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Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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gehen.«
    Christine schüttelte kurz den Kopf. Sie schaute mir weiter in die Augen. Schließlich brachte sie ein Lächeln zustande. »Es gefällt mir, wie Ihr verrückter Verstand arbeitet. In einem Augenblick sind Sie Detective Cross, im nächsten sind Sie ein offenes, ganz liebes Kind.« Sie schlug die Hände vors Gesicht. »O Gott, ich weiß ja nicht einmal, was ich sage.« Tu es! sagte alles in mir, jeder Instinkt, jede Empfindung. Ich streckte langsam und behutsam die Hände aus und nahm Christine in die Arme. Sie paßte so gut hinein. Ich merkte, wie ich dahinschmolz, und es gefiel mir. Es gefiel mir sogar, daß meine Beine sich wacklig und schwach anfühlten.
    Wir küßten uns zum ersten Mal, und Christines Mund war weich und zärtlich. Sie löste sich nicht von mir, obwohl ich damit gerechnet hatte, daß sie es tun würde. Ich fuhr mit den Fingerspitzen über ihre Wangen. Ihre Haut war glatt, und es prickelte in meinen Fingern. Es war, als hätte ich lange, lange Zeit keine Luft bekommen und könnte plötzlich wieder atmen.
    Ich konnte atmen. Ich fühlte mich lebendig.
    Christine hatte die Augen geschlossen, aber jetzt öffnete sie sie. Unsere Blicke begegneten sich.
    »Genau, wie ich es mir vorgestellt habe«, flüsterte sie, »etwa vierhundertfünfzigmal.«
    Dann geschah das Schlimmstmögliche – mein Pieper ging los.
20.
    Um sechs Uhr abends heulten in New York City überall in dem ständig verstopften Radius von fünf Blöcken rund um die Penn Station die Sirenen von Streifenwagen und Notarztbussen. Detective Manning Goldman parkte seinen dunkelblauen Ford Taunus vor dem Postamt in der Eighth Avenue und lief auf den Tatort des Mehrfachmords zu.
    Auf der belebten Straße blieben die Leute stehen und beobachteten Goldman. Überall drehten sich Köpfe, jeder wollte herausfinden, was los war und welche Rolle der rennende Mann wohl dabei spielte.
    Goldman hatte langes, welliges Haar und einen grauen Ziegenbart. An einem Ohrläppchen glitzerte ein goldener Stecker. Goldman ähnelte eher einem alternden Rock- oder Jazzmusiker als einem Detective von der Mordkommission.
    Sein Partner war ein frischgebackener Detective namens Carmine Groza. Groza war kräftig gebaut, hatte schwarzes Haar und erinnerte die Leute an den jungen Sylvester Stallone – ein Vergleich, den er verabscheute. Goldman sprach nur selten mit ihm. Seiner Meinung nach hatte Groza noch nie auch nur ein einziges Wort geäußert, das sich zu hören lohnte.
    Groza folgte seinem achtundfünfzigjährigen Partner dennoch dicht auf den Fersen. Goldman war im Augenblick der älteste Detective der Mordkommission von Manhattan im Straßendienst und möglicherweise der schlauste, eindeutig aber der gemeinste, mürrischste Mistkerl, den Groza je kennengelernt hatte.
    Von Goldman war bekannt, daß er irgendwo rechts von Pat Buchanan und Rush Limbaugh stand, wenn es um Politik ging, aber wie bei den meisten Gerüchten oder dem, was man gemeinhin als »Rufmord« bezeichnet, traf das nicht ganz zu. In bestimmten Fragen, so zum Beispiel der Bekämpfung von Verbrechern, den Rechten von Kriminellen gegenüber den Rechten anderer Bürger und der Todesstrafe war Goldman jedoch eindeutig ein radikaler Konservativer. Er war der Ansicht, daß jeder, der auch nur halb bei Verstand war, nach zwei Stunden Arbeit bei der Mordkommission genau dieselben Schlußfolgerungen ziehen müßte wie er. Andererseits, wenn es um das Recht der Frauen auf Abtreibung, Ehen zwischen Gleichgeschlechtlichen oder sogar um Howard Stern ging, war Goldman so liberal wie sein dreißigjähriger Sohn, der als Anwalt für die Bürgerrechtsbewegung tätig war. Natürlich behielt Goldman das für sich. Er wollte auf keinen Fall seinen Ruf als unerträglicher Scheißkerl ruinieren. Wenn er das getan hätte, dann hätte er möglicherweise mit streberischen jungen Arschlöchern wie »Sly« Groza reden müssen.
    Goldman war immer noch gut in Form, auf jeden Fall besser als Groza, der sich von Fast food, Cola und gezuckertem Tee ernährte. Er rannte gegen die Menschenflut an, die aus der Penn Station strömte. Die Morde, jedenfalls diejenigen, über die er bis jetzt Bescheid wußte, hatten sich im Wartesaal des Bahnhofs abgespielt.
    Der Mörder hatte einen guten Grund gehabt, sich die Rushhour auszusuchen, dachte Goldman, als der Wartebereich des Bahnhofs in Sicht kam. Entweder das, oder er war wirklich nur zufällig durchgeknallt, während der Bahnhof voller potentieller Opfer war. Weshalb also hatte der

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