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Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Titel: Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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nahegekommen. Sie genossen es, schöne Frauen zu entführen und gefangenzuhalten. Sie hatten außerdem miteinander konkurriert. So sehr, daß Will Rudolph schließlich eine Weile allein losziehen mußte. In Los Angeles. Dort war er der Gentleman geworden. Er hatte versucht, es allein zu schaffen. Casanova, der mehr an seinem Revier hing, machte im Süden weiter, aber sie blieben in Verbindung. Sie tauschten Geschichten aus. Sie mußten sich austauschen. Daß sie ihre Abenteuer teilten, gehörte für beide zum Nervenkitzel. Schließlich erzählte Rudolph seine Geschichten einer Reporterin der Los Angeles Times. Er kostete Ruhm, wurde berüchtigt, und das gefiel ihm. Bei Casanova war das anders. Er war eher ein Einzelgänger. Er war das Genie, der Kreativere, glaubte ich.
    Ich glaubte zu wissen, wer er sein könne. Ich glaubte, ich hatte Casanova ohne Maske gesehen.
    Am schwindelerregenden Verbrechensschauplatz gingen mir ständig seltsame, geheime Gedanken durch den Kopf. Der Kopf lief mir heiß, aber das spielte keine Rolle mehr; das hatte schon eine Weile keine Rolle mehr gespielt.
    Casanova, der Mörder mit einem Revier, dachte ich. Er war vermutlich immer noch in der Gegend von Durham und Chapel Hill. Er hatte Will Rudolph um die Zeit des Mordes an dem Goldpaar kennengelernt. Bis jetzt hatte er alles mit fast perfekter Klarheit durchdacht. Bei der Schießerei vor zwei Tagen hatte er schließlich einen Fehler gemacht. Einen kleinen Fehler, aber manchmal war nicht mehr nötig… Ich glaubte zu wissen, wer Casanova sein könne. Aber ich konnte diesen Gedanken nicht mit dem FBI teilen. Ich war ihr Joker, nicht wahr? Der Außenseiter bei diesem Fall. Na schön. Kyle Craig und ich beobachteten dieselbe Stelle in dem hohen, wehenden Gras und Geißblatt, dort, wo gegraben wurde. Massengräber, dachte ich, während ich den grauenhaften Schauplatz musterte. Wie ungeheuerlich in den neunziger Jahren. Ein großer, kahl werdender Mann richtete sich aus einem tiefen Loch in der weichen Erde auf. Er winkte, die langen Arme hoch über den schweißglänzenden Kopf erhoben.
    »Bob Shaw!« rief er laut und deutlich seinen Namen. Der Name des Gräbers war ein Signal dafür, daß eine weitere Frauenleiche gefunden worden war. Ein ganzes Korps von Gerichtsmedizinern aus North Carolina war am unerträglich grausigen Schauplatz. Einer lief in einem seltsamen, schiefen Watschelgang, der Kyle und mich unter anderen Umständen zum Lachen gebracht hätte, zu dem Gräber hinüber. Er reichte Shaw die Hand und half ihm aus dem Grab. Die Fernsehkameras vor Ort bewegten sich auf Shaw zu, der von der Armee in Fort Bragg war.
    Eine attraktive Reporterin wurde gepudert, ehe sie in die Kamera sprach.
    »Eben ist das dreiundzwanzigste Opfer gefunden worden«, sagte die Reporterin mit angemessenem Ernst. »Bis jetzt scheinen alle Opfer junge Frauen gewesen zu sein. Die grauenhaften Morde -«
    Ich wandte mich von der Fernsehberichterstattung ab und mußte laut seufzen. Ich dachte an Kinder wie Dämon und Janelle, die sich dieses Schauspiel zu Hause anschauten. Das war die Welt, die sie erbten. Ungeheuer in Menschengestalt, die auf der Erde herumstreiften, die meisten in Amerika und Europa. Warum? Lag es an etwas im Wasser? Am fettreichen Fast Food? Oder am Fernsehen am Samstag morgen?
    »Zum Teufel, Alex, geh nach Hause«, sagte Kyle zu mir. »Es ist jetzt vorbei. Du wirst ihn nicht fassen, das verspreche ich dir.«
115. Kapitel
    Sag niemals nie. Das gehört zu meinen wenigen Motti als Cop. Mein Körper war in kalten Schweiß gebadet. Mein Puls war nervös und unregelmäßig. Das war die Lösung, nicht wahr? Ich mußte einfach glauben, daß sie es war. Ich wartete in der heißen, windstillen Dunkelheit vor einem kleinen, schindelgedeckten Haus im Stadtteil Edgemont von Durham. Es war eine für die Südstaaten typische Mittelschichtgegend.
    Hübsche Mittelschichthäuser, amerikanische und japanische Autos in etwa gleicher Zahl, in sauberen Streifen gemähter Rasen, vertraute Kochgerüche. Seit sieben Jahren wohnte Casanova hier.
    Ich hatte den frühen Abend im Archiv der Herald Sun verbracht. Ich hatte noch einmal alles gelesen, was die Zeitung über die unaufgeklärten Morde an Roe Tierney und Tom Hutchinson berichtet hatte. Ein Name, der in der Herald Sun erwähnt wurde, half mir beim Kombinieren, bestätigte jedenfalls meinen Verdacht und meine Befürchtungen. Hunderte von Ermittlungsstunden. Das Lesen und Wiederlesen der Polizeiberichte von Durham.

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