Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg
vergewisserte sich, dass der Prostatapatient fest schlief, bevor sie weiter redete: »Paul, es grenzt an ein Wunder, dass dich meine Kollegen wegen des Unfalls mit dem Mechaniker nicht stärker in die Mangel genommen und dich die Nacht über in Ruhe gelassen haben.«
»Das waren nicht die von der Mordkommission, sondern sehr anständige Ermittler aus einem anderen Dezernat.« Paul dachte mit Wohlwollen an den Vortag und die harmlose Befragung zurück.
»Mag sein. Aber auch die werden bei der Überprüfung deiner Daten feststellen, dass du auf Kaution draußen bist. Und dann dauert es nicht lang, bis sie misstrauisch werden und mit neuen, weniger anständigen Fragen bei dir aufkreuzen.«
»So wie du gerade«, sagte Paul schärfer als beabsichtigt.
Jasmin wirkte für einen Augenblick gekränkt, aber dieser Eindruck verflüchtigte sich schnell. »Paul, erzähl mir bitte alles, was ich noch nicht weiß und was du für wichtig hältst. Dir muss klar sein: Ich stehe auf deiner Seite.«
Paul hatte Zweifel daran, ob Jasmin das auch täte, wenn er nicht zufällig aussähe wie George Clooney oder wer weiß welche sonstigen Eigenschaften besäße, an denen sein rothaariger Fan aus unerfindlichen Gründen einen Narren gefressen hatte. Aber Jasmin war nun einmal zur Stelle, und ziemlich sympathisch war sie obendrein.
Also berichtete Paul über die jüngsten Vorfälle und versuchte, möglichst jedes Detail zu nennen.
Jasmin hörte aufmerksam zu. Dann versicherte sie Paul, dass sie ihm glaube, der Unfall in Strombergs Rennstall ihr aber ziemlich verdächtig vorkomme.
»Was verstehst du unter verdächtig?«, wollte Paul wissen. »Dieses Monstrum von Auto ist einfach heruntergesaust. Ohne Vorwarnung.«
»Und niemand sonst war in der Nähe?«
»Nein. Das habe ich schon deinen Kollegen gesagt. Zumindest habe ich niemanden gesehen.«
Jasmin kräuselte nachdenklich die Stirn. »Dann warst es entweder doch du selbst. . .«
»Aber. . .«, protestierte Paul.
Jasmin winkte ab. » . . . oder jemand anderes, der verhindern wollte, dass der Mechaniker weiter auspackte.«
»Ohne Bargeld wäre aus Schumi sowieso keine Silbe mehr herauszukriegen gewesen«, wandte Paul ein.
»Vielleicht haben seine Andeutungen schon ausgereicht, um jemanden sehr nervös zu machen«, deutete sie an. Dann ging ein Ruck durch ihren drahtigen Körper: »Die Hebeanlage werde ich mir notfalls selbst vornehmen, um den Grund für den plötzlichen Druckabfall in der Hydraulik herauszufinden. Ich bin fast sicher, dass da jemand manipuliert hat«, sagte sie entschlossen.
»Ja, und nach Schumis deutlichen Hinweisen kann ich mir auch gut vorstellen, wer es war. Ist denn Stromberg als Rennstallbesitzer nicht ohnehin längst von deinen Kollegen vernommen worden?«, fragte Paul erstaunt. »Die hätten doch schon gestern. . .«
»Die Staatsanwaltschaft hat schwere Bedenken«, erwiderte Jasmin bedauernd. »Deine Vorwürfe gegen Stromberg sind ja ziemlich gewagt.«
»Es sind nicht meine Vorwürfe, sondern Schumis!«
»Richtig. Aber du hast sie zu Protokoll gegeben, und Schumi ist tot, was bedeutet, dass es niemanden gibt, der deine Behauptungen bestätigt.«
Paul sah Jasmin bedrückt an. »Was können wir also tun?«
»Du hörst am besten nur zu«, sagte Jasmin ruhig und legte ihre Hand auf Pauls Arm. »Es gibt nämlich drei Dinge, die du wissen musst.«
»Da bin ich gespannt.«
»Erstens: Eine Befragung von Stromberg ist nur eine Frage der Zeit. Denn wie du schon sagtest, als Chef des Rennstalls ist er verantwortlich für die Technik. Und deine Aussage muss zumindest der Form halber überprüft werden, auch wenn sie noch so unwahrscheinlich klingt.«
»Das beruhigt mich«, sagte Paul etwas verschnupft.
»Zweitens: Ich habe die Zeit deiner Abwesenheit genutzt und einige Erkundigungen über Rubach eingezogen. Der gute Professor steht finanziell an der Wand. Er hatte weltweite Fernsehverträge über die Untersuchung der heiligen Lanze. Nun hat er die Vorschüsse schon ausgegeben, aber kann die versprochene Leistung nicht einbringen.«
»Das ist interessant«, sagte Paul und grübelte über mögliche Bezüge zum geplanten Einbruch im Ausstellungsraum nach. »Und drittens?«, fragte er dann.
»Drittens . . .«, setzte Jasmin triumphierend an. »Drittens habe ich einen alten Schulfreund im Stadtplanungsamt, von dem ich weiß, dass Schrader dir wohl doch nicht jeden Winkel seines Hauses gezeigt hat.«
»Wie kommst du jetzt auf Schrader?«, fragte Paul
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