Patterson James
Bester. Ich
habe für alles Vorsorge getroffen. Tut mir Leid, dass ich nicht
bleiben und ein Schwätzchen mit Ihnen halten kann«, sagte
Kane. »Ich bin sicher, Sie haben alle möglichen faszinierenden
Fragen und Einsichten, aber wir sind im Augenblick ein wenig
überbelegt.«
»Hören Sie zu!«, tobte Kit. Er konnte sich immer noch nicht
bewegen. Nicht einen Zentimeter.
Doch Ethan Kane wandte sich ab, ohne ihn eines weiteren
Blickes zu würdigen. Kit fühlte sich vollkommen hilflos, wie ein
Käfer, der sich in einem Spinnennetz verfangen hatte. Kane
würde ihn ganz bestimmt nicht am Leben lassen, auf keinen Fall
würde er das.
Er beobachtete, wie der Arzt zu einem Schrank an der Wand
über einem Waschbecken trat und eine Spritze sowie eine kleine
Flasche entnahm. Was hatte das nun schon wieder zu bedeuten?
Der Todesarzt schraubte die Nadel auf die Spritze, stieß die
Spritze durch die Gummikappe der Flasche und zog sie auf.
Er stellte die Flasche in den Schrank zurück und wandte sich
mit der Spritze in der Hand um.
»Sagen Sie mir einfach, was Sie wollen«, sagte Kit
verzweifelt. »Ich werde Ihnen die Wahrheit erzählen, alles was
ich weiß.«
Ethan Kane lachte leise. »Das wird ein wenig piksen«,
entgegnete er.
Alles war so unglaublich verwirrend. So chaotisch. So
hoffnungslos.
Ich erwachte aus meiner neuerlichen Betäubung in Ethan
Kanes Büro.
Ich war sorgfältig, nahezu kunstvoll so positioniert worden,
dass ich auf einen großen transparenten Tank blickte, gefüllt mit
einer klaren Flüssigkeit, in der alle möglichen dunklen Objekte
schwebten.
Ich blinzelte angestrengt und versuchte etwas zu erkennen.
Was sind das für rote Dinger? Dann erkannte ich, was es war. Fötenherzen. Die Herzen ungeborener Kinder!
»Mein Gott!«, flüsterte ich. »Mein Gott, warum hast du mich
verlassen? Warum jetzt? «
Doch es wurde noch schlimmer. Ich war an einen Rollstuhl
gefesselt. Dr. Kane saß an seinem Schreibtisch und arbeitete
gelassen und konzentriert. »Ich möchte mit Ihnen über die
Kinder sprechen«, sagte er, ohne von seiner Arbeit aufzublicken.
»Sie könnten sich als Hilfe erweisen. Ich muss alles erfahren,
was es über die Experimente zu erfahren gibt, die in der Schule
an ihnen durchgeführt wurden. Ich weiß, dass Sie die Kinder
eingehend untersucht haben.«
»Wo sind die Kinder?«, fragte ich, sobald ich meine Stimme
wieder halbwegs im Griff hatte.
»Oh, es geht ihnen gut. Aber mich interessieren die Kinder im
Augenblick einen Dreck, Dr. O’Neill. Ich will jetzt mit Ihnen
reden. Ich habe das Gefühl, dass Sie meine Arbeit besser
verstehen, als Sie sich im Augenblick vielleicht vorstellen
können. Sie waren dort in der Schule. Und Sie besitzen
sicherlich wertvolle Informationen über die Vogelkinder, nicht
wahr? Sie sind Tierarzt. Ich bin es nicht. Sie können mir bei
meiner Arbeit helfen. Falls Sie sich dazu entscheiden.«
»Ich würde Ihnen nicht einmal dann helfen, wenn Sie an
einem Hühnchenknochen ersticken!«, spuckte ich aus.
Kanes Miene wurde kalt. »Gut gesagt. Für eine Idiotin wie Sie
jedenfalls. Und jetzt hören Sie mir einmal genau zu, Frannie.
Sagen Sie kein Wort mehr, oder ich schneide Ihnen die Zunge
heraus.
Verstehen Sie, wie bedeutsam es ist, das menschliche Leben
zu verbessern und zu verlängern? Das müssen Sie doch
verstehen! Im letzten Monat haben wir ein mathematisches
Genie aus London wieder ins Leben zurückgeholt. Die Welt
braucht das Genie dieses Mannes dringend! Man kann sich
kaum vorstellen, was sein Verstand in den kommenden
Jahrzehnten alles hervorbringen wird! Begreifen Sie eigentlich,
was ich sage? Vielleicht ein wenig? Schaffen Sie es, einen Blick
über den Tellerrand ihrer veralteten ethischen Grundlagen zu
werfen?«
»Absolut nicht!«, brüllte ich ihn an. »Was geht hier vor? Was
ist ›Resurrection‹?«
Kane erhob sich hinter seinem Schreibtisch. »Was
Resurrection ist? Wo soll ich anfangen? Okay, ich möchte Sie in
ein kleines Geheimnis einweihen. Unser Geheimnis. Ich bin
einer der ersten Nutznießer, wissen Sie? Neue Organe, und in
meinem Fall – ein neuer Körper und ein neuer Kopf.«
Ich hatte das Gefühl, als würde die Welt stehen bleiben,
während ich versuchte zu begreifen, was ich soeben gehört
hatte. Ich starrte seine glatte, rosige Haut an, seine hellen blauen
Augen, das dichte, volle Haar.
Er schenkte mir erneut sein strahlendstes Lächeln. Er wusste,
dass er mir soeben den Schock meines Lebens versetzt
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