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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gruene Weihnacht
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ich mich mit Sonnencreme ein, nahm ein Handtuch
und eine Flasche Gatorade mit und verbrachte einen kompletten Nachmittag in einem Übungsbunker. Ich weiß noch genau,
wie lange ich da war, weil Trevino auf dem Weg zu einer
Trainingsrunde vorbeikam und mir ein Hallo zurief, die ganze
Runde spielte, ins Clubhaus ging, duschte und ein Sandwich
aß, und als er wieder heraus kam, schaufelte ich immer noch
kleine Löcher in den Sand.
    »Falls Sie mich damit beeindrucken wollen, Travis«, rief mir
Trevino zu, »dann kann ich Ihnen nur sagen, es ist Ihnen gelungen. Allerdings, wenn Sie jetzt nicht bald da herauskommen, dann wird Sie noch jemand bei der Gewerkschaft verpfeifen.«
    Ich machte eine gute Erfahrung. Wenn man Tag für Tag acht
Stunden hart an etwas arbeitet, dann wird man besser. Nicht
unbedingt sehr viel besser, aber ein bisschen besser, und das
reicht schon. Denn sich im Golf, oder auch irgendeiner anderen
Sache, zu verbessern, heißt nichts anderes, als eine endlose
Abfolge winziger Fortschritte zu erzielen.
    Langsam aber sicher fing ich an, mich wie ein Profigolfer zu
fühlen. Ich kannte die genauen Entfernungen, die ich mit jedem Schläger schaffte. Ich verkrampfte nicht gleich jedes Mal,
wenn ich aus zwölf Metern einen langen Putt einlochen oder
einen hohen, weichen Ball aus dem Rough schlagen musste.
    Ganz offensichtlich ist es nicht gerade leicht, im Golf wahre
Könnerschaft zu erlangen, doch eine Begebenheit aus meiner
Lehrzeit sticht besonders hervor.
    Es war in meinem fünften Profiturnier, Bruno’s Memorial in
Birmingham, Alabama. Vor mir lag ein Schlag aus dem Rough,
der wegen des hohen Grases schwer zu kontrollieren war. Er
sollte von dort auf einem Grün landen, das von vorne nach
hinten steil abfiel, wobei die Fahne auch noch ganz kurz am
vorderen Rand gesteckt war. Angesichts dieser Voraussetzungen tat ich etwas, was ich als Amateur niemals auch nur in
Erwägung gezogen hätte. Ich schlug den Ball geradewegs
mitten in den Grünbunker. Absichtlich.
    Von da aus prügelte ich ihn bis auf gut einen Meter heran
und räumte die ganze Sauerei mit einem Putt zum Par auf.
Es war zwar nur Par, doch es kam mir vor wie viel, viel mehr.
Earl verstand mich, denn als wir vom Grün weggingen,
streckte er mir die Hand hin, blickte mir direkt in die Augen
und sagte: »Travis, willkommen auf der Senior Tour.«
Nachdem ich zweiundvierzig Jahre lang dieses Spiel praktiziert hatte, fühlte ich mich endlich wie ein ernsthafter Golfer. No gimmes. No mulligans. No bullshit.
KAPITEL 22
Z
eit für ein Golf-Quiz.
    Eine Frage. Dreißig Sekunden. Fertig, los.
Sie sind in der zweiten Runde eines Turniers. Sie haben am
ersten Tag mit Par abgeschlossen und starten am Samstagmorgen mit voller Kraft voraus, vier unter Par auf den ersten
fünf Löchern. Und, sagen wir, nur rein hypothetisch, dass Sie
nach einem gelungenen Abschlag am sechsten, einem
Par-5-Loch, noch 185 Meter von einem kleinen Grün mit vorgelagertem Wasser entfernt sind. Der Wind ist minimal und
weht, wenn überhaupt, von rechts nach links.
Was machen Sie? Ich frage das, weil ich in meinem sechsten
Turnier, der Dallas Reunion Pro-Am, genau in dieser Lage war.
Die Zeit läuft ab jetzt. Was machen Sie?
Peilen Sie direkt das Grün an und versuchen so, die Front
Nine mit fünf oder sogar sechs unter Par zu beenden, oder
versuchen Sie, Ihr bisheriges Ergebnis zu halten, und erlauben
sich ein gemächliches Par? Vergessen Sie nicht, Sie liegen bei
vier unter. Sie sind voll in Fahrt. Drücken Sie weiterhin das
Pedal durch und riskieren einen Crash, oder gehen Sie vom
Gas, bis Sie diesen tückischen Abschnitt hinter sich haben?
Tick, tick, tick. Sie haben noch fünfzehn Sekunden.
Also, was soll es nun werden? Die Lady oder der Tiger? Siegt
die Gier oder die Vorsicht? Setzen Sie auf den Spatz in der
Hand oder die Taube auf dem Dach? Nun, was darf’s sein,
mein Freund? Ist heute dein Glückstag? Legst du es drauf an?
Und hier kommt der Summton. Die Zeit ist um. Federhalter
weg und Papier zur Seite legen.
Sie haben sich entschlossen, auf Nummer sicher zu gehen,
nicht wahr? Je länger Sie darüber nachgedacht haben, umso
ratsamer erschien es Ihnen. Schließlich, so haben Sie sich gesagt, liegen Sie ja schon vier unter auf den ersten neun Löchern,
warum sein Glück auf die Probe stellen?
Ich habe mich ganz genauso entschieden. Ich will Ihnen sagen, was passiert ist.
Da ich nur 125 Meter vom vorderen Rand des Wassers entfernt war, schlug ich einen weichen Pitch bis zum

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