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Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Titel: Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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ihrer Unterlippe nagte. Als Paul Ansätze machte, die Karte beiseite zu legen, hielt Jasmin ihn davon ab.
    »Wie ist das eigentlich mit eurer Beziehung?«, fragte sie dann frei heraus. »Ich meine: Seid ihr denn noch zusammen oder nicht?« Sie kratzte sich an der Stirn und setzte einen Schmollmund auf. »Alle Welt weiß, dass unsere hochdekorierte Staatsanwältin nach Berlin gegangen ist, du aber hier geblieben bist. Ich habe daraus meine Schlüsse gezogen. Waren die falsch?«
    »Wie man‘s nimmt«, sagte Paul zögernd, denn er hatte gar keine Lust, seine verworrene Gefühlslage jetzt und hier vor Jasmin auszubreiten. Noch dazu, da sein prostatakranker Bettnachbar nun ziemlich interessiert die Ohren spitzte.
    »Na toll«, sagte Jasmin sehr enttäuscht. »Bevor das mit uns beiden in die nächste Runde geht, solltest du mich vielleicht mal darüber aufklären, was Katinka will und was du.« Sie wartete kurz ab, zog die Stirn kraus und fragte weiter: »Oder weißt du selbst nicht, was du willst, und schaust einfach zu, wie sich die Dinge entwickeln? Das wäre dann eine typisch männliche Haltung.«
    »Ja«, rang Paul sich endlich ab. »Du hast da einen wunden Punkt getroffen. Das mit Katinka und mir ist ein . . .« Er suchte nach den richtigen Worten.
    »Ein schwebendes Verfahren?«, bemühte Jasmin einen Begriff aus dem Juristendeutsch.
    »So könnte man es wohl nennen«, bestätigte Paul, ohne weitere Erklärungen dazu abzugeben.
    Jasmin lief rot an. Paul befürchtete, sie würde ihm eine Szene machen. Aber dafür gab es ja eigentlich keinen Grund. Denn mit Jasmin war er definitiv nur befreundet. Nicht mehr und nicht weniger – bisher jedenfalls.
    Etwas kleinlaut fragte Jasmin: »Was bin ich dann für dich? Nur eine Seelentrösterin?«
    Paul setzte ein schiefes Lächeln auf.
    »Oder fängst du an, mich tatsächlich zu mögen?«, flüsterte Jasmin so leise, dass es der Nachbar ganz bestimmt nicht hören konnte.
    »Ja«, antwortete Paul nach kurzem Nachdenken.
    »Was ja?«, fragte Jasmin. »Auf Oder-Fragen kann man nicht einfach nur mit Ja antworten.«
    »Raus jetzt!«, befahl Paul und blickte Jasmin dabei liebevoll
    an.
    »Schon gut«, sagte Jasmin, während sie aufstand. »Ich lasse den Patienten jetzt in Ruhe, damit er morgen wieder laufen kann. Und denk mal darüber nach – du weißt schon. . .« Sie warf ihm einen Luftkuss zu und verließ das Krankenzimmer.
    »Weiber«, nuschelte der Prostatapatient und widmete sich einer Autozeitschrift.
    Auch wenn es die bequemste Lösung gewesen wäre, konnte Paul dem nicht beipflichten. »Männer!«, hätte es Stattdessen heißen müssen.
    35
    Die Nacht war grauenvoll. Paul war es nicht gewohnt, das Zimmer mit einem Fremden zu teilen. Vor allem nicht, wenn derjenige schnarchte. Müde, zermürbt vom stundenlangen Grübeln über seine Situation und mit Schmerzen im Bein ließ Paul am nächsten Morgen die Entlassungsuntersuchung über sich ergehen, schlüpfte in Zivilkleidung und checkte aus.
    Auf Krücken verließ er das weit verzweigte Areal des Nordklinikums durch die Hauptpforte und wollte sich eben ein Taxi nehmen, da erblickte er eine wohlbekannte Gestalt, die er hier nicht erwartet hatte: eine schmächtige Erscheinung im Trenchcoat, ungepflegtes graues Haar, Zigarre im Mundwinkel.
    »Blohfeld«, rief Paul dem Reporter im Näherkommen zu, »was treiben Sie denn hier?«
    Blohfeld deutete auf seinen Wagen, der wenige Meter hinter ihm im absoluten Halteverbot stand. »Ich bin hier, um Sie abzuholen.«
    »Das ist aber großzügig«, sagte Paul, den sogleich Misstrauen überfiel. »Gibt es einen besonderen Grund, warum Sie sich die Mühe machen?«
    »Allerdings«, sagte Blohfeld und bedeutete Paul, in das Auto zu steigen. »Ich möchte Sie noch schnell für meine Zeitung interviewen, ehe Sie endgültig hinter Schloss und Riegel verschwinden.«
    Paul, der gerade zur Beifahrertür gehumpelt war, hielt in der Bewegung inne: »Was soll denn das heißen?«
    »Nach allem, was ich gehört habe, ist der Untersuchungsrichter drauf und dran, Ihre Kaution platzen zu lassen. Die Polizei ist im Mordfall Meinefeld kein einziges Stück weitergekommen. Es gibt zwar keine neuen Beweise gegen Sie, aber eben auch keine, die Sie entlasten.«
    »Ich soll als Sündenbock herhalten, ist es das?«, fragte Paul aufgebracht.
    »Beruhigen Sie sich«, sagte der Reporter lakonisch. »Sehen Sie es doch mal so: Alles sieht immer ganz düster aus – bevor es richtig schwarz wird.«
    »Toller Trost«,

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