Paula geht
und gar nicht zu ihrem Vater wollte, immer – wie ich fand – genau die richtigen Worte und so schaute ich sie mir näher an.
Dabei musste ich feststellen, dass sie vielleicht mein Alter hatte, aber auf eine natürliche Art außerordentlich gut aussah. So als würde sie das Leben kennen. Ich musste sie immer wieder angestarrt haben, denn plötzlich schaute sie zurück und lächelte. Ihre ersten Worte an mich waren: ‚Vermutlich wollen Sie mitspielen, wenn Sie immer so herüberschauen.‘ Tja, das wollte ich tatsächlich, aber natürlich anders, als Karin das dachte.“
Er gab ihr einen Kuss. Paula grinste in sich hinein.
„Nun und so kamen wir über das Kartenspielen ins Gespräch und ich konnte sie überreden, doch eine Nacht in Hamburg zu bleiben, statt wie geplant gleich zurückzufahren. Und wir gingen zusammen aus und so führte eins zum anderen, wie Sie sehen.“
„Ja“, seufzte ihre Mutter, „es ist schön, das noch einmal erleben zu dürfen, weißt du. Ich hätte damit ehrlich nicht gerechnet. Nicht nach so vielen Jahren des Alleinlebens.“
„Und was machen Sie so geschäftlich?“, wollte Paula jetzt doch noch wissen.
„Ich bin Modefabrikant, vielleicht kennen Sie Hemingways?“
Paula schüttelte bedauernd den Kopf. „Ich habe leider noch nie viel Geld für Mode ausgegeben?“
„Nun, dann gehen wir mal einkaufen, nur wir beide. Wie finden Sie das?“
Nun war es an Paula zu erröten. Sie wusste nicht, wie sie das finden sollte, wenn der Freund ihrer Mutter vor der Umkleidekabine den Daumen hob oder senkte, wenn sie sich gerade so noch in Konfektionsgröße vierundvierzig gezwängt hatte. Sie war sich nicht sicher, ob da die Marke etwas retten konnte.
„Oh ja, ich gehe mit“, sagte ihre Mutter begeistert. „Du wolltest doch schon immer mal die Filiale in Frankfurt besuchen, oder? So ganz inkognito wäre das doch ein Riesenspaß.“
„Sie sind also gar nicht von hier?“
Volker schüttelte bedauernd den Kopf. „Ich bin aus Stuttgart.“
„Oh, das hört man gar nicht so.“
„I kann au anders, wisset Se.“
„Ja, ist gut, Volker, ich glaube es Ihnen. – Will noch jemand einen Kaffee?“, sagte Paula schnell, um ihn vom Schwäbisch-Schwätze wieder abzubringen.
„Also, noch führen wir eine Wochenendbeziehung, gell Volker, aber das wird hoffentlich bald anders.“
„Tja, zum Glück hat mir ihre Mutter die Augen geöffnet, dass ich nun doch meinem Sohn mehr zutrauen sollte und Ende des Jahres dann die alleinige Geschäftsführung an ihn abtrete.“
„Und dann ziehen wir an den Bodensee, stell dir das vor!“, jauchzte Paulas Mutter.
Paula schluckte. Ohne sie zu fragen? Tja, sie hatte auch nicht gefragt, ob sie in den hohen Osten ziehen dürfte, aber dann wäre ihre Mutter noch weiter weg. Wenn sie wieder zurückgehen würde.
„Ich habe da ein Haus, das derzeit vermietet ist, aber das lasse ich jetzt bald renovieren und dann können wir beide dort nochmal neu anfangen. Ihre Mutter liebt den Bodensee, hat sie mir gesagt, und ich hoffe, Sie kommen dann auch immer wieder, uns zu besuchen. Und vielleicht bringen Sie ja auch jemanden mit?“
Sehr charmant, wie er sie da gefragt hatte. Paula wich aus. Irgendwie war es ihr peinlich, angesichts dieses offensichtlichen Liebesglücks wie eine alte Jungfer dazustehen. „Schaun wir mal – und ja, natürlich komme ich gerne.“ Da fiel ihr etwas ein: „Vielleicht könnte ich Bene mitbringen. Das ist mein jüngster Freund, er ist sieben und scheint keine besonders tollen Familienverhältnisse zu haben. Dazu müsste ich natürlich zuerst seinen Vater mal kennenlernen, um ihn zu fragen.“
Während sie von Bene sprach, merkte sie, wie sie plötzlich Sehnsucht bekam, nach der Weite da oben, nach Bene, nach ihren Ziegen und ja, ganz recht, nach Sven. Und sie wusste, dass sie auf alle Fälle zurückgehen würde, aber noch nicht gleich. Jetzt, wo sie schon mal da war, konnte sie wirklich etwas Urlaub machen.
Sie wandte sich an ihre Mutter: „Mama, sei ehrlich. Wäre es möglich, dass ich hier ungefähr eine Woche bei dir unterkriechen kann? Ich würde mich auch benehmen und ab und zu mal etwas kochen, das geht langsam tatsächlich besser. Aber wenn es eure Pläne durchkreuzt, dann finde ich auch einen anderen Weg.“
Ihre Mutter schaute Volker an, der nickte ihr zu. „Paula, ich würde mich freuen. Volker fährt morgen sowieso wieder zurück und dann haben wir eine ganze Woche für uns, wenn du magst.“
Volker holte gerade einen
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