Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg
von früher gemein haben würden.
»Na? Gefällt sie dir?«, fragte Jan-Patrick, der sich heimlich von hinten genähert hatte.
»Meinst du die schöne Marlen oder die scheußliche Girlande?«, gab Paul schlagfertig zurück.
Der kleine Koch stellte sich auf die Zehnspitzen und presste Paul mit ganzer Kraft an sich: »Lass dich drücken, du Halunke. Meine allerherzlichsten Glückwünsche!«
»Danke!«, brachte Paul hervor, als Jan-Patrick ihn aus seiner temperamentvollen Umarmung entlassen hatte und er wieder Luft bekam.
»Mein Geschenk liefere ich in Naturalien, wenn es recht ist«, sagte Jan-Patrick mit breitem Grinsen.
»Nichts lieber als das«, freute sich Paul.
»Dann setz dich doch einfach hin und lass dir den Aperitif schmecken«, schlug der Küchenmeister vor. »Die anderen müssten ja bald kommen.«
Das ließ sich Paul nicht zweimal sagen. Er nahm Platz und streckte die Beine unter dem Tisch aus. Während er an dem kühlen Getränk nippte, zwinkerte er Marlen vergnügt zu.
Er rechnete heute Abend mit seinem engsten Bekanntenkreis: Hannes Fink, Blohfeld, Hannah und Jasmin. Katinka würde nicht kommen. Das hatte sie schon vor ein paar Tagen am Telefon angekündigt: »Wichtige Termine in Berlin.« Mittlerweile fragte sich Paul, ob diese Termine nicht zufällig zwei Beine und einen männlichen Vornamen hatten.
Marlen verschwand kurz in der Küche und kehrte dann mit einigen gefalteten Kärtchen zurück, die sie vor den Tellern auf dem eingedeckten Tisch positionierte. Paul nahm sich eine der Speisekarten und las mit wachsendem Wohlgefühl die Menüfolge.
»Als Vorspeise hat er sich also fränkisches Flusskrebstörtchen an gefüllter Avocado und Spargelsalat einfallen lassen«, freute sich Paul. »Klingt lecker.«
Marlen lächelte. »Der Hauptgang ist auch ganz gut: gegrillter Dorsch auf caramelisierter Fruchtauswahl mit blanchierten Spargelspitzen.«
»Unser Jan-Patrick versteht nun mal sein Handwerk«, bestätigte Paul schwärmerisch.
Marlens Augen glänzten, als sie ihm beipflichtete: »Ja, er ist beinahe ein Genie.«
Blohfeld war der erste, der anrief: »Sorry, Flemming«, dröhnte er durchs Handy. Im Hintergrund war trotz der fortgeschrittenen Stunde die Hektik in der Redaktion zu hören. »Ich hänge noch voll drin. Wir sind spät dran heute mit unseren wichtigsten Storys. Wenn wir Pech haben, schmeißen wir den Andruck! Also, alter Junge, feiern Sie mal schön ohne mich. Nichts für ungut. Wäre gern dabei gewesen.«
»Oh«, sagte Paul. »Das ist aber schade.«
»Ja. Kann man leider nichts machen. Also dann. . . – Ach ja: Glückwunsch natürlich! Bleiben Sie so, wie Sie sind.« Blohfeld legte auf.
Marlen, die Pauls enttäuschtes Gesicht sah, erkundigte sich höflich: »Soll ich ein Gedeck abräumen?«
Paul nickte. »Ja. Aber das macht ja nichts. Dann haben wir mehr Platz.«
Erneut machte sich sein Handy bemerkbar.
»Hallo? Flemming?« Hannah klang distanziert. »Ich wollte Ihnen zum Geburtstag gratulieren.«
»Ja, äh, danke. Aber warum denn am Telefon? Kommst du denn nicht selbst? Ich meine, äh, wir warten hier alle auf dich.«
»Nö. Feiert mal lieber ohne mich.«
»Bist du sauer oder beleidigt?«, wollte Paul wissen.
Hannah zögerte. »Kann sie mithören?«, zischte sie dann in den Hörer.
»Mithören? Wer?«
»Na, sie!«
»Von wem sprichst du?«
»Von Ihrer Neuen! Dieser Jasmin Dingsbums.«
»Jasmin Stahl?«, fragte Paul erstaunt. »Nein, sie ist noch nicht hier. Wieso. . .«
»Das heißt also, dass sie noch kommen wird.«
»Davon gehe ich aus. Aber was hat das denn mit dir zu tun?«
»Mit mir hat es nichts zu tun. Aber ich bin die Tochter meiner Mutter. Und ich habe keine Lust dazu, Ihnen dabei zuzusehen, wie Sie sie betrügen.«
»Moment mal: Hier geht es um eine Geburtstagsrunde. Wir treffen uns, um miteinander anzustoßen und zu essen und zu quatschen. Und ich würde mich sehr freuen, wenn du dabei wärst«, sagte Paul aufgebracht.
»Tut mir leid. Aber das kann ich Mama nicht antun.« Damit legte sie auf.
Abermals kam Marlen wie zufällig vorbei. Diesmal fragte sie dezent nach, ob sie die Vorspeise vielleicht schon servieren dürfe.
»Ja«, sagte Paul geladen. »Und ein weiteres Gedeck kann weg.«
Marlen räumte den Teller und das Besteck so beiläufig wie möglich ab.
Den köstlich duftenden Starter servierte Jan-Patrick dann selbst.
»Ich darf mich doch dazusetzen?«, fragte er und ließ sich an Pauls Seite nieder. »Probier einfach mal. Ich denke, das
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