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Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Titel: Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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kein Makeup mehr, und ihr Äußeres machte Naomi angst. Seit Kate McTiernan die Flucht gelungen war, wurde es jeden Tag schlimmer.
    Casanova hatte eine neue Frau ins Haus gebracht. Anna Miller. Anna verstieß gegen die Hausregeln, genau wie es Kate McTiernan getan hatte. Naomi hatte die Hilfeschreie der Frau gehört, und vielleicht hatte Casanova sie auch gehört. Es war schwer, herauszubekommen, wann er fort war. Er kam und ging zu seltsamen Zeiten.
    In letzter Zeit ließ Casanova sie über immer längere Phasen hinweg ohne jeden Kontakt. Er würde sie nicht gehen lassen. Das war eine seiner Lügen. Naomi wußte, daß es für alle Frauen gefährlich wurde.
    Naomi spürte etwas Verzweifeltes in der Luft. Vor sich hörte sie Schreckensschreie, und sie versuchte, ihre aufsteigende Angst und Panik zu beruhigen. Sie hatte in den Sozialsiedlungen von Washington gelebt. Sie hatte schon früh Grauenhaftes erlebt. Als sie sechzehn war, waren zwei ihrer Freundinnen ermordet worden. Dann hörte sie ihn. Seine Stimme war seltsam und schrill. Er war wahnsinnig.
    »Kommt herein, Ladies. Seid nicht schüchtern. Bleibt nicht auf der Schwelle stehen! Kommt herein, kommt herein. Kommt zur Party, zur beschwingten Soiree.« Casanova schrie über den Rock ‘n’ Roll hinweg, der durch die Flure dröhnte. Naomi schloß kurz die Augen. Sie versuchte, sich zu sammeln. Ich will das nicht sehen, was es auch sein mag, aber ich muß.
    Schließlich ging sie hinein. Ihr Körper bebte. Was sie sah, war schlimmer als alles, woran sie sich aus den Siedlungen erinnerte. Sie mußte sich die Faust in den Mund pressen, um sich am Aufschreien zu hindern.
    Ein langer, schlanker Körper hing an den Deckenbalken und drehte sich träge im Kreis. Die Frau war nackt bis auf silberblaue Strümpfe an den langen Beinen. An einem Fuß baumelte ein blauer, hochhackiger Schuh. Der zweite Schuh war zu Boden gefallen und lag auf der Seite.
    Die Lippen der Frau waren schon blaulila, und die Zunge hing schräg heraus. Die Augen waren vor Entsetzen und Schmerz weit aufgerissen. Es muß Anna sein, dachte Naomi. Eine Frau hatte um Hilfe gerufen. Sie hatte gegen die Hausregeln verstoßen. Sie hatte gesagt, sie heiße Anna Miller. Arme Anna. Wer du auch gewesen sein magst, ehe er dich entfuhrt hat.
    Casanova schaltete die Musik aus und sprach ruhig hinter seiner Maske; er redete, als wäre nichts Besonderes geschehen. »Sie heißt Anna Miller und hat sich das selbst zuzuschreiben. Versteht ihr alle, was ich sage? Sie hat durch die Wände hindurch Verschwörungen geplant, hat über Flucht geredet. Hier gibt es kein Entkommen!«
    Naomi erschauerte. Nein, aus der Hölle gibt es kein Entkommen, dachte sie. Sie sah Grünauge an und nickte. Ja, sie mußten ein Risiko eingehen, und bald.
77. Kapitel
    Der Gentleman machte auf ein Spielchen in Stoneman Lake, Arizona, Station. Es war ein schöner Morgen für Spiele. Es war frisch und kühl, und in der Luft lag der Geruch nach Holzfeuer. Er parkte im Wald neben dem Randstreifen, ein Stück von der ländlichen Straße entfernt. Niemand konnte ihn sehen. Er saß da und dachte darüber nach, wie sich das Ganze abspielen sollte, während er aus schwerlidrigen Augen ein gemütliches, mit weißen Schindeln gedecktes Einfamilienhaus beobachtete. Er spürte förmlich, wie die Bestie das Kommando übernahm. Die Verwandlung. Die seltsame Leidenschaft, die damit einherging. Jekyll und Hyde.
    Er sah, daß ein Mann das Haus verließ und in einen silbernen Ford Aerostar stieg. Der Mann schien es eilig zu haben, kam vermutlich zu spät zur Arbeit. Die Frau war jetzt allein, vielleicht noch im Bett. Sie hieß Juliette Montgomery.
    Kurz nach acht trug er einen leeren Benzinkanister zum Haus. Falls ihn jemand sah, kein Problem. Er brauchte Benzin für seinen Mietwagen.
    Niemand sah ihn. Vermutlich war kilometerweit niemand in der Nähe.
    Der Gentleman ging die Vordertreppe hinauf. Er blieb einen Augenblick lang stehen, dann drehte er sanft am Türknauf. Es erstaunte ihn, daß die Leute in Stoneman Lake ihre Türen nicht abschlössen.
    Gott, wie er das liebte… Dafür lebte er… für seine Momente als Mr. Hyde.
    Juliette machte sich Frühstück. Er hörte, wie sie halb summte, halb sang, während er durch das Wohnzimmer ging. Der Duft und das knackende Geräusch bratenden Specks erinnerten ihn an sein Elternhaus in Asheville.
    Der eigentliche Gentleman war sein Vater gewesen. Colonel bei der Army, stolz und arrogant. Ein stures Arschloch, nie

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