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Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Titel: Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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aber entschieden.
    Paul erstarrte. Er wagte sich nicht zu bewegen, geschweige denn etwas zu sagen.
    »Die Hände nach oben!«, kam die Forderung jetzt lauter.
    Nun erkannte Paul die Stimme. Es war Schrader! Eine bleierne Angst ergriff Paul. Sein törichtes Unterfangen hatte genau das Ende genommen, das er hätte erwarten müssen.
    Er zwang sich, die eigene Angst zu unterdrücken, und hob zögernd die Hände.
    »Langsam umdrehen«, befahl Schrader.
    Paul kam der Aufforderung im Zeitlupentempo nach. Er sah in die Mündung einer Pistole, von der er nicht annehmen konnte, dass sie aus dem Spielzeugarsenal von Quentin stammte.
    Schrader trug eine Art Hausanzug aus einem nachtschwarzen Material, das im fahlen Mondlicht schimmerte wie Seide. Seine Füße steckten in eleganten Hausslippern. Er fixierte Paul mit kalten Augen. Jede Liebenswürdigkeit war aus seinem Blick gewichen.
    »Entschuldigen Sie . . .«, setzte Paul zu einer Erklärung an, doch ihm fiel keine auch nur halbwegs überzeugende ein.
    »Sie sind das«, sagte Schrader mit verwundertem Ausdruck. Er schien Paul erst jetzt wiederzuerkennen. Sein Blick wanderte von Paul in das hinter ihm liegende Arbeitszimmer und zu der Heiligen Lanze an der Wand. »Sind Sie etwa deswegen gekommen?«
    Paul nickte, ohne dass seine Aufmerksamkeit für die Pistole in Schraders Händen nachließ.
    »Ja, sie ist wirklich etwas Einmaliges«, sagte Schrader getragen und nickte in Richtung der Lanze. »Ich habe schon immer den unbändigen Drang verspürt, ein derart von Mythen umranktes Unikat in meinen Besitz zu bringen.«
    Pauls Herz schlug noch immer wie wild. Wenn Schrader ihm gegenüber die ganze Sache zugab, konnte das für Paul nur eines bedeuten: dass er als Mitwisser nicht überleben durfte.
    »Die Heilige Lanze ist die Krönung jeder ambitionierten Sammlung sakraler Kunst«, fuhr Schrader fort. »Ich wüsste nichts, was mit ihrer Vollkommenheit und Ausstrahlung mithalten könnte.« Er hob die Pistole um einige Zentimeter an. Sie zielte nun genau auf Pauls Brust. »Ja«, sagte Schrader bedeutungsschwer. »Ich verstehe sogar die Menschen, die getötet haben, um diesen Mythos für sich in Anspruch nehmen zu können.«
    »Nein!«, platzte es aus Paul heraus. »Bitte tun Sie das nicht.«
    Schrader hob die Brauen. »Was meinen Sie?«, fragte er.
    Paul sah voller Überraschung, wie Schrader seine Waffe sinken ließ. Im gleichen Moment hörte er ein leises Geräusch, das von der Straße gegenüber des Teichs bis zu ihnen herüberwehte. Es klang wie das Martinshorn eines näherkommenden Polizeiautos.
    Schrader verstaute die Pistole in der Tasche seines Hausanzugs. »Nun – ich habe mich gut genug im Griff, um derartig archaischen Anwandlungen zu widerstehen. Ich gebe mich mit einem Duplikat zufrieden – und dem Wissen darüber, dass das Original zumindest für ein paar Wochen in Nürnberg und damit ganz in meiner Nähe ist.«
    Das Martinshorn wurde lauter, worauf Schrader besorgt seine Stirn kräuselte. »Sie müssen wissen, Herr Flemming: Ich habe nicht besonders viel übrig für Paparazzi, die nachts heimlich um mein Haus schleichen. Wenn Sie bei Ihrem Besuch bei mir offen angesprochen hätten, um was es Ihnen eigentlich ging, hätten wir uns diese peinliche Situation hier ersparen können. So aber . . .«
    »So aber?«, fragte Paul hin – und hergerissen zwischen Erleichterung und neu entfachter Besorgnis.
    »So aber fürchte ich, dass wir die Polizei nicht außen vor lassen können«, endete Schrader. »Sie haben den Lautlosalarm ausgelöst, als Sie sich angeschlichen haben. Deshalb habe ich Sie ja anfangs für einen Einbrecher gehalten.«
    Der Intensität des Martinshorns nach zu urteilen, konnte der Polizeiwagen nicht mehr weit entfernt sein. Paul dachte sofort an die Konsequenzen einer Anzeige und sah seine Kaution in Rauch aufgehen. Eilig schlug er vor: »Herr Schrader, drücken Sie doch bitte ein Auge zu. Wir werden ganz sicher keine Zeile über heute Abend veröffentlichen. Und Sie bekommen wie verabredet eine tolle Story.«
    Schrader taxierte Paul abschätzig.
    »Es wird nicht wieder Vorkommen, dass ich Sie gegen Ihren Willen aus spioniere«, fügte Paul eilig hinzu.
    »Auch nicht, dass Sie ohne mein Einverständnis versuchen, meinen Sohn auszuquetschen?«, fragte Schrader scharf.
    Verflucht, dachte Paul, das wusste er also auch! Sie hörten das Quietschen der Bremsen, als der Polizeiwagen auf der anderen Seite der Villa ankam. »Nein, ich verspreche es!«, versicherte

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