Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
Vom Netzwerk:
gut kannten und weil sie seine Waffe gesehen hatten.
17.
    Wenn man sich schon morgens klarmachen würde, was den ganzen Tag passieren wird, stünde man vermutlich gar nicht erst auf. Der Krisenraum im Polizeipräsidium war überfüllt mit klingelnden Telefonen, laufenden Computern und den modernsten Überwachungsanlagen. Ich ließ mich weder von der ganzen Geschäftigkeit noch von dem Lärm täuschen, denn Tatsache war, daß wir noch keinen Schritt weitergekommen waren, was die Schießerei anlangte.
    Als erstes wurde ich um zusammenfassende Informationen bezüglich Gary Soneji gebeten. Ich war derjenige, der ihn besser kannte als alle anderen, aber trotzdem hatte ich das Gefühl, ich wisse nicht genug, vor allem jetzt. Alle Beteiligten versammelten sich zu einer Besprechung. Eine Stunde lang schilderte ich knapp die Einzelheiten: wie er vor mehreren Jahren in Georgetown zwei Kinder entführt hatte, wie er schließlich gefaßt worden war, die Dutzende von Gesprächen, die wir bis zu seiner Flucht im Gefängnis von Lorton geführt hatten.
    Sobald alle im Einsatzteam auf dem laufenden waren, machte ich mich wieder an die Arbeit. Ich mußte mich noch mehr damit beschäftigen, wer Soneji war. Wer er wirklich war. Und warum er beschlossen hatte, jetzt wieder aufzutauchen, warum er nach Washington zurückgekehrt war.
    Ich arbeitete die Mittagspause durch und achtete nicht auf die Zeit. Es dauerte lange, bis ich endlich die Datenberge durchgestöbert hatte, die wir über Soneji gesammelt hatten. Gegen zwei Uhr nachmittags warf ich einen Blick auf die Nadelköpfe an dem Schwarzen Brett, auf dem wir wichtige Informationen zusammentrugen, und mir wurde schmerzlich bewußt, wie wenig wir wußten. Ein Krisenraum ist nun einmal kein Krisenraum ohne Karten mit Nadelköpfen auf einer großen Anschlagtafel. Ganz oben auf der Tafel stand der Name, den der Chef der Kriminalpolizei dem Fall gegeben hatte. Er hatte sich für »Netz« entschieden, weil Soneji in Polizeikreisen bereits den Spitznamen »Spinne« trug. Genaugenommen hatte ich diesen Namen geprägt.
    Ein Bereich der großen Tafel war den Aussagen von Zivilisten vorbehalten. Dabei handelte es sich überwiegend um verläßliche Augenzeugenberichte vom Morgen zuvor in der Union Station. In einem anderen Abschnitt befanden sich die »Polizeiindizien«, die meisten davon Meldungen von Polizisten aus dem Bahnhofsgebäude. Zivilistenaussagen gelten als »ungeschulte« Augenzeugenberichte, Polizeiaussagen als »geschulte«. Bisher zog sich als einziger roter Faden durch alle Aussagen, daß niemand genau beschreiben konnte, wie Gary Soneji jetzt aussah. Da Soneji schon in der Vergangenheit ein ungewöhnliches Verkleidungsgeschick bewiesen hatte, war das keine überraschende Neuigkeit, aber sie beunruhigte alle. Auf einem weiteren Teil der Tafel war Sonejis persönliche Geschichte verzeichnet. Ein langer Computerausdruck listete alle polizeilichen Zuständigkeitsbereiche auf, in denen er je eines Verbrechens angeklagt worden war, außerdem mehrere unaufgeklärte Morde, die während seiner Jugendjahre in Princeton, New Jersey, geschehen waren. Zusätzlich waren noch mit Filzstift beschriftete Polaroidfotos des Beweismaterials, das bis jetzt vorhanden war, an die Wand gepinnt. Die Fotos trugen Kategorisierungen wie zum Beispiel »Gary Soneji, Verstecke«, »Gary Soneji, körperliche Besonderheiten« oder »Gary Soneji, bevorzugte Waffen«. Die Tafel enthielt auch eine Rubrik für »bekannte Komplizen«, die aber noch leer war. Sie würde es wahrscheinlich auch bleiben, denn soweit ich wußte, hatte Soneji immer allein gearbeitet. Traf diese Annahme noch zu? Oder hatte er sich seit unserer letzten Begegnung verändert?
    Gegen halb sieben an jenem Abend bekam ich einen Anruf aus dem FBI-Spurensicherungslabor in Quantico, Virginia. Curtis Waddle war ein Freund von mir, der wußte, wie mir wegen Soneji zumute war und deshalb versprochen hatte, die Informationen an mich weiterzugeben, sobald er sie hatte.
    »Sitzt du, Alex? Oder rennst du auf und ab mit so einem blöden schnurlosen Telefon in der Hand?«
    »Ich renne auf und ab, Curtis. Aber ich schleppe ein altmodisches Telefon mit mir herum. Es ist sogar schwarz, und selbst Alexander Graham Bell hätte es gebilligt.«
    Der Laborleiter lachte. Ich sah sein breites, sommersprossiges Gesicht vor mir, sein rotes, zum Pferdeschwanz gebundenes Kraushaar. Curtis redet liebend gern, und ich habe festgestellt, daß man ihn reden lassen muß, weil er

Weitere Kostenlose Bücher