Patterson James
genau wie Häuser in Dallas, Palm Beach und auf den
Bermudas. Man sagte zwar immer wieder, dass Geld nicht
glücklich machen könne, doch wer auch immer es sagte, er irrte
sich. Geld mochte vielleicht nicht immer Glück bringen, doch es
half ungemein.
Patricia streichelte die welke Haut auf Rogers Händen und
betrachtete liebevoll das faltige Gesicht. Sie kannte jede Linie
und jede Falte, die Wirbel in seinen Haaren, die Art und Weise,
wie seine Finger bebten, seine Vorlieben und Abneigungen und
die alten Geschichten, die so oft erzählt wurden. Patty kannte
Roger fast ein Leben lang. Sie hatten sich geliebt, seit sie
Anfang zwanzig gewesen waren, und sie waren seit
siebenundfünfzig Jahren verheiratet. Patty Jo Clark Stevenson,
geboren in Lake Forest, Illinois, Erbin eines Zuckerimperiums,
Absolventin des Vassar College, Direktorin der Dallas
Symphony Foundation, Philanthropin, Mutter von fünf Kindern
und Großmutter von vierzehn Enkeln, spürte das Ziehen im
Magen, als die Maschine mit dem Landeanflug begann.
Sie warf einen kurzen Blick auf die Landebahn unter ihnen,
bevor sie die Augen schloss. Sie betete zu Gott, dass sie das
Richtige taten – dass es sein Wille war. Aber natürlich war es
das! Roger war so bedeutend, nicht nur für sie, sondern für die
ganze Welt! Ein brillanter Ingenieur von Beruf, und er hatte
nicht nur eine, sondern zwei Firmen gegründet, die auf der Liste
der Fortune 500, der fünfhundert größten Gesellschaften der
USA, standen. Er war eine Amtszeit Vizepräsident gewesen und
Berater zweier weiterer Präsidenten. Selbstverständlich musste
er am Leben bleiben! Er war der wichtigste Mensch auf der
Welt!
Die Landung war sanft. Der Lear Jet setzte auf der Piste auf
und rollte aus. Der überaus höfliche junge Pilot kam nach hinten
in das Passagierabteil und überzeugte sich, dass es den
Stevensons gut ging, bevor er sie persönlich aus dem Flugzeug
eskortierte.
Als sie sich sehr, sehr langsam die Treppe hinuntermühten,
erblickte Patty den Mann, dem sie vertraute. Dr. Ethan Kane
stand am Fuß der Gangway. Er hielt einen Rollstuhl für Roger
bereit. Er lächelte strahlend, und sie hob die Hand zum Gruß.
»Sieh nur, Roger, da ist Ethan! Gott sei Dank, jetzt wird alles
gut!«
Auf dem Vorfeld hinter Dr. Ethan Kane standen mehrere
andere Privatjets, dreiundzwanzig insgesamt. Zwei weitere
waren im Landeanflug, und ein dritter kreiste in einer
Warteschleife über dem Flugplatz.
Alle hatten sich eingefunden. Alle, die sich für Resurrection
beworben hatten und angenommen worden waren.
Die Auserwählten.
Sie waren in den Fünfzigern, Sechzigern, Siebzigern und
einige wenige in den Achtzigern.
Allesamt Industriekapitäne, bedeutende Wissenschaftler,
Börsenmagnaten und Politiker aus der ganzen Welt. Legenden
schon zu Lebzeiten.
Allesamt Männer. Jeder Einzelne von ihnen.
Die Auserwählten.
Sie trugen ausnahmslos kostspielige, dunkle Anzüge, und alle
bis auf einige Behinderte hielten sich stolz und aufrecht, als sie
aus ihren Maschinen stiegen. Sie waren es gewohnt, das Sagen
zu haben und alles und jeden um sich herum zu kontrollieren.
Dr. Ethan Kane beobachtete, wie sie zu ihm kamen, und selbst
er erschauerte bei diesem Anblick. Angesichts der Ironie von
alledem. Der Ironie, dass diese wenigen Männer gerettet werden
würden.
Er und seine Chirurgen standen als Empfangskomitee da und
begrüßten jeden Einzelnen der Mächtigen und Einflussreichen
mit der gebotenen Ehrerbietigkeit und dem gebotenen Respekt.
Diese Männer waren daran gewöhnt; sie erwarteten nichts
weniger, nicht einmal hier, obwohl sie zu ihm kamen wie Bettler
zu einem König.
Dr. Kane schüttelte die Hand des gegenwärtigen Präsidenten
der Vereinigten Staaten, doch dann winkte er ihn weiter und
entließ ihn praktisch aus seiner Audienz, um sich dem Nächsten
zuzuwenden.
Hinter dem Präsidenten wartete jemand, der viel wichtiger
war. Bedeutender, mächtiger und unendlich viel würdiger,
errettet zu werden; der bedeutendste Wissenschaftler aus
Deutschland. Ein Genie, das fast auf der gleichen Stufe stand
wie Dr. Kane selbst.
Und hinter diesem ein Mann, der noch bedeutender war. Ein
Mann vom chinesischen Festland.
Es fiel Dr. Kane leicht, mit jedem der Männer ein paar
belanglose Höflichkeiten auszutauschen und sie herzlich
anzulächeln. Alle dreißig. Sie waren die Auserwählten – genau
wie er selbst.
Sie waren die letzte und einzige Hoffnung der Welt.
Ein lautes Stöhnen
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