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Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter

Titel: Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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immer im Archivraum aufhielt. Er stellte beruhigt fest, dass die Tür geschlossen war.
    »Sorry, wenn ich so spät bei dir reinschneie«, sagte Katinka. Ehe sich Paul versah, war sie unter seinem an den Rahmen gelehnten Arm hindurchgetaucht und in die Wohnung gehuscht. Paul machte einen Satz hinter ihr her, doch da war sie bereits an seiner Mokkabraunen vorbei strikt auf sein Sofa zugeeilt. Als wäre sie bei sich zu Hause, ließ sich Katinka fallen und lehnte sich entspannt zurück.
    »Mhm, Sushi«, stellte Katinka mit Blick auf Pauls Couchtisch fest, »darf ich?«
    Paul nickte nervös. Geschickt nahm Katinka mit den Stäbchen eine auf Klebereis fixierte Scheibe Lachs auf, tunkte sie in Sojasauce und Wasabi und ließ sie in ihrem Mund verschwinden. Sie hustete. »Warum muss diese grüne Paste so höllisch scharf sein?«
    »Das ist japanischer Meerrettich«, sagte Paul nach einem weiteren skeptischen Blick zur Archivtür und setzte sich zu ihr. »Was führt dich her?«, erkundigte er sich freundlich und fragte sich, ob ihr Besuch nicht nur ein Vorwand dafür war, um nach Blohfeld zu suchen.
    Katinka fischte mit den Stäbchen nach einer mit Algenblättern umfassten Reisrolle. »Ich brauche jemanden zum Reden.«
    Das klang ehrlich, dachte Paul. Katinka machte nicht den Eindruck, als würde sie gleich wieder gehen wollen. Paul konnte also nur hoffen, dass Blohfeld durch das Klingeln an der Haustür gewarnt worden war und sich weiter im Verborgenen halten würde.
    »Ich habe mir Gedanken wegen dieses nächtlichen Drohanrufs bei dir gemacht. Hannah hat mir ja davon erzählt, und ich muss sagen: Die Sache behagt mir ganz und gar nicht.«
    »Ach, den habe ich längst vergessen«, tat Paul die Sache ab.
    »Ich aber nicht«, sagte sie ernst und – wie Paul fand – fürsorglich. »Wenn wir den Kerl fassen wollen, gibt es nur einen Weg.«
    »Willst du eine Fangschaltung bei mir installieren?«, fragte Paul.
    Katinka nickte bestimmt. »Ich glaube, wir haben keine andere Wahl – nach allem, was mit meinem Mini und deinem Fahrrad passiert ist. Ich könnte das übrigens mit Zustimmung des Untersuchungsrichters auch ohne deine Einwilligung veranlassen. Aber das möchte ich nicht.«
    Paul zog die Brauen hoch. Blohfeld würde er in der nächsten Zeit wohl nur noch mit dem Handy telefonieren lassen.
    »Meinetwegen. Aber höchstens für ein paar Tage.«
    Katinka sah ihn zufrieden an. Doch auf ihrer Stirn bildeten sich sogleich neue Sorgenfalten. »Das Zweite, um das ich mir Sorgen mache, ist immer noch der ungeklärte Mord an Wiesinger.«
    »Du hast mächtig Ärger wegen Basses Skandalstory, stimmt’s?«
    Katinka nickte betrübt. »Nicht nur das«, gestand sie, »meine geplante Anklage gegen Andi Wiesinger ist wie befürchtet zusammengefallen wie ein Kartenhaus.« Es war heiß in Pauls Loft, und Katinka öffnete einen weiteren Knopf, um sich Abkühlung zu verschaffen. Paul wusste nicht, wo er hinsehen sollte. Er stand auf und holte auch Katinka ein Bier.
    »Andi Wiesinger hat ein erstklassiges Alibi«, sagte Katinka und lachte erneut. Es war ein frustriertes Lachen. »Seine Anwälte haben mir Spesenquittungen mit Datum und Uhrzeit vorgelegt. Dazu eine Liste von namentlich aufgeführten Zeugen für seine Anwesenheit in München.«
    »So wie du das sagst, handelt es sich bei den Zeugen um den Ministerpräsidenten und sein Kabinett.«
    »Das nicht, aber allein die Anzahl der Zeugen ist erdrückend.« Sie nahm einen großen Schluck aus dem Weizenglas. Auch Paul trank. »Um es kurz zu machen«, sagte Katinka resigniert, »Wiesinger hat die Nacht in einem Edelbordell verbracht. Er hat den Spaß mit seiner Kreditkarte finanziert und damit gleichzeitig dokumentiert.«
    »Aber was ist mit der verräterischen Benzinanzeige seines Wagens?«, fragte Paul.
    »Dafür hatten die Anwälte auch keine Erklärung. Die Polizei ermittelt in dieser Sache zwar noch. Aber was spielt das letztlich für eine Rolle, wenn es ein Dutzend Zeugen gibt, die Wiesinger in den fraglichen Stunden höchst aktiv erlebt haben?«, fragte sie zynisch.
    »Wahrscheinlich keine«, räumte Paul ein und leerte sein Glas mit großen Schlucken. »Wie geht es jetzt weiter?«
    »Keine Ahnung«, sagte Katinka. »Nach alldem bin ich einfach nur erschöpft.«
    Paul schloss kurz die Augen. Er spürte die aufkommende Müdigkeit und auch den Alkohol. Er versuchte sich zu konzentrieren. Weil er nicht wusste, was er sonst tun konnte, stand er wenig später auf, um sich und Katinka ein

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