Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da
von Status! Und ob. Dr. Will Rudolph war der mächtigste Mann in Los Angeles.
Er genoß das Gefühl der Sicherheit, das ihm das gab, die beruhigenden Artikel auf den Titelseiten, die ihm bestätigten, daß er tatsächlich existierte, nicht nur eine Ausgeburt seiner Phantasie war. Der Gentleman hatte die Macht über eine ganze Stadt, noch dazu über eine einflußreiche Großstadt.
Er schlenderte an eine unwiderstehliche Blondine heran, in der Mode für Zwanzigjährige ausstaffiert.
Sie sah sich müßig Inkaschmuck an und machte den Eindruck, alles langweile sie: ihr ganzes Leben. Sie war die bei weitem attraktivste Frau im Nativity, aber sie zog ihn nicht deshalb an. Sie war absolut unberührbar. Sie sendete ein deutliches Signal, selbst in einem teuren Laden, in dem es von anderen attraktiven Frauen zwischen zwanzig und dreißig wimmelte. Ich bin unberührbar. Schlag’s dir aus dem Kopf. Du bist meiner nicht würdig, ganz gleich, wer du bist.
Er spürte, wie in seiner Brust der Donner grollte. Am liebsten hätte er in der teuren, vollen Boutique laut geschrien. Ich kann dich haben. Ich kann es! Du hast keine Ahnung – aber ich bin der Gentleman. Die Blondine hatte einen vollen, arroganten Mund. Sie wußte, daß sie weder Lippenstift noch Lidschatten nötig hatte. Sie war schlank und hatte eine schmale Taille. War elegant in ihrem persönlichen südkalifornischen Stil. Sie trug eine verschossene Baumwollweste, einen Wickelrock und bunte Mokassins. Ihre Bräune war gleichmäßig und perfekt, sah gesund aus. Schließlich schaute sie in seine Richtung. Ein Blick wie ein Schlag, dachte Dr. Will Rudolph.
Himmel, was für Augen. Er wollte sie für sich allein haben. Er wollte sie zwischen den Fingern rollen, sie als Talisman mit sich herumtragen.
Sie sah einen großen, schlanken, interessant aussehenden Mann Anfang Dreißig. Er hatte breite Schultern und war gebaut wie ein Sportler oder Tänzer. Die von der Sonne aufgehellten braunen Locken waren zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Er hatte die blauen Augen eines irischen kleinen Jungen. Will Rudolph trug über dem konservativen blauen Oxfordhemd mit Ripskrawatte, wie sie in Krankenhäusern gern gesehen wurde, eine leicht zerknitterte weiße Arztjacke. Er hatte teure Stiefel von Dr. Martens an – unverwüstliches Schuhwerk. Er wirkte sehr selbstsicher. Sie sagte als erste etwas. Sie wählte ihn aus, nicht wahr? Ihre blauen Augen waren ruhig, unbesorgt, sehr sexy in ihrem Selbstvertrauen. Sie spielte mit einem ihrer vergoldeten Ohrringe. »Lag’s daran, daß ich nichts gesagt habe?«
Er fing zu lachen an, echt begeistert von ihrem erwachsenen Sinn für Humor bei der Scharade des Kennenlernens. An ihr könnte ich heute nacht viel Spaß haben, dachte er. Er wußte es. »Tut mir leid. Normalerweise starre ich Frauen nicht an. Jedenfalls lasse ich mich nicht dabei erwischen«, sagte er. Einen Augenblick lang konnte er mit dem Lachen nicht aufhören. Er hatte ein unbekümmertes, angenehmes Lachen. Es war ein modernes Werkzeug in seinem Gewerbe, vor allem in Hollywood, New York, Paris, seinen Lieblingsrevieren.
»Wenigstens sind Sie ehrlich«, sagte sie. Sie lachte jetzt auch, und ein goldenes Gliederhalsband klingelte an ihrer Brust. Er sehnte sich danach, die Hand auszustrecken und es abzureißen, mit der Zunge über ihre Brust zu fahren.
Wenn er es wollte, wenn das sein Wunsch war, auch nur eine Laune von ihm, war sie jetzt verloren. Sollte er weitermachen? Oder sich noch eine Weile umsehen?
Das Blut in seinem Kopf toste, wirbelte mit gewaltiger Macht. Er mußte sich entscheiden. Er sah wieder in die unbeschwerten blauen Augen der blonden Frau und las die Antwort. »Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht«, sagte er und versuchte, ruhig zu klingen, »aber ich glaube, ich habe hier etwas gefunden, das mir sehr gut gefällt.«
»Ja, ich glaube, ich habe vielleicht auch etwas gefunden«, sagte sie nach einer Pause. Dann lachte sie. »Woher sind Sie? Sie sind nicht von hier, nicht wahr?«
»Ursprünglich aus North Carolina.« Er hielt die klingelnde Tür für sie auf, und sie verließen gemeinsam den Laden. »Ich habe daran gearbeitet, meinen Akzent loszuwerden.«
»Das ist Ihnen gelungen«, sagte sie.
Sie war auf wunderbare Weise von sich beeindruckt, kein bißchen befangen. Sie hatte eine Aura aus Selbstvertrauen und Kompetenz – die er völlig vernichten würde. O Gott, er mußte diese Frau unbedingt haben.
61. Kapitel
»Los, Actionfans. Er kommt mit der
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