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Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille

Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille

Titel: Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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die Wahlwiederholung.
    »Bei DeLange.« Ein Mann. Ein verdammter Scheißtyp. Um acht Uhr morgens. Um Viertel vor acht Uhr morgens, um genau zu sein. Was es nicht gerade besser machte.
    »Ich möchte meine Frau sprechen.« Stille in der Leitung. Dann hörte er den Kerl »Felicitas!« rufen.
    »Ja?« Sie klang weit weg und irgendwie traumverloren. Gut gevögelt oder gut gefrühstückt? Wahrscheinlich beides. Schlampe.
    »Caro hat ihre Tage. Kommst du?«
    Eine halbe Stunde später stand sie in der Tür, eine Plastiktüte in der Hand. »Sie ist im Bett«, sagte DeLange, ging an ihr vorbei und zog die Wohnungstür hinter sich zu.
    Wieder Verdi. Pace, pace, mio dio. Dennoch zu schnell auf der Autobahn. Trotzdem zu spät im Büro. Karla, im Flur, den Kaffeebecher in der Hand. Sie strahlte. Na, dann war es wohl soweit.
    »Ich wechsle zum ersten Juni«, sagte sie anstelle einer Begrüßung. Fast hätte DeLange »Meine Tochter hat ihre Tage gekriegt« geantwortet. »Die zweite Nachricht ist weniger gut, Jo. Es wird keinen Nachfolger geben, sondern eine Nachfolgerin. Pech für dich.«
    DeLange nickte, als ob er damit gerechnet hätte.
    »Angelika Schau, du kennst sie ja.«
    Und ob. Eigentlich war sie eine Nette, aber sie hatte einen Gang wie alle Hühner, die schon mit 16 bei den Bullen gelandet waren: wie ein Mann. Sie hatte sich kürzlich beim Mittagessen in der Kantine bei ihm ausgeheult. Das hatte er nun davon. Den Moment der Schwäche würde sie ihm nie verzeihen.
    »Wir müssen Frauen fördern. Bei gleicher Qualifikation, versteht sich.«
    Versteht sich. Alleinerziehende Väter pubertierender Töchter sind nicht quotenrelevant.
    Er ging ohne eine Antwort an Karla vorbei und auf sein Zimmer. Sie würden sich das Maul zerreißen, die lieben Kollegen. »DeLange kriegt schon wieder ein Huhn vor die Nase gesetzt! Dabei wäre er auch gern mal was geworden.« Ja. Wäre er. A 12 statt A 11 wäre ein Schritt in die richtige Richtung gewesen. Mädchen, die erwachsen werden, sind teuer.
    Auf dem Schreibtisch die Post. Obenauf eine Glückwunschkarte, zum Unterschreiben. Eilt! Na klar. Den Rest sortierte er nach Dringlichkeitsstufen. Eine weitere Anfrage von Omega Film: mittlerer Grad. Eine Einladung zur Pressekonferenz: unwichtig. Eine Journalistenanfrage: heute noch. Das neue IPA-Heft: ab auf den großen Stapel im Regal. Für Mußestunden.
    Die Mailbox: wie üblich zugemüllt. Löschen. Oder mit ein paar Sätzen erledigen.
    Die gute Nachricht: Martin Vogelsang meldete einen Nachdreh an. Drei Komparsen im richtigen Outfit. Auch recht. Dann konnte er Hannah das Buch zurückbringen.
    Das Buch. Es lag vor dem Bild von Flo und Caro neben dem Monitor. DeLange starrte auf den Buchtitel. Summer of Love. Wann war seiner gewesen? Ewig her.
    Feli war die Schwester der Freundin von Fred gewesen, als sie sich kennenlernten, auf einem Picknick mit Kollegen vom K 21, beim Weingut Becker in Walluf. Sie hatten im Garten am Rheinufer gesessen und den Kindern und Hunden beim Spielen zugesehen – oder, in seinem Fall, so getan als ob. In Wirklichkeit hatte er Feli angestarrt, die hinreißend aussah: glänzende rote Haare, Pferdeschwanz; durchscheinend weiße Haut, Sommersprossen. Auf jede seiner Fragen lächelte sie ein süßes Lächeln, krauste die sommersprossige Nase und sagte: »Genau«, bevor sie antwortete. Damals hatte ihn diese kleine Macke bezaubert, später hatte sie ihn zur Weißglut gebracht. Und heute früh …
    Er hatte sich Mühe gegeben, sie nicht zu genau anzusehen, als er vorhin an ihr vorbei und aus der Wohnung gestürmt war. Ihre Haut war nicht mehr ganz so weiß, aber die Sommersprossen auf dem Nasenrücken erkannte man noch immer. Sie war ihm ein bißchen blaß vorgekommen, aber ihre Augen glänzten. Schlampe. Verdammt.
    Tja, Alter. So sieht man eben aus, wenn man glücklich ist. Erinnerst du dich noch? War da nicht mal was?
    DeLange stand auf, ging zum Fenster und sah hinaus in den Innenhof. Die noch jungen Bäumchen dort unten zeigten schon einen leichten grünen Schimmer. Ganz mutige Kollegen nahmen ihren Morgenkaffee draußen an einem der Biergartentische. Die Säfte stiegen. Nur nicht bei ihm. Es gab Zeiten im Leben eines Menschen, da macht das Frühjahr keinen Spaß mehr.
    Neue Liebe, neues Glück? Nicht für dich, Alter. Hannah? Ist Schauspielerin, viel zu jung, hat an jedem Finger fünfe. Eine Nummer zu groß. Sophie Winter? Ein bißchen zu alt. Aber er mochte sie trotzdem. Vielleicht sollte er herausfinden, wieso ihn ihr

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