Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
Max?«
Er drehte sich zu Max um, der eine Armee zueinander passender Koffer hinter sich her zerrte und drohte, dabei das Gleichgewicht zu verlieren. » Klar«, meinte dieser und zwinkerte Katie zu. Dann beugte er sich vor und flüsterte: » Aber vielleicht hat er es ein kleines bisschen übertrieben.«
» Schminken ist bäh!«, rief Jack, sprang Davids Oberschenkel an und klammerte sich fest.
» Männer schminken sich nicht, nur Mädchen.« Katie kicherte.
» Nun, dieser Mann tut es.« David reckte die in Textilien von Pringle gehüllte Brust und entfernte Jack mit einer geschickten Bewegung von seinem Bein. » Also, meine Schätzchen, habe ich euch je erzählt, dass böse kleine Buben und Mädchen an Weihnachten nur Kohle in ihren Strümpfen vorfinden?«
Mit diesen Worten stolzierte er, gefolgt von den verdatterten Kindern, davon.
» Ihr habt noch Glück«, sagte Max und gab mir einen Koffer zu tragen. » Das ist die dezente Version. Er hatte allen Ernstes vor, seine Wangenknochen mit pfirsichfarbenem Rouge zu betonen.«
24. Dezember
Den Abend damit verbracht, eine gewaltige Auswahl an Spielwaren unter dem Weihnachtsbaum zu drapieren. Konnte Joe zum Glück überzeugen, dass ein Flachbildschirmfernseher eine ausgezeichnete Investition in die Zukunft ist. (Allerdings ahnt er noch nicht, dass der Fernseher an der Wand von Katies Zimmer hängen und deshalb nicht zur Verfügung stehen wird, um rund um die Uhr Sky Sports zu glotzen.)
PS: Bin ziemlich nervös bei dem Gedanken, dass Louise auch zum Weihnachtsessen bei Joes Mutter eingeladen ist. Hoffe wirklich, dass sie nicht auf die Idee kommen wird, bei Tisch zu stillen. Mrs H. lehnt öffentliche Nacktheit nämlich ab, selbst wenn Dargans Ernährung davon abhängt. Habe außerdem den Verdacht, dass es mir den Appetit auf die Salbei-Zwiebel-Füllung verderben könnte. Frage mich, ob es zu spät ist, ihr eine elektrische Milchpumpe als Weihnachtsgeschenk zu kaufen.
25. Dezember: Weihnachtstag
Weltuntergang. Gestern Abend hat Mrs H. David und Max in einer sehr eindeutigen Situation unter dem Mistelzweig angetroffen und einen Schock erlitten. Das Weihnachtsessen hängt in der Schwebe.
26. Dezember
Nach den gestrigen Ereignissen noch immer die Hölle los. Da Mrs H. sich ins Bett gelegt hat, um gegen die ungehörigen homosexuellen Handlungen unter ihrem Dach zu protestieren, zog die ganze Weihnachtsgesellschaft zu uns um. David schluchzte erbärmlich, fing mich immer wieder in der Küche ab und beteuerte, Max sei seine einzige große Liebe. Wenn Mrs H. das nicht akzeptieren könne, werde er nie wieder einen Billigflug bei Ryan Air buchen, um nach Hause zu kommen.
Währenddessen bewahrte Max die sprichwörtliche britische steife Oberlippe und blieb gelassen. (Vermutlich hatte das » Wunderserum«, das er pünktlich jede Stunde auftrug, auch etwas damit zu tun. Sein Gesicht wirkte von der Oberlippe bis zur Stirn eigenartig erstarrt.) Er stellte sich sehr geschickt mit dem Schälmesser an und verwandelte ein paar der vergammelten Karotten aus dem Gemüsefach in ausgesprochen hübsche Blüten für die Tischdekoration. Währenddessen versucht, aus den Resten im Gefrierschrank ein Abendessen zu zaubern. (Leider hatte die Weihnachtsausgabe von Red keine Tipps für derartig gelagerte Fälle zu bieten. Werde vielleicht hinschreiben und es für nächstes Jahr vorschlagen.)
Hätte Joe beinahe in geheimer Mission zu Mrs H. geschickt, wo ein Kühlschrank voller Bio-Köstlichkeiten harrt. Mich allerdings dagegen entschieden. Offenbar hatte sie einen Anfall, als sie Max und David innig knutschend in ihrem Wohnzimmer erwischte.
Fand es ein bisschen peinlich, dass Max nun zu Weihnachten nur Steak mit Gefrierbrand und Backofenpommes bekommt. Dann jedoch beschlossen, das Ganze unter das Motto » Gemeinsam halten wir der Belagerung stand« wie in einem alten Film über den Zweiten Weltkrieg zu stellen. Hat seltsamerweise geklappt. Wir haben uns in der Küche sehr gut verstanden, während Joe im Wohnzimmer mit Katie und Jack spielte, Louise Dargan stillte und dabei Ziegenmilch trank und David sich, in sein Taschentuch mit besticktem Monogramm schniefend, Der König der Löwen ansah.
» Es tut mir leid, dass alles so schrecklich schiefgelaufen ist, Max«, meinte ich, als er die Duftkerzen anzündete, die er aus seiner Tasche zutage gefördert hatte. » Doch wahrscheinlich hast du inzwischen gelernt, mit Diskriminierung umzugehen.«
» Was soll das heißen?«, erwiderte er, wandte
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