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Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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aber ich wußte, daß das nicht stimmte. Ich fühlte mich sorglos, erinnerte mich daran, wie angenehm es war, sorglos zu sein.
    »Ich möchte das gern irgendwann wiederholen. Wie wär’s zum Beispiel mit morgen abend?« fragte ich und lächelte. Es gefiel mir sehr, wie diese Geschichte sich entwickelte.
    Doch plötzlich war etwas anders. Es lag an ihrem Gesichtsausdruck, der mir gar nicht gefiel, Traurigkeit und Sorge spiegelten sich darin wider. Christine schaute mir in die Augen.
    »Lieber nicht, Alex. Es tut mir leid«, sagte sie. »Es tut mir wirklich leid. Ich habe geglaubt, ich wäre soweit, aber ich bin’s wohl doch nicht. Es gibt eine Redensart: Narben wachsen mit uns.«
    Ich holte tief Luft. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ehrlich gesagt, konnte ich mich nicht erinnern, mich je so geirrt zu haben, was die Entwicklung einer Beziehung anbelangte. Es war wie ein Boxhieb in den Magen.
    »Danke, daß Sie mich in das hübscheste Restaurant eingeladen haben, in dem ich je gewesen bin. Es tut mir wirklich sehr leid. Und Sie haben absolut nichts falsch gemacht, Alex.«
    Christine sah mir immer noch in die Augen. Sie schien nach Worten zu suchen und sie, so vermutete ich zumindest, nicht zu finden.
    Sie stieg ohne ein weiteres Wort in ihr Auto, wirkte plötzlich tüchtig und beherrscht. Sie ließ den Motor an und fuhr weg. Ich stand auf der leeren Straße und schaute dem Auto nach, bis die leuchtenden Bremslichter verschwunden waren.
    Und Sie haben absolut nichts falsch gemacht, Alex. Ich hörte, wie sich ihre Worte in meinem Kopf wiederholten.
16.
    Der böse Bube war wieder in Wilmington, Delaware. Er hatte hier etwas zu erledigen. In mancherlei Hinsicht war das vermutlich das Beste von allem.
    Gary Soneji schlenderte die gutbeleuchteten Straßen von Wilmington entlang, anscheinend völlig sorglos. Weshalb hätte er sich auch Sorgen machen sollen? Er konnte so geschickt mit Schminke und Verkleidungen umgehen, daß die Spießer, die hier in Wilmington lebten, nichts merkten. Er hatte schließlich auch in Washington alle hereingelegt, oder?
    Er blieb stehen und sah sich ein riesiges, rot auf weiß bedrucktes Plakat in der Nähe des Bahnhofs an. »Wilmington – für Menschen, die das Besondere lieben!« war darauf zu lesen. Was für ein unfreiwilliger Superwitz.
    Genau wie das drei Stockwerke hohe Wandgemälde mit den Walen und Delphinen, das aussah, als sei es aus einer Kleinstadt an der Küste Südkaliforniens geklaut worden. Jemand hätte die Stadträte von Wilmington für die Show Saturday Night Live engagieren sollen. Sie waren gut, echt gut.
    Er hatte einen Matchsack bei sich, erntete aber nur wenig Aufmerksamkeit. Die Leute, die ihm auf seinem kleinen Spaziergang begegneten, sahen aus, als hätten sie sich aus dem Sears-Katalog von 196l eingekleidet: jede Menge Twill, nicht gerade schmeichelhaft bei Leibesfülle, Karos in ekelhaften Farbkombinationen, überall bequeme, aber scheußliche braune Schuhe. Er hörte auch ein paarmal den nervtötenden mittelatlantischen Akzent. Ein gewöhnlicher und häßlicher Dialekt für gewöhnliche und häßliche Gedanken.
    Herrgott noch mal, was war das für ein Ort, an dem er gelebt hatte! Wie zum Teufel hatte er diese sterilen Jahre überlebt? Warum hatte er sich jetzt überhaupt die Mühe gemacht zurückzukommen? Aber er kannte die Antwort auf diese Fragen. Soneji wußte, warum er zurückgekommen war.
    Rache.
    Zeit, alles heimzuzahlen.
    Er bog von der North Street ab in seine alte Straße, die Central Avenue, und blieb vor einem weißgestrichenen Backsteinhaus stehen. Er schaute das Haus lange an. Bescheidener Kolonialstil, zwei Stockwerke. Es hatte ursprünglich Missys Großeltern gehört, deshalb war sie nicht umgezogen.
    Schlag die Hacken zusammen, Gary. Herrgott noch mal, ein Zuhause ist das einzig Wahre im Leben.
    Schließlich ging Gary Soneji über die Straße. Er marschierte ganz selbstverständlich auf die Tür zu, als gehöre ihm das Haus, genau wie vor Jahren, als er zum letzten Mal hiergewesen war, an dem Tag, an dem Alex Cross gemeinsam mit seinem Partner John Sampson in sein Leben eingedrungen war.
    Die Tür war unverschlossen – wie nett. Seine Frau und seine Tochter waren aufgeblieben und warteten auf ihn, aßen Popcorn und schauten sich eine Fernsehserie an.
    »Hi. Erinnert ihr euch an mich?« fragte Soneji mit leiser Stimme.
    Beide fingen an zu schreien. Seine liebe Frau Missy. Sein geliebtes kleines Mädchen Roni. Sie schrien wie Fremde, weil sie ihn so

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