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Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Titel: Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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ab, das begriff Kate.
    Sie versuchte verzweifelt, wach zu bleiben, aber die starke Droge aus dem feuchten Tuch fing an zu wirken. Kate gelang ein schneller Tritt von der Seite, gegen seine Lende gezielt. Sie spürte etwas Hartes. Oh, Scheiße!
    Er war auf sie vorbereitet. Er trug ein Sportlersuspensorium, um seine Weichteile zu schützen. Er kannte ihre Stärken. O Gott, nein. Woher wußte er soviel über sie?
    »Nicht nett, Kate«, flüsterte er. »Auf keinen Fall gastfreundlich. Ich weiß über dein Karate Bescheid. Du faszinierst mich.« Ihre Augen waren wild. Ihr Herz hämmerte so laut, daß sie glaubte, er könne es hören. Er jagte ihr eine Höllenangst ein. Er war stark und schnell und wußte Bescheid über ihr Karate, wußte, was sie als nächstes tun würde.
    »Hilfe! Hilfe, bitte!« schrie sie, so laut sie konnte. Kate versuchte nur, ihn mit ihren Schreien zu verscheuchen. Im Umkreis von etwa achthundert Metern war niemand in der Altweibergasse. Kräftige Hände packten wie Klauen nach ihr und bekamen ihren Arm oberhalb des Handgelenks zu fassen. Kate brüllte, als sie sich losriß.
    Er war stärker als die fortgeschrittenen Träger des schwarzen Gürtels in ihrer Karateschule in Chapel Hill. Ein Tier, dachte Kate. Ein wildes Tier… sehr rational und geschickt. Ein Berufssportler? Die wichtigste Lektion, die sie von ihrem Sensei in der Karateschule gelernt hatte, durchbrach die betäubende Angst und das Chaos des Augenblicks: Weiche allen Kämpfen aus. Wann immer es möglich ist, lauf vor einem Kampf davon. So lautete die Lektion – die beste aus Hunderten von Jahren der Erfahrung in der Kriegskunst. Wer niemals kämpft, bleibt am Leben und kann an einem anderen Tag kämpfen.
    Sie lief aus dem Schlafzimmer und den vertrauten, schmalen, gewundenen Flur entlang. Weiche allen Kämpfen aus. Lauf vor einem Kampf davon, sagte sie sich. Lauf, lauf, lauf. Die Wohnung wirkte dunkler als sonst bei Nacht. Kate begriff, daß er alle Vorhänge und Jalousien geschlossen hatte. Er hatte die Geistesgegenwart dazu gehabt. Die Ruhe. Einen Plan. Sie mußte besser sein als er, besser als sein Plan. Ein Ausspruch von Suntse hämmerte in ihrem Kopf: »Eine siegreiche Armee erringt ihre Siege, bevor es zur Schlacht kommt.« Der Eindringling dachte genau wie Suntse und ihr Sensei. Konnte es jemand aus ihrer Karateschule sein?
    Kate schaffte es in das Wohnzimmer. Sie konnte überhaupt nichts sehen. Er hatte auch hier die Vorhänge zugezogen. Ihr Sehvermögen und ihr Gleichgewichtsgefühl waren eindeutig gestört. Sie sah jeden Umriß und jeden Schatten im Zimmer doppelt. Der Teufel sollte ihn holen! Der Teufel! Während sie in dem weichen, von der Droge verursachten Nebel trieb, dachte sie an die anderen Frauen, die in den Countys Orange und Durham verschwunden waren. Sie hatte in den Nachrichten gehört, daß eine weitere Leiche gefunden worden war. Eine junge Mutter von zwei Kindern.
    Sie mußte aus dem Haus entkommen. Vielleicht würde die frische Luft sie wiederbeleben. Sie stolperte zur Tür. Etwas versperrte ihr den Weg. Er hatte das Sofa gegen die Tür geschoben! Kate war zu schwach, es wegzustoßen. Vor Verzweiflung schrie sie wieder laut. »Peter! Komm, hilf mir! Hilf mir, Peter!«
    »Oh, halt das Maul, Kate. Du triffst dich ja nicht einmal mehr mit Peter McGrath. Du hältst ihn für einen Vollidioten. Außerdem ist sein Haus elf Kilometer von hier entfernt. Elf Komma sieben Kilometer. Ich habe es überprüft.« Seine Stimme war so ruhig und rational. Es war wie ein Tag in der Psychopathologie. Und er kannte sie eindeutig, wußte Bescheid über Peter McGrath, wußte alles. Er war irgendwo dicht hinter ihr in der elektrisierenden Dunkelheit. In seiner Stimme war keine Dringlichkeit, keine Panik. Für ihn war das hier wie ein Badeausflug.
    Kate wich schnell nach links aus, weg von der Stimme, weg von dem menschlichen Ungeheuer in ihrem Haus. Ein quälender Schmerz fuhr durch ihren Körper, und sie schrie auf.
    Sie hatte sich das Schienbein an dem niedrigen, unsagbar idiotischen Glastisch angeschlagen, den ihre Schwester Carole Anne ihr geschenkt hatte. Ein wohlmeinender Versuch von Carole, der Wohnung etwas mehr Klasse zu geben. O Mann, wie sie diesen Tisch haßte. Ein stechender, pulsierender Schmerz ging durch ihr linkes Bein.
    »Hast du dir den Zeh angestoßen, Kate? Warum hörst du nicht damit auf, in der Dunkelheit herumzurennen?« Er lachte, und es war ein ganz normal klingendes Lachen – fast freundlich. Er

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