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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gruene Weihnacht
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rauswirft.
Aber wer denkt schon daran? In jener ersten Woche war die
herbe Wirklichkeit für mich meilenweit entfernt. Ich fühlte
mich so sorglos und ausgeglichen, dass ich gar nicht anders
konnte, als gut zu spielen.
Auf einem langen Kurs schlug ich bei schwierigen, windigen
Bedingungen 71, 72 und 69, landete gleichauf mit einem weiteren Spieler auf dem sechzehnten Platz und kassierte bereits
den zweiten ansehnlichen Scheck in zwei Wochen.
Die Viereinhalbtausend, die ich als Achter bei der Q-School
gewonnen hatte, mit eingerechnet (wovon zugegebenermaßen
dreitausend aus meiner eigenen Kasse stammten) lag mein
Verdienst in zwei Wochen bereits bei Zwölftausendvierhundert. Einfach wie Entenschießen, sagte ich mir. Sogar Noah war
beeindruckt, als ich zu Hause anrief. Ja, es schien, als ob alle in
Winnetka zu mir hielten – außer Sarah.
KAPITEL 21
»
I
ch hoffe, du hast dich inzwischen gut amüsiert, Travis«,
    sagte Earl, »weil die Party nämlich vorbei ist.«
»Wie bitte?«
Wir saßen zusammen an der Bar in der Eingangshalle des
    Mariott Hotels bei einem Freibier, meine erste, absolut wundervolle Woche auf der Tour lag soeben hinter mir, und schon
fing Earl an, mir die Leviten zu lesen.
    »Ich weiß ja nicht, was du die nächsten neun Monate so vorhast, aber ich bin jedenfalls nicht hierher gekommen, um irgendeinem glamourtrunkenen Touristen, der drauf und dran
ist, die Chance seines Lebens zu verhampeln, die Tasche hinterher zu schleppen. Travis, ist dir eigentlich klar, wie viele
Golfer ihren eigenen Hund umbringen würden, wenn sie dafür
ein Jahr lang auf diese Tour könnten? Und das Traurige daran
ist, dass du hier draußen auf dem Kurs tatsächlich echten
Schaden anrichten könntest. Nur müsstest du dazu noch so viel
lernen, dass es schon nicht mehr lustig ist. Also, entweder du
gehst es jetzt ernsthaft an, oder ich fliege nach Monroe zurück
und kümmere mich um mein eigenes Spiel.«
    Ich weiß nicht mehr, was größer war, meine Verlegenheit
oder meine Dankbarkeit, denn mir war klar, dass Earl Recht
hatte. In meiner dreiundzwanzigjährigen Karriere als Werbetexter hatte ich mir unzählige Ausreden einfallen lassen,
warum es besser war, es erst gar nicht richtig zu versuchen,
und an die meisten davon klammere ich mich noch immer.
Aber vor zwei Wochen, an einem langen, heißen Sonntag in
Tallahassee, hatten all diese Gründe ihre Daseinsberechtigung
verloren.
    Wenn ich es jetzt nicht anpackte, dann war ich entweder ein
Feigling oder ein Idiot. Und eigentlich konnte ich mich mit
keinem von beiden identifizieren.
    Ab diesem Augenblick gab es nur noch Golf für mich: Ich
atmete, schwitzte, schiss Golf. Nicht nur spielte und trainierte
ich acht Stunden am Tag, und das sieben Tage die Woche, und
mindestens vier Stunden davon täglich auf der Driving Range
oder dem Puttinggrün, sondern ich stürzte mich mit einer
Überzeugung und Konzentration in das Golfspiel, wie ich sie
noch nie in meinem Leben für irgendetwas aufgebracht hatte.
Zum ersten Mal in meinem Erwachsenendasein hatte ich das
Gefühl, jeden Tag alles zu geben, mit Leib und Seele dabei zu
sein, wie ein Künstler zu leben.
    Eines der ersten Projekte, die ich in Angriff nahm, war etwas,
was den Profi deutlich vom Handicap-Spieler abhebt: die Entfernungskontrolle. An meinen ersten Tagen auf der Tour war
ich beinahe enttäuscht darüber, wie die Spieler ihre Bälle
schlugen. Als ich Dave Stockton zum ersten Mal sah, fand ich,
dass er wie ein Handicap-5-Spieler aussah. Und dann sah ich
ihn putten.
    Es ist nämlich so, dass nicht einmal die ganz Großen den Ball
auch nur annähernd absolut hundertprozentig perfekt spielen.
Was hingegen die wirklich guten Profis auszeichnet, ist ein
knallhartes Einschätzungsvermögen ihrer eigenen Fähigkeiten,
was damit beginnt, dass sie genau sagen können, wie weit sie
jedes einzelne Eisen aus ihrer Schlägertasche schlagen. Nicht,
wie weit sie damit gerne schlagen würden oder wie weit sie einmal damit geschlagen haben, sondern wie weit sie damit unter Druck neunundneunzig von hundert Bällen schlagen.
    Nach dem Turnier in Ojai machte ich mich daran, mir nach
und nach genau diese Selbstkenntnis anzueignen. Einen Monat
verbrachte ich nur damit, mich von meinem Wedge zum Eisen
5 durchzuarbeiten, bis ich auf ein, zwei Meter mehr oder weniger sagen konnte, wie weit ich mit jedem davon schlug.
    Allerdings feilte ich auch wie ein Verrückter an den anderen
Aspekten meines Spiels. Einmal, an einem sonnigen Tag,
schmierte

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