gemacht.
Das kann nicht sein.
Das konnte einfach nicht sein.
Oder doch?
Oder doch?

SECHSTES BUCH
EIN NEUER TAG
    Schwere Wolken hingen über dem kleinen privaten Flugplatz
südlich des Hospitals. Der Asphalt war leer bis auf einen kleinen
Schwarm von Tauben, die auf der hitzegeladenen Landebahn
nach Käfern pickten.
    Dr. Ethan Kane schob den rechten Ärmel seines schwarzen
Burberry-Blousons zurück und sah ungeduldig auf seine
Breitling.
Es war sieben Minuten nach drei.
     
Das Flugzeug war bereits siebenunddreißig Minuten zu spät.
    Alles war bereit. Verdammt! Wo blieben sie nur?
Dr. Kane hasste Ineffizienz. Seine kostbare Zeit und Energie
wurde verschwendet. Das war inakzeptabel.
Er war außerdem nicht allein auf dem Rollfeld. Sechs
Mitglieder seines medizinischen Teams waren von ihrer
wichtigen Arbeit abgezogen worden. Sie trugen noch immer ihre
OP-Kittel und warteten ebenfalls voller Ungeduld darauf, dass
das Flugzeug ankam. Kane hatte alle Mühe, wegen dieser schon
beinahe kriminellen Zeitverschwendung nicht die Beherrschung
zu verlieren. Das war unentschuldbar! Irgendjemand würde
dafür bezahlen!
Im Hospital warteten dringende Geschäfte auf ihn, doch es war
gleichermaßen von kritischer Bedeutung, dieses
Empfangskomitee anzuführen. Innerhalb weniger Stunden
würden die Ressourcen des Hauer Institute höher sein als jemals
zuvor.
Es würde eine Herausforderung werden, die hereinkommende
Fracht zu verarbeiten. In Gedanken ging Dr. Kane noch einmal
den Plan durch, wie die »Überschüsse« eingelagert werden
sollten, als er vom tiefen Brummen eines sich nähernden
Flugzeugs abgelenkt wurde.
»Das wurde aber auch gottverdammt noch mal Zeit!«,
schnappte er. »Wisst ihr eigentlich, wen ihr da habt warten
lassen, ihr Dummköpfe?«
Das Geräusch wurde lauter, und dann sank eine Embraer ERJ
135 unter die Wolkendecke. Die schlanke, stromlinienförmige
Maschine materialisierte auf magische Weise über der lang
gestreckten, freien Landebahn.
Die Landung selbst verlief so glatt, wie man sich nur denken
konnte. Die Bremsen quietschten diskret, die Bremsklappen
fuhren ganz heraus, und dann kam das glänzend weiße Flugzeug
keine dreißig Meter vom Hangar entfernt zum Stehen.
Männer in blauen Overalls sprangen aus der Wartungshalle
und rannten der Maschine entgegen. Eine Gangway wurde nach
vorn gerollt, und Dr. Kanes Stimmung besserte sich.
Live aus New York. Seine wunderbare neue Fracht war endlich
eingetroffen.
Angespannt beobachtete er, wie die Passagiere einer nach dem
anderen aus der Maschine stiegen.
Dreißig junge Männer im Alter zwischen siebzehn und
dreiundzwanzig Jahren. Jeder optimistisch und tapfer, frei von
jeglicher Krankheit. Sie kamen die Gangway herab und auf das
Rollfeld, und sie sahen aus wie ein Team von Profisportlern.
Dr. Kane lächelte, während er die jungen Gesichter
betrachtete. Sie sahen perfekt aus, und nur Perfektion würde den
Ansprüchen genügen.
Er kannte die Spezimen besser als sie sich selbst. Er kannte
ihre Blutgruppen und Hämatokritwerte. Er kannte ihre Größen
und Gewichte und die Länge der Knochen. Er kannte ihre
ethnischen und rassischen Ursprünge, ihre Allergien und
genetischen Prädispositionen. Er kannte sogar ihre Namen –
nicht jedoch ihre Gesichter, und er versuchte zu erraten, wer von
ihnen Charles war, wer Tyrell, wer Bandy und wer Sean. Wer
war dieser Prinz dort in dem engen schwarzen T-Shirt? Der
massive junge Schwarze dort in Kordhosen und grünem
Sweatshirt – war das Tyrell?
Doch im Grunde genommen spielte es keine Rolle, wer wer
war.
Lediglich die Teile zählten. Nicht das Ganze. Sie alle würden
schon sehr bald ausgenommen werden.
Und dann würde Dr. Kanes eigentliche Arbeit beginnen. Resurrection.
Wiederauferstehung.
Die Zeit war gekommen. Endlich.
Einer der bedeutsamsten Augenblicke in der Geschichte der
Menschheit. Und keinen Augenblick zu früh für das Überdauern
dieser erbärmlichen Zivilisation.
Die dreißig Spezimen waren

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