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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todesschwur
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Vierundzwanzig
    Menschen wurden getötet.«
Mein Adrenalinspiegel stieg auf ungeahnte Höhen an. »Wie
finde ich diesen Mann, Yuri?«
»Leider kann ich Ihnen seine Mobilnummer nicht geben,
Inspector.« Plakhov kicherte. »Es ist klar, dass er mehrere
Identitäten und Ausweise benutzt. Estländisch, bulgarisch. Er
hieß Kristich, Danilov oder Mastarch. Wir glauben, er war
letztes Jahr in Paris, als dieser venezolanische Ölminister getötet
wurde. Die Spur verliert sich. Ich bezweifle, dass er sich in
Russland aufhält. Es heißt, er ist hier als der eh-oop bekannt, der
Aal. Sehr glitschig, verstehen Sie? Ich kann Ihnen eine Aufnahme von den Fingerabdrücken rüberschicken, wenn Sie
möchten.«
»Gerne«, erwiderte ich. Der Aal. Ein schleimiger, widerlicher
Aal. Die Puzzleteile fügten sich zusammen. »Wo könnte ich mit
der Suche anfangen, Yuri?«
Er schwieg einen Moment, während er in seiner Datei weiter
nach unten scrollte. »Vielleicht in Ihrem eigenen Außenministerium, Inspector. Nach dem zu urteilen, was ich hier sehe,
könnten die Ihnen besser helfen als wir.«
Das Außenministerium. Unser Außenministerium. »Warum
das?«
»Wegen Remlikovs letztem Aufenthaltsort. Man geht davon
aus, dass er in Israel lebt, Inspector.«

87
    Endlich hatte ich etwas, worauf ich mich konzentrieren konnte.
Das Bartgesicht hatte einen Namen und eine Geschichte. Kurz
nach dem Anruf kamen Remlikovs Fingerabdrücke per Fax,
doch meine Augen waren einfach zugefallen.
    Ich schlief bis um neun, dann rasierte ich mich und duschte,
bevor ich einen ehemaligen FBI-Kollegen anrief und fragte, ob
er sich gegen zehn mit mir treffen könnte.
    Senil Chumra war ein molliger, liebenswürdiger Inder, dessen
Büro nicht im offiziellen FBI-Gebäude in der Innenstadt lag,
sondern in einem nichts sagenden Lagergebäude oben an der
18th Street und 10th Avenue mit Blick auf den Fluss. Chumra
leitete einen Spezialbereich des FBI, den wir mit CAF bezeichneten.
    Computer Assisted Forensics.
Diese Jungs konnten E-Mails aufspüren, in Computer eindringen, sich einen Weg durch kodierte Passwörter bahnen oder
komplizierte Verschiebungen von Bargeld auf Auslandskonten
nachverfolgen. Ich hatte mit ihm zusammengearbeitet, um die
Zahlungen von Gewerkschaftsgeldern auf Cavellos Konto auf
den Caymaninseln aufzuspüren. Ein anderes Talent von Senil
war die Manipulation von Digitalbildern.
»Hallo, Nick.« Senil strahlte übers ganze Gesicht, als ich
durch die Tür seines Labors trat. Die Techniker mochten es,
wenn einer der so genannten berühmten Jungs bei ihnen
auftauchte. »Hab dich schon eine Weile nicht gesehen. Wo hast
du gesteckt?«
»Mir geht’s ganz gut, Chummie«, log ich. »Viel zu tun.« Diese
Technikkönige hatten sich ihren eigenen Kokon gesponnen, also
bestand kaum die Chance, dass er wusste, was mit mir los war –
oder, in diesem Fall, nicht mit mir los war. »Hast du die E-Mail
bekommen, die ich dir geschickt habe?«
»Habe ich.« Er rollte vielleicht ein wenig enttäuscht hinüber
zu seinem Mac-Bildschirm. »Hab’s hier hochgeladen.«
Als Senil mit der Maus klickte, sprang Cavellos bärtiger
Komplize auf den Bildschirm. »Okay, Nick, was soll ich für
dich tun?«
»Ich möchte das Bild ändern, Chummie, um zu sehen, ob es zu
jemandem passt, den ich kenne.«
Er nickte, beugte sich zum Bildschirm vor und ließ seine
Fingerknöchel knacken. Nach einem weiteren Mausklick
erschien ein Gitter über dem Bild. »Schieß los.«
»Zuerst muss der Bart weg.«
»Das ist einfach.« Senil tippte ein paar Koordinaten ein,
woraufhin das Bild auf ein kleines Quadrat vom Gesicht des
Verdächtigen reduziert wurde. Mit dem Cursor markierte er die
Umrisse des Barts.
»Woran arbeitest du derzeit?«, erkundigte er sich währenddessen. »Die Sache mit Cavello wurde für euch C-10-Jungs
ziemlich brenzlig. Was meinst du, hat er sein Gesicht verändert?«
»So was in der Art«, meinte ich, ohne auf seine Neugier näher
einzugehen. »Ist nur eine Ahnung.«
»Eine Ahnung.« Er seufzte und ließ das Thema fallen. »Diesen
Vorgang nennen wir ›Transplantation‹«, erklärte er, während er
den Bart um das Kinn herum wegradierte. »Im Grunde genommen eliminieren wir einen Bereich – eine Hauttönung, eine
Narbe, in diesem Fall einen Bart …«
Und schon hatte der Verdächtige ein glattes Gesicht. »Dann
geht’s ans Transplantieren.« Senil kopierte ein Stück Haut, füllte
damit den überarbeiteten Teil aus und glättete die Ränder.

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