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Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Titel: Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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schien ihr nicht wichtig zu sein, viel Geld zu verdienen. Wozu auch? Damit sie sich zehn Paar schwarze Schnürstiefel leisten konnte?
    Kate McTiernan trug ihre übliche Unikleidung: einen adretten weißen Arztkittel, Khakihemd, wettergegerbte hellbraune Hosen, die treuen schwarzen Schnürstiefel. Zu ihr paßte das. Kate hatte Charakter. War nicht angepaßt. Hatte etwas Überraschendes an sich. War auf seltsame Weise stark verführerisch. An Kate McTiernan hätte fast alles gut ausgesehen, noch die hausbackenste Version von billigem Schick. Vor allem gefiel Casanova Kate McTiernans Respektlosigkeit gegenüber dem Universitäts- und Krankenhausleben, besonders gegenüber der geheiligten medizinischen Fakultät. Das merkte man daran, wie sie sich anzog, an der Lässigkeit, mit der sie sich bewegte, an ihrem ganzen Lebensstil. Sie trug selten Makeup. Sie wirkte sehr natürlich, und bis jetzt war ihm an ihr noch nichts Unechtes oder Hochnäsiges aufgefallen.
    Sie war sogar eine Spur linkisch, was man bei ihr nicht erwartete. Vor ein paar Tagen hatte er gesehen, wie sie hochrot anlief, nachdem sie vor der Perkins Library über ein Geländer gestolpert und mit der Hüfte gegen eine Bank geprallt war. Das hatte ihn ungeheuer für sie erwärmt. Er konnte Rührung empfinden, menschliche Wärme spüren. Er wollte, daß Kate ihn liebte… Er wollte sie wieder lieben.
    Deshalb war er so besonders, so anders. Das unterschied ihn von allen anderen eindimensionalen Mördern und Schlächtern, von denen er gehört oder gelesen hatte, und er hatte alles über das Thema gelesen. Er konnte alles spüren. Er konnte lieben. Das wußte er.
    Kate sagte etwas Witziges zu einem Professor, dem Aussehen nach in den Vierzigern, als sie an ihm vorbeiging. Casanova konnte es von seinem Beobachtungspunkt aus nicht hören. Kate drehte sich nach einer schnellen, schlagfertigen Antwort um, ging aber weiter, ließ den Professor mit ihrem strahlenden Lächeln hinter sich zurück, damit er etwas zum Nachdenken hatte. Casanova sah eine leichte Schaukelbewegung, als Kate sich nach ihrem kurzen Wortwechsel mit dem Professor umdrehte. Ihre Brüste waren weder zu groß noch zu klein. Ihr langes braunes Haar war dicht und wellig, glänzte im Licht des frühen Abends mit einem leichten Schimmer Rot. In jeder Hinsicht perfekt. Er beobachtete sie seit über vier Wochen und wußte, daß sie die Richtige war. Er konnte Dr. Kate McTiernan mehr lieben als alle anderen. Einen Augenblick lang glaubte er das. Er sehnte sich danach, es zu glauben. Er sagte leise ihren Namen – Kate… Dr. Kate.
    Tick-fick.
11. Kapitel
    Sampson und ich wechselten uns bei der vierstündigen Fahrt von Washington nach North Carolina am Steuer ab. Während ich fuhr, schlief der Berg von einem Mann. Er trug ein schwarzes T-Shirt, auf dem unverblümt SECURITY stand. Sparsamkeit mit Worten. Wenn Sampson am Lenkrad meines alten Porsche saß, setzte ich Kopfhörer auf. Ich hörte Big Joe Williams, dachte an Scootchie, kam mir immer noch ausgehöhlt vor.
    Ich konnte nicht schlafen, hatte in der Nacht davor nicht mehr als eine Stunde geschlafen. Ich fühlte mich wie ein untröstlicher Vater, dessen einzige Tochter vermißt wird. An diesem Fall schien etwas nicht zu stimmen.
    Wir kamen gegen Mittag in den Süden. Etwa hundertfünfzig Kilometer von hier entfernt war ich geboren, in Winston – Salem. Seit meinem zehnten Lebensjahr, als meine Mutter starb und meine Brüder und ich nach Washington gebracht wurden, war ich nicht mehr dort gewesen.
    In Durham war ich schon einmal gewesen, bei Naomis College-Abschlußfeier. Sie hatte summa cum laude abgeschlossen und erntete eine der lautesten, jubelndsten Ovationen in der Geschichte der Zeremonie. Die Familie Cross war in voller Besetzung dabeigewesen. Es war ein besonders glücklicher, stolzer Tag für uns alle.
    Naomi war das einzige Kind meines Bruders Aaron, der mit dreiunddreißig an Zirrhose starb. Nach seinem Tod wurde Naomi schnell erwachsen. Ihre Mutter mußte jahrelang sechzig Stunden in der Woche arbeiten, um beide zu ernähren; deshalb war Naomi schon mit etwa zehn Jahren für das Haus verantwortlich. Sie war ein winziger General.
    Sie war ein altkluges kleines Mädchen, las Alice hinter den Spiegeln, als sie erst vier war. Ein Freund der Familie gab ihr Geigenstunden, und sie spielte gut. Sie liebte Musik, spielte immer noch, wann immer sie Zeit dazu hatte. Sie schloß die John Carroll High School in D. C. als Klassenbeste ab. So beschäftigt

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