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Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Bar. Er ging auf der First Avenue mehrere Blocks Richtung Süden, dann die East Fiftieth Street entlang nach Westen.
    Er entdeckte ein überfülltes Lokal namens Tatou, das vielversprechend aussah. Er dachte an seine Mission: Er brauchte einen Platz in New York, wo er die Nacht verbringen konnte, einen wirklich sicheren Ort. Das Plaza war im Grunde keine besonders gute Idee gewesen.
    Das Tatou war bis zum Rand gefüllt mit einer lebhaften Menge, die zum Reden, Gaffen, Essen und Trinken hergekommen war. Im Erdgeschoß befand sich ein Restaurant, im ersten Stock wurde getanzt. Worum ging es hier? Er wollte es verstehen. Die einzige Antwort, die ihm einfiel, war Lifestyle. Elegante Geschäftsmänner und berufstätige Frauen in den Dreißigern und Vierzigern kamen ins Tatou, vermutlich direkt nach der Arbeit in der City. Es war Donnerstag abend, die meisten versuchten, ein interessantes Date für das Wochenende zu ergattern.
    Soneji bestellte sich ein Glas Weißwein und beäugte die am Tresen aufgereihten Männer und Frauen. Sie sahen aus, als seien sie völlig einverstanden mit der jetzigen Zeit, so wild entschlossen cool. Such mich aus, wähl mich, nehmt mich bitte zur Kenntnis, schienen sie zu flehen.
    Er sprach zwei Anwältinnen an, die leider wie siamesische Zwillinge wirkten. Sie erinnerten ihn an die seltsamen Mädchen in dem französischen Film La Ceremonie . Er erfuhr bald, daß Theresa und Jessie seit elf Jahren zusammenwohnten. Herrje! Sie waren beide sechsunddreißig, für sie tickte die Uhr schon sehr laut. Im Vertical Club in der Sixty-first Street trieben sie intensiv Sport, verbrachten die Sommer in Bridgehampton, anderthalb Kilometer vom Wasser entfernt. Sie waren die Falschen für ihn und offenbar auch für alle anderen am Tresen.
    Soneji ging weiter, langsam verspürte er ein bißchen Druck. Die Polizei wußte, daß er Verkleidungen benutzte. Allerdings nicht, wie er jeweils an einem bestimmten Tag aussah. Gestern war er noch ein dunkelhaariger, spanisch aussehender Mann Mitte Vierzig gewesen, heute dagegen war er blond, bärtig und paßte genau ins Tatou. Morgen – wer konnte das schon wissen? Er hätte jedoch einen dummen Fehler machen können, er hätte erkannt werden können, und dann wäre alles zu Ende gewesen.
    Er lernte eine Artdirectrice kennen, künstlerische Leiterin bei einer großen Werbeagentur in der Lexington Avenue. Jean Summerhill stammte aus Atlanta, so erzählte sie ihm. Sie war klein und sehr schlank, mit einer blonden Mähne. Sie trug einen modisch zur Seite geflochtenen Zopf, und er bemerkte, daß sie sehr von sich angetan war. Auf merkwürdige Weise erinnerte sie ihn an seine Meredith, seine Missy. Jean Summerhill hatte eine eigene Wohnung, und sie lebte allein in der Seventh Avenue.
    Sie war zu hübsch, um allein hierzusein, um am falschen Ort nach Gesellschaft zu suchen, aber Soneji verstand, warum es so war, sobald sie sich unterhielten: Jean Summerhill war für die meisten Männer zu klug, zu stark und zu individualistisch. Sie schreckte die Männer ab, ohne es zu wollen, ohne es überhaupt zu merken.
    Ihn schreckte sie jedoch nicht ab. Sie sprachen unbefangen miteinander, wie es Fremde manchmal an einem Bartresen tun. Man hat nichts zu verlieren und nichts zu riskieren. Sie stand mit beiden Beinen auf der Erde und war eine Frau mit dem Bedürfnis, immerzu »nett« zu wirken, jedoch mit Pech in der Liebe. Er sagte ihr das, und weil es das war, was sie hören wollte, schien Jean Summerhill ihm zu glauben.
    »Es ist einfach, mit Ihnen zu reden«, sagte sie beim dritten oder vierten Drink. »Sie sind sehr ruhig. Introvertiert fast, oder etwa nicht?«
    »Ja, ich bin ein bißchen langweilig«, sagte Soneji.
    Er wußte, daß er alles andere als langweilig war.
    »Vielleicht hat mich meine Frau deshalb verlassen. Missy hat sich in einen reichen Mann verliebt, ihren Chef an der Wall Street. In der Nacht, in der sie es mir erzählt hat, haben wir beide geweint. Jetzt wohnt sie in einer Riesenwohnung am Beeman Place. Echt ein toller Schuppen.«
    Er lächelte.
    »Wir sind noch immer befreundet. Ich habe Missy erst neulich besucht.«
    Jean schaute ihm in die Augen, der Blick hatte etwas Trauriges an sich.
    »Wissen Sie, mir gefällt an Ihnen«, sagte sie, »daß Sie keine Angst vor mir haben.«
    Gary Soneji lächelte.
    »Nein, die habe ich wohl nicht.«
    »Und ich habe auch keine Angst vor Ihnen«, flüsterte Jean Summerhill.
    »So sollte es auch sein«, sagte Soneji. »Aber verlieren

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