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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gruene Weihnacht
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sie. »Hör mal, es tut mir
wirklich Leid, dass ich dir das ausgerechnet jetzt sagen muss.
Ich will dir wirklich nicht die Freude verderben, aber ich werde
wahrscheinlich nächste Woche zu einem Rechtsanwalt gehen,
um mich hinsichtlich einer Scheidung zu erkundigen.«
Einige Sekunden lang war ich zu verblüfft, um irgendetwas
zu sagen. Sie kennen vielleicht dieses Gefasel von wegen, wie
dicht Freud und Leid oft beieinander liegen, oder so. Ich
schätze, es ist wohl doch nicht bloß Gefasel.
»Aber Sarah, davon war doch überhaupt noch nie die Rede.
Sollten wir es nicht wenigstens erst mal mit einer Beratung
versuchen?«
»Du meinst eine Eheberatung, Travis?«
»Ja doch.«
»Um bei irgend so einer hoffnungslos optimistischen Psychotante zu landen, die uns von ihrer glücklichen zweiten Ehe
vorschwärmt. Nein danke.«
Ich seufzte. »Es ist nur so eine völlig eigenartige Nacht, Sarah,
und ich weiß überhaupt nicht, was das alles hier noch soll,
wenn ich nicht einmal diese kleinen Triumphe mit dir teilen
kann.«
»Der hier ist nicht klein, Travis«, entgegnete Sarah. »Heb dir
die rührende Bescheidenheit für ein andermal auf.«
»Da hast du Recht. Es ist schon unglaublich. Aber bitte entscheide jetzt noch nichts. Ich bin doch die nächsten paar Monate sowieso weg.«
»Ich will ja nicht das Thema wechseln, aber es gibt hier jemanden, der ganz genau weiß, was er für dich empfindet, und
der wartet schon den ganzen Tag auf deinen Anruf. Ich hole
ihn dir mal.«
Ich warf einen Blick über meine Schulter und sah, dass sich
bereits eine Schlange hinter mir gebildet hatte.
»Dad«, fragte Simon, »du hast es geschafft?«
»Ich bin Achter. Ich hab den letzten Platz ergattert. Ich bin
Profigolfer«, sagte ich.
»Du hast es ihnen gezeigt, Dad«, stieß Simon mit einem Jubelschrei hervor. »Du hast es ihnen allen gezeigt.«
»Das habe ich, Junge. Erzähl es Noah, okay, und Elizabeth.«
»Kann’s kaum erwarten, es Pop zu erzählen«, rief Simon.
»Das ist unglaublich.«
»Ich muss Schluss machen, Simon«, sagte ich. »Hier steht
schon eine Schlange vor dem Telefon. Ich hab dich lieb.«
Nicht nur wegen des Gemurmels in der Schlange hinter mir
hatte ich so schnell auflegen müssen, sondern auch, weil bei
dem Gedanken an Simon und Noah und Elizabeth und Sarah
und Pop etwas in mir drin ganz mächtig zu bröckeln begann
und ich auf einmal zu heulen anfing. Kein Geschniefe oder ein
paar Freudentränen, sondern richtig massives Schluchzen,
lauter Rotz und ein solches Geflenne, dass es sogar in dem
Katastrophengebiet um mich herum auffiel.
Ich weinte über alles, was in den letzten dreißig Jahren gut
oder schief gelaufen war. Ich weinte um Sarah. Aber am meisten heulte ich, glaube ich, aus Verblüffung und Dankbarkeit.
Trotz meines geradezu unheimlichen Talents, alles zu vermasseln, hatte ich mich doch nie ganz aufgegeben.
»Nehmen Sie es nicht so tragisch, mein Lieber«, ertönte eine
wohlmeinende Stimme aus dem Dunkel, »nächstes Jahr schaffen Sie’s bestimmt.«
Ich setzte mich auf den Bordstein am Rand des Parkplatzes
und wartete darauf, dass mein Heulanfall nachließ. Es dauerte
eine ganze Weile, aber es war mir gleichgültig, ob mich jemand
sah oder was die Leute sich wohl denken mochten.
Dann ging ich zur Bar im Clubhaus zurück, um Earl Fiedler
zu suchen.
Ich schuldete ihm noch ein Bier.
KAPITEL 19
»
K
ennen Sie den Slogan ›This Bud’s for you?‹«, fragte ich
Earl, als ich an seinem Tisch am hinteren Ende der Bar ankam
und ihm ein Budweiser reichte.
    »Ich glaube, den hab ich vielleicht schon ein, zwei Mal gehört«, entgegnete Earl und blickte von dem »Barron’s« auf, in
dem er gerade las. Earl hatte mit einem äußerst respektablen
43. Platz in der Gesamtwertung abgeschnitten. Es reichte nicht,
um bei der Tour dabei zu sein, aber er schien nichtsdestotrotz,
wie üblich, die Ruhe selbst zu sein.
»Tja, stammt leider nicht von mir«, sagte ich.
    »Nein, die hätten Sie wohl kaum gefeuert, wenn das der Fall
wäre.«
»Wie dem auch sei, zum Wohl«, sagte ich. »Tut mir Leid, dass
es bei Ihnen nicht geklappt hat. Sie haben mir in der zweiten
Runde sehr geholfen. Mehr als Sie ahnen.«
»Ich freu mich, dass es bei Ihnen geklappt hat, Travis, freu
mich wirklich«, erwiderte Earl.
Das 19. Loch der Tallahassee Dunes, eine geräumige Bar mit
Restaurant und je einem Fernsehbildschirm an beiden Enden
der Theke, war in der Woche abends immer vollbesetzt mit
Leuten, doch an diesem Abend war es leer und angenehm ruhig. Die, die

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