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Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter

Titel: Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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weiteres Bier zu holen.
    Als er sich wieder setzte, kuschelte sich Katinka an seine Seite. Paul spürte sie ganz dicht neben sich und fühlte ihren warmen Atem an seinem Hals. So nah war sie ihm noch nie gewesen. Wenn doch bloß nicht Blohfeld im Nebenraum wäre!
    Katinka nahm einen weiteren, diesmal kleinen Schluck aus ihrem Glas. Sie schwieg jetzt und mied seinen Blick. Paul traute sich nicht, sich zu rühren, und saß stocksteif neben ihr.
    Nach einigen quälenden Minuten stand Katinka abrupt auf. Paul folgte ihr in den Flur, wo sie sich kurz und bündig voneinander verabschiedeten.
    Dann fiel die Tür ins Schloss.
    »Verdammt«, sagte Paul laut zu sich selbst. »Verdammter Idiot!«

28
    Paul war frustriert und auch ein bisschen benebelt vom Bier. Er öffnete die Tür des Archivs. Blohfeld lag gerade ausgestreckt auf seiner Matratze und schnarchte. Paul hockte sich neben den Schlafenden und stieß ihn an die Schulter. »Die Luft ist rein. Sie ist weg.«
    Blohfeld gab einen unfreundlichen Grunzton von sich und schlug widerstrebend ein Auge auf. »Ich habe geschlafen. Können Sie keine Rücksicht nehmen?«
    »Mir ist nach Reden zumute«, sagte Paul bedrückt.
    Blohfeld richtete sich auf. »Mir aber nicht. Ich brauche meinen Schlaf; zu Hause bekomme ich davon viel zu wenig.«
    »Das hört sich an, als würden Sie Ihr Asyl bei mir als Urlaub betrachten«, schlussfolgerte Paul wenig begeistert.
    »Urlaub?«, fragte Blohfeld und er klang nachdenklich. »Da ist sogar etwas Wahres dran. Je länger ich hier zum Nichtstun gezwungen bin, desto mehr Abstand gewinne ich zu meinem Job und zu meinem Leben als Reporter. Ich hatte in den letzten Jahren ständig den Eindruck, ich befände mich auf der Flucht.«
    »Das sind Sie ja jetzt tatsächlich.«
    »Ha, ha, sehr witzig. Ich meine etwas ganz anderes: In der Redaktion bin ich im Dauerstress. Ständig auf der Jagd nach der Schlagzeile von morgen. Ist Ihnen eigentlich klar, was es heißt, bis zur Nachmittagskonferenz mindestens fünf Themen zu finden, die sich für einen Anriss auf Seite Eins eignen, und möglichst noch dazu einen zugkräftigen Text für das Plakat auf den Stummen Verkäufern, den Zeitungskästen, zu liefern? Gleichzeitig ist man in seinen Wunschträumen immer auf dem Weg in ein besseres Leben, das wahrscheinlich nie kommen wird. Wissen Sie, Flemming: Manchmal glaube ich, ich sollte den ganzen Kram hinwerfen und endlich mal zur Besinnung kommen.«
    Paul hörte verwundert zu. Es war selten, dass das Raubein Blohfeld so offenherzig über sein Leben sprach. Dennoch gefiel Paul der Gedanke ganz und gar nicht, dass Blohfeld anfing, sein Loft als Kurklinik zu betrachten. »Vielleicht wäre es besser, wenn Sie bald aus Ihrem Versteck herauskommen«, schlug Paul vor.
    »Nicht, solange ich nicht entlastet bin«, lehnte Blohfeld entschieden ab. »Ich möchte, dass Sie mir einen Gefallen tun.«
    »Und der wäre?« Paul schwante nichts Gutes.
    »Ich habe noch einmal über Antoinette nachgedacht. Und über die Art ihres Todes. Ich halte es für möglich, dass Antoinette ihren Mörder gekannt hat.«
    »Ja, davon geht Katinka Blohm ebenfalls aus.«
    »Nein, nein. Ich habe nicht vor, mich selbst zu belasten. Ich will Ihnen mal sagen, was an dem Abend wirklich lief.«
    »Da bin ich gespannt.«
    »Wie Sie ja selbst am besten wissen, hatte sie sich für den Nachmittag freigenommen. Gegen Abend rief sie mich an und fragte, ob sie am Wochenende auch in die Redaktion kommen müsse. Sie erzählte mir von dem Sturz in den Felsengängen und auch, dass Sie trotzdem auf der Wöhrder Wiese joggen gehen würde. Da habe ich ihr vorgeschlagen, dass wir uns bei der Gelegenheit kurz im Biergarten treffen könnten. Dort erschien sie auch. Wir haben uns ein wenig unterhalten …«
    »Ja«, sagte Paul sarkastisch, »für diese Unterhaltung gibt es anschauliche Zeugenaussagen.«
    Blohfeld hüstelte. »Wie dem auch sei – sie ist gleich darauf weitergelaufen. Das ist alles, was ich weiß. Aber ich bin ziemlich sicher, dass sie geschrien hätte, wenn sie von einem Unbekannten überfallen worden wäre. Und das hätte jemand hören müssen. Denken Sie nur an die vielen Liebespaare, die in lauen Sommernächten auf der Wöhrder Wiese unterwegs sind.«
    »Schon möglich«, sagte Paul wenig überzeugt, »aber worauf wollen Sie hinaus?«
    »Nun – wenn Antoinette ihren Mörder gekannt hat, findet sich vielleicht ein Hinweis auf ihn in ihren Hinterlassenschaften.«
    »Die wurden von der Polizei bereits

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