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Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Titel: Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Casanova. Sie hatte mit etwas zu tun, das ich bei den Schießereien im Wald und auf der Straße in Chapel Hill gesehen hatte. Ich erinnerte mich an Rudolphs letzte Worte: Sie werden ihn niemals finden. Sag niemals nie, Will.
    Kyle Craig war an jenem warmen, dunstigen Nachmittag vor Ort am Schreckenshaus. Außerdem waren etwa zweihundert Männer und Frauen von der Polizei aus Chapel Hill und Durham da, dazu Soldaten aus Fort Bragg, North Carolina. Sie würden die Ungeheuer in Menschengestalt aus der Nähe kennenlernen, persönlich.
    »Was für eine unglaubliche Zeit, am Leben zu sein, ein Cop zu sein«, sagte Kyle zu mir. Jedesmal, wenn ich ihn sah, war sein Humor eine Spur schwärzer geworden. Er machte mir Sorgen. Kyle war meistens ein Einzelgänger. So karrierebesessen. Er wirkte so zielstrebig. Er hatte schon auf den Bildern im Jahrbuch der Duke University, die ich von ihm gefunden hatte, so ausgesehen.
    »Mir tun die Leute von hier leid, die dazu abkommandiert worden sind«, sagte ich zu Kyle. »Sie werden es bis zu ihrem Todestag nicht mehr vergessen. Sie werden jahrelang davon träumen.«
    »Und was ist mit dir, Alex?« fragte Kyle. Seine eindringlichen, graublauen Augen bohrten sich in meine. Manchmal schien ihm fast etwas an mir zu liegen.
    »Oh, ich habe jetzt so viele Alpträume, daß sich schwer sagen läßt, welcher mir der liebste ist«, gestand ich mit einem dünnen Lächeln. »Ich kehre bald nach Hause zurück. Dann lasse ich meine Kinder eine Weile bei mir im Bett schlafen. Das tun sie sowieso liebend gern. Den wahren Grund dafür werden sie nicht begreifen. Wenn mich die Kinder beschützen, kann ich ganz gut schlafen. Sie hämmern mir gegen die Brust, wenn ich einen Alptraum habe.«
    Schließlich lächelte Kyle. »Du bist ein ungewöhnlicher Mann, Alex. Du bist unglaublich offen und zugleich so verschwiegen.«
    »Ich werde jeden Tag ungewöhnlicher«, sagte ich zu Kyle. »Wenn dir demnächst ein neues Ungeheuer über den Weg läuft, mach dir nicht die Mühe, mich anzurufen. Ich hab’ von Ungeheuern die Nase voll.«
    Ich sah ihm in die Augen, versuchte, einen Kontakt herzustellen, was mir nicht völlig gelang. Kyle war auch verschwiegen; soweit ich wußte, niemandem gegenüber besonders offen.
    »Wenn sich’s vermeiden läßt, laß ich’s bleiben«, sagte Kyle. »Ruh dich aber erst mal aus. Im Moment ist ein Ungeheuer in Chicago zugange. Ein weiteres in Lincoln und Concord in Massachusetts. Ein ganz besonders übler Typ entführt in Austin, Texas, kleine Kinder. Babys, genau gesagt. Es gibt Wiederholungsmörder in Orlando und Minneapolis.«
    »Hier gibt es noch Arbeit für uns«, rief ich Kyle ins Gedächtnis.
    »Ach ja?« Seine Stimme triefte vor Ironie. »Was für Arbeit, Alex? Du meinst, mit dem Spaten?«
    Kyle und ich beobachteten die entsetzliche Szene, die sich in der Nähe des Schreckenshauses entfaltete. Siebzig bis achtzig Männer gruben die Wiese im Westen des »verschwundenen« Hauses um. Sie arbeiteten mit schweren Pickeln und Schaufeln. Suchten nach den Leichen von Mordopfern. Arbeit mit dem Spaten. Seit 1981 waren im ganzen Süden schöne und intelligente Frauen von den beiden Ungeheuern entfuhrt und ermordet worden. Es war eine dreizehnjährige Schreckensherrschaft.
    Erst verliebe ich mich in eine Frau. Dann nehme ich sie mir einfach.
    Das hatte Rudolph in Kalifornien in sein Tagebuch geschrieben. Ich fragte mich, ob das ein Gedanke von ihm oder von seinem Zwilling war. Ich fragte mich, wie schmerzlich Casanova seinen Freund jetzt vermißte. Wie trauerte er um ihn? Wie wollte er über seinen Verlust hinwegkommen? Hatte er schon einen Plan?
    Ich glaubte, daß Casanova Rudolph irgendwann um das Jahr 1981 herum kennengelernt hatte. Sie teilten ihr verbotenes Geheimnis: Sie entführten gern Frauen, vergewaltigten sie und folterten sie manchmal auch. Irgendwie kamen sie auf die Idee, sich einen Harem aus ganz besonderen Frauen zu halten, Frauen, die ihr Interesse wachhalten konnten. Vorher hatten sie nie jemanden gehabt, mit dem sie ihre Geheimnisse teilen konnten. Dann hatten sie plötzlich einander. Ich versuchte mir vorzustellen, wie es war, wenn man sich niemandem anvertrauen konnte – kein einziges Mal – und dann jemanden zum Reden fand, wenn man einundzwanzig oder zweiundzwanzig war.
    Die beiden hatten ihre bösen Spiele getrieben, ihren Harem aus Schönheiten im Forschungsdreieck und im ganzen Südosten eingesammelt. Meine Theorie über die Zwillingsbildung war der Wahrheit

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