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Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille

Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille

Titel: Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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Jefferson Airplane. Surrealistic Pillow.
    Wer hat mein Lied so zerstört.

13
    »Du hast dich gar nicht verändert.«
    DeLange grinste. Gelogen. Das traf nur auf sein Gegenüber zu. Ernst Zobel sah gut aus, drahtig, beweglich, kurzes weißes Haar, wache Augen. Ganz der alte. Wenn da nicht der traurige Zug um seinen Mund wäre.
    Er folgte Zobel in den Wintergarten. Das Haus war überschaubar; ein Fachwerkhaus, eine kleine Scheune, ein Innenhof. Der Alte hatte Kaffee gekocht und Kekse auf den Tisch gestellt. Setzte sich auf einen weißen Korbstuhl, das Kissen sah aus, als ob er immer dort säße. An seiner Seite ein weißer Schäferhund. Ein schönes Tier.
    Und dann sagte das Schlitzohr erst mal nichts. Und ließ seinen Gast kommen. Der alte Trick funktionierte: DeLange redete. Ohne Pause.
    Karriere nach erfolgreichem Beenden des Kriminalübernahmelehrgangs, Kurzfassung: Erst Kriminalobermeister im mittleren Dienst. Übergewechselt ins K 21 nach Frankfurt. Einbruchskriminalität. Im Dienst verletzt. Während der Genesung zuviel Zeit zum Nachdenken gehabt, auf Ideen gekommen. Zum Test fürs Studium angemeldet. Bestanden, Listenplatz 80 von 120. Und dann drei Jahre lang gepaukt – Verwaltungsrecht, Strafrecht, Psychologie, die ganze Schau. Praktika in Offenbach und Darmstadt.
    Geheiratet. Das Beste daran waren Florentine und Caroline.
    Nach dem Diplom Ernennung zum Kriminalkommissar. OK in einem Frankfurter Kommissariat.
    Und nach einem Verfahren (wegen des Einsatzes der Dienstwaffe mit Todesfolge) Rebellion in der Familie: Papi soll keine Einsätze mehr fahren! Wir haben Angst! Flo und Caro. Die ihn vorher wochenlang genervt hatten. Warum können wir keinen Polizeihund haben, Papa? Weil ich kein Hundeführer bin. Und nicht bei der Drogenfahndung arbeite.
    In Wirklichkeit hatte Feli Angst gehabt. Und wer gab klein bei? Wer wohl. Im Polizeipräsidium Frankfurt in der Abteilung für Presse und Öffentlichkeit war eine Stelle frei. Ja, genau, in der PÖ, dem rosaroten Kreativverein. Besonders beliebt beim kleinen Mann in Blau: Die gehören auf Streife, die Sesselfurzer. Die müßte man in die Produktion schicken.
    War eh aussichtslos, bei fünf Mitbewerbern. Und dann das Wunder: Er kriegte die Stelle. Sachrate 22, zuständig für die Arbeit mit den Medien, und, als ziemlich angenehme Beigabe, Besoldungsgruppe A 11. Und das war’s dann. Das Leben in Kurzform.
    »Gut!« und »Bravo!«. Zobel sagte das Richtige an den richtigen Stellen. »Und jetzt?«
    Und jetzt? Hat Feli einen neuen Freund und DeLange eine neue Vorgesetzte, wird Caro erwachsen und ihr Vater alt.
    Was war daran komisch? Ernst Zobel schien zu lachen. »Komm, Jo. Du warst einer der Besten, damals. Freche Klappe, aber was dahinter. Und jetzt spuck’s schon aus. Womit kann ich dir helfen?«
    Helfen? Mir? DeLange zögerte. Dachte an Sophie Winter. Ihr Buch. Woran es ihn erinnerte. Und daß man sich während der Dienstzeit eigentlich nicht mit privaten Angelegenheiten befassen sollte.
    »Wir müssen reden!« Klara, Mezzosopran.
    »Ich muß fort!« DeLange. Heldentenor.
    »Wohin?«
    Das geht dich gar nichts an. »Material für die Pressekonferenz!« Das funktionierte immer. Auch diesmal. Außerdem war es nicht weit bis nach Assenheim, wo Zobel wohnte. Und überhaupt: Eine ungeklärte Vermissungssache war nie eine private Angelegenheit. Und wann bin ich schon mal nicht im Dienst, dachte DeLange.
    »Ich hab da was, was mich beschäftigt. Ein Fall, mit dem wir uns in deinem Seminar befaßt haben.«
    »Verdammt lang her.«
    »Das kannst du wohl sagen. Aber ich hab’s nicht vergessen: Dorfjugendliche verprügeln drei aus der Stadt zugezogene junge Leute. Zwei Monate später wird eine der drei als vermißt gemeldet. Eine schöne Frau. Eine besonders schöne Frau.«
    »Alexandra Raabe«, sagte Ernst Zobel.
    DeLange mußte lachen. »Das meinst du nicht ernst.«
    »Doch. Ich sehe ihr Bild vor mir.« Zobel seufzte und richtete den Blick ins Weite.
    War er noch verheiratet? Noch immer mit derselben? De-Lange hatte einen zweiten Namen auf dem Türschild gesehen.
    »Größe 1,72, Augenfarbe blau. Geboren am 4. April 1946 in Bad Dürkheim. Die Eltern besaßen eine Kellerei, der Vater war dort Bürgermeister bis 1992.«
    Bingo. Ernst Zobel war ein As.
    »Alexandra Raabe verschwand im August 1968, im Alter von 22 Jahren. Zuletzt wurde sie gesehen in einer Siedlung bei Klein-Roda, Oberhessen. Es gab und gibt keinen Hinweis auf ihren Verbleib. Man hat sie unseres Wissens nie

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