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Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Landvik
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Was ich dir jetzt sage, ist schwer zu verstehen, aber wir bringen jemanden mit.« Harriet drückte ihre Augen zu. »Wir bringen Thor mit. Wir haben ihn gefunden.«
    Vom anderen Ende der Leitung antwortete ein kollektiver Aufschrei.
    Â»Er ist verändert«, sagte Harriet. »Wir sind bald da. Es tut mir leid.«
    Â»Ich würde sagen, das Spiel ist aus, Thor«, sagte Temple Curry. »Vierzehneinhalb Jahre, Baby, kein schlechter Rekord.« Sie kletterte über die Armlehne der Couch und stolperte über Zeitungen und Kartons hinweg zu Thor. Sie hielt seinen Kopf in ihren Händen und küßte ihn. »Okay«, sagte sie schließlich. »Gehen wir.«
    Â»Moment mal«, rief Harriet. »Sie kommen nicht mit.«
    Â»Hören Sie mal gut zu«, entgegnete Temple Curry, »wenn Sie glauben, daß ich mir das entgehen lassen würde, täuschen Sie sich. Ich bin die einzige, die weiß, was Thor Ihnen nicht erzählen kann. Was wollen Sie denn überhaupt? Thor in den Schoß der Familie zurückführen?« Mit einem höhnischen Grinsen sah sie Clyde Chuka an. »Na, die Familie hat sich doch verändert, stimmt’s? Oder hat Patty Jane vor, jetzt ihr Eheversprechen zu erneuern?« Ihr Grinsen wurde noch breiter. »Was meinen Sie, großer Häuptling?«
    Sie wandte sich Reese zu. »Ich habe das Recht auf meine Beichte. Ein paar Worte vor meiner Hinrichtung.«
    Â»Min sonn! Min sonn kommer hjem! Min sonn kommer hjem!« sagte Ione immer wieder, während sie in der Küche hin und her rannte. Nora saß am Tisch und sagte gar nichts. Sie hatte geglaubt, die Sache mit ihrem Vater sei ein abgeschlossenes Kapitel. Patty Jane verbrachte die Wartezeit im Badezimmer.
    Die drei Frauen erstarrten, als draußen Autotüren zugeschlagen wurden.
    Â»Mami«, sagte Nora weinerlich.
    Â»Kopf hoch«, sagte Patty Jane und ging selbst mit hocherhobenem Kopf und geradem Rücken zur Tür.
    Harriet hielt die Tür auf. Clyde Chuka sagte: »Kommen Sie, noch eine Stufe, gleich haben wir’s«, und dann standen sie plötzlich in der Küche; Harriet, Clyde Chuka und zwischen ihnen ein gebeugter Mann mit regennassem schwarzen Haar und einem Gesicht, das alt und jung zugleich war.
    Harriet hätte beinahe gelacht, als Patty Jane fragte: »Was zum Teufel hast du gemacht?«, als wäre ihr Mann nicht vor fünfzehn Jahren verschwunden, sondern nur zu einer Verabredung zu spät gekommen.
    Ione stürzte zu ihrem Sohn, überglücklich, ihren Thor wieder in den Armen zu halten, bis ihr bewußt wurde, daß er die Umarmung nicht erwiderte. Sie trat zurück und blickte ihm ins Gesicht.
    Â»Harriet! Clyde Chuka! Was ist los mit ihm? Was ist mit meinem Sohn?«
    Reese, der auf der Schwelle stehengeblieben war, hielt seinen Arm hoch, der mit Handschellen an einen anderen gefesselt war. »Hier ist die Frau, die deine Fragen beantworten kann, Ione.«
    Er führte Temple Curry, die strahlend lächelte und winkte wie ein Ehrengast, der seine Fans begrüßt, ins Eßzimmer. »Wir machen es uns am besten bequem«, meinte er. »Das kann eine lange Nacht werden.«
    Â»Sie waren früher schon hier, nicht wahr?« fragte Patty Jane, als Reese die Handschelle löste, die um Temple Currys Handgelenk lag. Die Ärztin nickte. Patty Jane wandte sich Harriet zu. »Wir haben sie mal aus der Flotten Locke rausgeworfen, weißt du noch?«
    Ione führte Thor zum Sofa und drückte ihn behutsam nieder. Mit zusammengekniffenen Augen sah sie Temple Curry an. Dann nickte sie. »Ja, stimmt, sie hat sich wie eine Verrückte benommen.«
    Â»Das ist meine Spezialität«, sagte die Frau mit dem flatternden grauen Haar. »Gestatten Sie, daß ich mich vorstelle«, fuhr sie fort und stellte sich hinter den Couchtisch, ihrem Publikum gegenüber. Die anderen schwiegen mit angehaltenem Atem, wie Schulkinder, die zum Direktor ins Büro gerufen worden sind.
    Â»Ich bin Dr. Temple Curry. Temple«, sagte sie zu Nora, die hastig wegsah, »ist mein Vorname. Curry ist mein Nachname. Man könnte an ein indisches Restaurant mit religiösem Anstrich denken.« Sie lachte.
    Das Telefon läutete, aber niemand ging dran.
    Â»Soll ich anfangen?« fragte Temple Curry, und dann erzählte sie über eine Stunde lang fast ohne eine Unterbrechung. Unzählige Male hatte sie sich die Geschichte in Vorbereitung auf den

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