Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da
in der richtigen Stimmung.«
»Schön, dein häßliches Gesicht wiederzusehen«, sagte ich zu Sampson. Schließlich mußte ich lächeln. Wir lächelten beide. Dann lachten wir im Auto laut auf.
»Freut mich auch, dich wiederzusehen, mein süßer Brauner. Du hörst sicher gern, daß du immer noch ganz gut aussiehst. Man sieht dir den Streß kaum an. Machen wir uns an die Arbeit. Weißt du, der arme Irre tut mir geradezu leid, wenn wir ihn heute schnappen, was sehr wahrscheinlich ist, wie ich hinzufügen sollte.«
Sampson und ich bildeten auch Zwillinge. Es war ein so gutes Gefühl wie eh und je.
88. Kapitel
Sampson und ich trafen Dekan Browning Lowell beim Austoben in der neuen Turnhalle in Allen Hall auf dem Campus der Duke University an. Die Turnhalle füllten die neuesten und großartigsten Geräte für Muskelaufbau und Stärkung: glänzende neue Rudermaschinen, StairMasters, Tretmühlen, Gravitrons. Dekan Lowll arbeitete mit Hanteln. Wir mußten mit ihm über Wick Sachs reden, Doktor der Pornographie. Sampson und ich beobachteten Browning Lowell bei einer Reihe von seitlichen Hebungen, dann bei Stößen mit den Beinen. Es war eine eindrucksvolle Ausarbeitung, sogar nach den Maßstäben so fitneßbewußter Typen wie uns beiden. Lowell war körperlich durchaus ein Phänomen.
»So sieht ein olympischer Gott also aus der Nähe aus«, sagte ich, als wir schließlich über den Turnhallenboden auf ihn zuschlenderten. Aus den Wandlautsprechern sang Whitney Houston. Whitney brachte die ganzen Professorentypen bis zum Maximum auf Trab.
»Du gehst neben einem olympischen Gott her«, rief mir Sampson ins Gedächtnis.
»Das kann man in der Gegenwart der großen und doch so bescheidenen Götter leicht vergessen«, sagte ich und grinste. Dekan Lowell sah auf, als er unsere Straßenschuhe auf dem Turnhallenboden hörte. Sein Lächeln war freundlich und einladend. Der nette Kerl Browning Lowell. Er wirkte wirklich wie ein netter Kerl. Er gab sich alle Mühe, diesen Eindruck zu erwecken.
Ich brauchte alle Insidereinzelheiten, die ich schnell von ihm bekommen konnte. Irgendwo in North Carolina mußte es ein fehlendes Puzzlestück geben, das diesen ganzen Morden und Machenschaften einen Sinn verlieh. Ich stellte Sampson vor, und wir ließen die höfliche Konversation aus. Ich fragte Lowell, was er über Wick Sachs wisse.
Der Dekan war äußerst kooperativ, wie bei unserer ersten Begegnung. »Sachs ist unser Campuswüstling vom Dienst, schon seit einem Jahrzehnt. An jeder Universität scheint es wenigstens einen zu geben«, sagte Dekan Lowell und runzelte die Stirn. Mir fiel auf, daß sogar seine Stirnfalten Muskeln hatten. »Sachs ist allgemein bekannt als Doktor Unrat. Er hat jedoch fachliche Kompetenz und ist nie bei etwas völlig Ungehörigem erwischt worden. Ich nehme an, ich sollte im Zweifelsfall zu seinen Gunsten plädieren, aber das werde ich nicht tun.«
»Haben Sie je was von seiner Sammlung aus Büchern und Filmen gehört, die er in seinem Haus aufbewahrt? Pornographie, getarnt als Erotika?« übernahm Sampson die nächste Frage.
Lowell hörte mit den kraftvollen Übungen auf. Er sah uns beide lange an, ehe er wieder etwas sagte. »Ist Dr. Sachs im Fall dieser verschwundenen jungen Frauen ein ernsthafter Verdächtiger?«
»Es gibt viele Verdächtige, Herr Dekan. Mehr kann ich im Augenblick nicht sagen.« Es war die Wahrheit.
Lowell nickte. »Ich respektiere Ihre Einschätzung der Situation, Alex. Ich will Ihnen ein paar Dinge über Sachs sagen, die wichtig sein könnten.« Er hatte die Übungen jetzt beendet und trocknete sich den kräftigen Hals und die Schultern ab. Sein Körper sah aus wie ein polierter Stein. Lowell sprach weiter, während er sich sorgfältig abtrocknete.
»Lassen Sie mich ganz vorn anfangen. Vor einer Weile hat es hier einen infamen Mord an einem jungen Paar gegeben. Das war 1981. Wick Sachs war damals geisteswissenschaftlicher Studienanfänger, ein brillanter Kopf. Ich war damals Dozent. Als ich Dekan wurde, erfuhr ich, daß Sachs bei der Mordermittlung zu den Verdächtigen gehört hatte, daß seine Unschuld jedoch erwiesen worden war. Es gab keinerlei Beweise dafür, daß er mit dem Mord auch nur das geringste zu tun hatte. Ich kenne nicht alle Einzelheiten, aber Sie können das bei der Polizei von Durham nachprüfen. Es war im Frühling einundachtzig. Die ermordeten Studenten waren Roe Tierney und Tom Hutchinson. Ich weiß noch, daß es ein Riesenskandal war. Damals konnte ein
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