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Paul Flemming 01 - Dürers Mätresse

Titel: Paul Flemming 01 - Dürers Mätresse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinssen
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»Wahrscheinlich ist er noch beim Wild- und Fischgroßhändler.«
    Blohfeld, den ein Weiterkommen in der Sache augenscheinlich unter den Nägeln brannte, sah enttäuscht aus. Paul bat Marlen, sich einen Augenblick zu ihnen zu setzen. »Vielleicht kannst du uns auch weiterhelfen. Es geht um ein gemeinsames Abendessen von Densdorf und dem Schreiner, der die Handwerksarbeiten im Dürerhaus leitete.«
    Marlens waches Gesicht zeigte sofort, dass Paul einen Treffer gelandet hatte. »Aber sicher erinnere ich mich daran. Ich hatte an dem Abend Dienst und habe die beiden bedient.«
    Blohfeld horchte auf. »Die Herrschaften haben es sich richtig gut gehen lassen, was?«
    »Ja«, Marlen nickte eifrig. »Sie waren mit Abstand die besten Kunden an diesem Abend. Sie wollten nur das Feinste vom Feinsten. Unsere Austernvorräte waren danach ausgeschöpft, und den Champagner haben die beiden heruntergestürzt, als wäre es Bier.«
    »Gab es denn einen Grund zum Feiern?«, tastete sich Blohfeld vor.
    Marlen dachte einen Moment lang nach. »Ich nehme an, sie hatten ein gutes Geschäft abgeschlossen.«
    »Irgendwelche Details?«, fragte Paul nach.
    »Nicht dass ich wüsste«, sagte Marlen nachdenklich. »Moment – eines ist mir in Erinnerung geblieben: Sie sprachen recht offen darüber, den Gewinn teilen zu wollen, statt ihn zu dritteln.«
    Paul und Blohfeld sahen sich verblüfft an. Dann fragte Blohfeld: »Haben sie denn eine dritte Person erwähnt?«
    »Nein«, sagte Marlen entschieden. »Jedenfalls nicht, solange ich in ihrer Nähe war.«
    Paul war schon dabei aufzustehen, als Blohfeld eine Frage nachschob: »Ist Ihnen noch etwas anderes Ungewöhnliches im Gedächtnis geblieben?«
    »Ja«, sagte Marlen prompt. »Die beiden haben oft miteinander angestoßen – und zwar auf Dürer, Albrecht Dürer.«
     
    Paul und der Reporter verließen das Lokal und blieben vor der Eingangstür stehen.
    »Densdorf und der Schreiner freuen sich über ein gutes Geschäft, das mit Dürer zusammenhängt, und wollen die Sache ohne ihren dritten unbekannten Partner durchziehen«, fasste Blohfeld das eben Gehörte zusammen. »Was sagt uns das?«
    »Dass dieser dritte Geschäftspartner unser Mann sein könnte, beziehungsweise unsere Frau«, folgerte Paul.
    Blohfeld stimmte zu. »Verflucht, wenn wir doch nur eine konkrete Spur hätten, die zu dieser Unbekannten führt!«
    »Moment«, sagte Paul. Er fasste in seine Innentasche und zog ein Blatt Papier hervor. Als Paul das Papier auseinander faltete, blickte Blohfeld auf die ungewöhnliche Skizze, die Paul aus der Behausung des toten Stadtstreichers hatte mitgehen lassen.
    »Was sind das für Augen?«, der Reporter sah starr auf die Skizze. »Ein unheimliches Bild, wo haben Sie es her? Das ist recht professionell gezeichnet.«
    »Ich habe es bei dem dritten Toten gefunden«, sagte Paul und beobachtete aufmerksam Blohfelds Reaktion.
    »Sie glauben an einen Zusammenhang, ja?«, fragte Blohfeld.
    »Es liegt doch nahe. Dieser Kunststudent war es, der mich überfallen hat und der mir die Bilder von der Christkindlesmarkteröffnung stehlen wollte. Ich bin sicher, dass er im Auftrag gehandelt hat.«
    »Und als Souvenir hat er die Augen seines Auftraggebers auf dieser Skizze dargestellt?«, fragte Blohfeld mit spöttisch verzogenem Mund.
    »Das weiß ich nicht. Ich bin aber sicher, dass uns dieses Bild weiterbringt.« Paul hielt es Blohfeld hin, doch der griff nicht zu.
    »Soll ich das Bild veröffentlichen? Unter dem Motto: Wer kennt diese Augen? Polizei bittet um sachdienliche Hinweise unter der Nummer einszweidrei?«, zog Blohfeld die Sache ins Lächerliche.

20
     
    Paul war keine zehn Minuten zu Hause, als es an der Wohnungstür klingelte. Das kam ihm sehr ungelegen, denn er hatte wegen des frühen Termins mit Blohfeld bisher nur eine Katzenwäsche hinter sich und war wieder einmal nicht rasiert.
    »Tagchen«, sagte Hannah, an deren blonden Locken große Schneeflocken klebten. »Achtung, ich tropfe«, warnte sie ihn, als sie sich an ihm vorbei in die Wohnung drängte.
    »Schneit es wohl wieder?«, erkundigte er sich, ohne seine eigene Frage überhaupt mitzubekommen.
    »Ja«, sagte das Mädchen und schaute sich aufmerksam um.
    »Was willst du?«, fragte Paul und wandte sich in Richtung Badezimmer.
    »Ich will Ihnen helfen.«
    »Ach ja?«, Paul war wenig überzeugt.
    »Ja«, Hannah schaute ihn an. »Die ganzen Sachen, die Ihnen passiert sind: Ich glaube, dass ist kein Zufall. Ich glaube, Sie haben an dem Abend, an

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