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Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Titel: Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Und der Polizei brauchst du auch nichts zu verraten.«
    »Aber Hannah«, protestierte Paul.
    Diese hob die Hand und signalisierte Paul damit, dass er sich zurückhalten sollte. »Du brauchst dich . . . – ich darf dich doch duzen, oder?«, wandte sich Hannah Nadine zu und rückte ein Stück näher an sie heran. »Wir sind ja ungefähr gleich alt.«
    »Ja, klar«, nickte Nadine und fischte ein Tempotaschentuch aus ihrer Hose. Sie tupfte ihre Augen ab.
    »Wie gesagt: Keiner kann dich dazu zwingen zu reden«, sagte Hannah. »Aber dann kannst du auch von niemandem verlangen, dass er dich vor diesem Schwein beschützt.«
    »Er ist kein Schwein«, entgegnete Nadine und strich ihr braunes Haar zurück. Ihr Blick war wie der eines scheuen Rehs.
    »Wie würden Sie denn sonst einen Typen bezeichnen, der Frauen schlägt?«, mischte sich Paul ein.
    Hannah blickte ihn an und drückte demonstrativ ihren Zeigefinger auf die Lippen.
    »Er meint es nicht so«, lavierte Nadine herum. »Er ist nur manchmal etwas aufbrausend.«
    »Nadine«, sagte Hannah und rückte noch näher. »Vergessen wir mal deinen Bekannten. Sein Name interessiert uns nicht.«
    »Nicht?«, fragte Paul ebenso überrascht wie verärgert über Hannahs Eigenmächtigkeiten.
    »Nein«, bestätigte Hannah und fixierte Paul mit ihren himmelblauen Augen. Dann sagte sie zu Nadine: »Wir möchten nur wissen, wie die letzten Stunden vor dem Tod deiner Freundin abgelaufen sind.«
    »Sie war nicht meine Freundin, nur eine Kollegin«, sagte Nadine nervös.
    Hannah legte ihre Hand auf Nadines Knie. »Das ist okay. Aber was genau ist da vorgefallen?«
    »Das habe ich alles schon der Polizei erzählt«, sagte Nadine nun beinahe hysterisch. Sie war mit ihren Nerven am Ende.
    »Keine Panik«, sagte Hannah. »Wir wollen einfach nur wissen, ob du bei deiner Vernehmung etwas vergessen hast zu erwähnen. Eine Kleinigkeit vielleicht, irgendetwas Nebensächliches?«
    Paul biss sich auf die Lippen, um Hannah nicht wieder dazwischenzufunken.
    »Ich habe alles gesagt, was ich weiß!«, beteuerte Nadine, während ihre Augen sie Lügen straften.
    Hannah setzte sich gerade auf und schaute Nadine direkt an. »Mein Freund Paul ist nach eurem gemeinsamen Besuch im Goldenen Ritter mit Beate um die Häuser gezogen und später ins Lochgefängnis abgeschwirrt, um dort in aller Ruhe zu vögeln?«
    »Das habe ich nie behauptetet«, entgegnete Nadine und wirkte nach wie vor unruhig.
    »Hast du doch«, sagte Hannah in hartem Ton. »Und genau diese Aussage bringt Paul an den Galgen.«
    »Das ist doch Quatsch. In Deutschland gibt es keine Todesstrafe mehr«, sagte Nadine verunsichert.
    »In Deutschland vielleicht. Aber im Bayerischen Grundgesetz ist die Todesstrafe nach wie vor verankert«, nahm Hannah zu Pauls Überraschung den Faden auf. »In Ausnahmefällen . . .«, deutete sie an und fuhr sich mit der Handkante über die Kehle.
    Nadine sah beide ratlos an. Schließlich gab sie sich einen Ruck: »Also gut. – Bea wollte an dem Abend nach dem Fotoshooting noch einen draufmachen. Am liebsten mit Ihnen, Herr Flemming.«
    Paul senkte betroffen den Blick.
    »Bea hat sich angestrengt, aber Sie waren . . . – nicht mehr so richtig bei der Sache«, redete Nadine weiter.
    »Alkoholbedingt, nehme ich an«, warf Hannah mit einem belustigten Seitenblick auf Paul ein.
    »Ja«, bestätigte Nadine. »Bea hat sich wirklich Mühe gegeben, aber. . .«
    »Ich verstehe«, sagte Paul, um sich und Hannah weitere Details zu ersparen.
    »Sie war aufgedreht und hat es nicht eingesehen, unbefriedigt schlafen zu gehen?«, brachte es Hannah in ihrer direkten Art auf den Punkt. Paul sah sie böse an.
    »Das ist richtig«, flüsterte Nadine.
    »Also hat sie sich Ersatz beschafft«, folgerte Hannah und zwinkerte Paul hinterlistig zu.
    Nadine sah sie erschrocken an: »Das weiß ich nicht genau«, sagte sie eilig.
    »Was soll das heißen?«, fragte Hannah scharf. »Weißt du es oder weißt du es nicht? Verkauf uns doch nicht für dumm!«
    »Naja«, druckste Nadine herum. »Ich vermute es.«
    »Aha«, sagte Hannah. »Du vermutest also, dass Bea in der Nacht noch mit jemand anderem herumgezogen ist.«
    Nadine nickte stumm und blickte dabei zu Boden.
    Paul war eigentlich zu beleidigt, um sich weiter an der Unterhaltung zu beteiligen. Andererseits wollte er wissen, wer dieser Ersatzhengst gewesen war. Denn wenn es stimmte, was Nadine angedeutet hatte, gab es endlich einen zweiten Verdächtigen neben ihm: »Sein Name?«
    Nadine zögerte.

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