Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Titel: Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
Vom Netzwerk:
Paul.
    »Dann will ich noch einmal Gnade vor Recht ergehen lassen«, sagte Schrader ohne Eile. »Ich kenne die Zwänge Ihres Jobs – und ich möchte es mir nicht mit meinem Golfpartner verderben«, setzte er süffisant hinzu.
    »Ihrem Golfpartner?«, fragte Paul kleinlaut. Er fürchtete, dass jeden Moment ein Polizist um die Ecke biegen würde.
    »Ja«, sagte Schrader selbstgefällig. »Dem Verleger Ihrer Zeitung.«
    »Ach so«, lächelte Paul angespannt. Er warf einen letzten, zweifelnden Blick ins Arbeitszimmer, sah das Schimmern der Heiligen Lanze und setzte zum Spurt an. »Danke«, rief er im Laufen. »Das Gummiboot können Sie Quentin schenken.«
    Paul schlug sich in die Büsche. Ein dorniger Ast ritzte ihm eine schmerzhafte Erinnerung an sein kindisches Abenteuer in den linken Unterarm. Mit unterdrücktem Schmerzensschrei lief er weiter. Nur weg von hier!
    Eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs und womöglich sogar versuchten Einbruchs hätte es ihm eingebracht, wenn ihn Schrader nicht laufen gelassen hätte, dachte Paul, als er sich in den Sitz von Jan-Patricks Wagen fallen ließ. Er lehnte sich an die Kopfstütze und atmete tief durch. Ganz sicher wäre er diesmal im Gefängnis gelandet, und weder das Geld seiner Eltern noch der Einfluss von Kantinka hätte ihm noch helfen können.
    Er war mit einem blauen Auge davongekommen, weil Schrader ihn bloß für einen Paparazzo gehalten und die eigentliche Sachlage verkannt hatte, dachte Paul erleichtert.
    Doch war es wirklich so gewesen?
    Paul konnte sich zwar inzwischen kaum noch vorstellen, dass Schrader so abgebrüht war, die echte gestohlene Lanze in seinem Arbeitszimmer aufzubahren. Aber einen Restverdacht gegen diesen aalglatten Saubermann wollte sich Paul nicht nehmen lassen. Vielleicht hatte Schrader Pauls unglücklichen Auftritt ja ganz bewusst in Kauf genommen, um ihn endgültig loszuwerden und weitere Nachforschungen zu verhindern.
    Denn eines hatte der heutige Abend zweifelsfrei bewirkt, dachte Paul zerknirscht: Er konnte es keinesfalls riskieren, Schrader noch weiter auf die Pelle zu rücken . . .

21
    Ihre Lippen berührten sich. Paul schloss die Augen und spürte, wie sich ihre Zunge in seinen Mund drängte. Seine Finger schoben sich unter ihr T-Shirt, sie zerrte an seinem Reißverschluss.
    Sie stieß ein gehauchtes Stöhnen aus, als seine Hände sich über ihren Brüsten schlossen. Paul schmeckte das Salz auf ihrer Haut, während sich seine Zähne sanft in das weiche Fleisch ihres Nackens vertieften.
    Ekstatisch wälzten sie sich auf dem Boden. Paul spürte die steigende Lust. Er wollte mehr, immer mehr! Sie liebten sich ungestüm. Fest hielt er dabei die Augen geschlossen. In das tiefe Schwarz der Dunkelheit mischten sich in seiner Euphorie helle Funken. Weiße und gelbe Blitze zunächst, die im rasenden Wahn von roten abgelöst wurden.
    Das tiefe Rot dominierte bald sein Gesichtsfeld. Es war plötzlich überall.
    Paul löste sich aus seiner Lust, riss die Augen auf. Er blickte auf seine Hände. Überall dieses Rot!
    Das Mädchen unter ihm bewegte sich nicht mehr. Der Körper war blutüberströmt.
    Paul schrie auf. Er hatte mit Bea Meinefeld geschlafen. Nun lag sie tot vor ihm. Übersät mit tiefen Wunden. Blutrote Rinnsale bahnten sich ihren Weg über ihren Körper und mündeten in eine purpurne Pfütze auf dem steinernen Boden.
    Plötzlich hielt Paul ein Messer in der Hand. Mit langer Klinge. Von der Schneide tropfte das Blut.
    Paul schleuderte das Messer beiseite. Es wirbelte durch die Luft und blieb im Fuß des Türrahmens stecken. Während Paul zusah, wie die Klinge nachfederte, trat der schwere Stiefel eines römischen Legionärs neben die Schneide.
    Der Römer bückte sich. Er zog das Messer aus dem Rahmen und wischte das Blut an seinem ledernen Wams ab. Dann hielt er die blitzende Klinge vor sein Gesicht.
    Nun erkannte Paul den Römer. Es war Schrader. Sein feindseliger Blick verriet Paul, dass er den Tod des Models rächen würde. Schrader schwenkte die Spitze des Messers langsam nach vorn.
    Laut brüllend stürmte er auf Paul zu. Dabei verwandelte sich das Messer in einen Speer. Am Kopf der Waffe steckte die Heilige Lanze.
    »Nein!«, schrie Paul. Als er sich auf seinem Schlafsofa mit einem Ruck aufrichtete, war er klatschnass geschwitzt.
    Er sah auf den Radiowecker: mitten in der Nacht.
    Ein Alptraum von dem Opfer, ein erotischer noch dazu – war das etwa ein Signal seines Unterbewusstseins? Ein heimliches Schuldeingeständnis?
    Paul

Weitere Kostenlose Bücher