payback: thriller (German Edition)
Sie gingen einen Gang entlang und durch Schwingtüren, bis sie in einen Raum mit zwei Bahren gelangten. Auf beiden Bahren lag jeweils eine Leiche, Seite an Seite. Ein Angestellter deckte das Gesicht der Leiche auf, die Mace am nächsten war. Er blickte auf den Mann, der noch vor kurzem ferngesehen hatte und dann herausgekommen war, nachdem er diesem Paulo ein paar Schläge verpasst hatte. »Das ist er«, sagte er. Große Furcht breitete sich in seinem Inneren aus. Er war sich auf einmal todsicher, dass die andere Leiche Isabella sein würde.
»Möchten Sie sich auch die Frau anschauen?«, fragte der Angestellte und schlug das Laken zurück, ohne eine Antwort abzuwarten.
Mace zwang sich dazu, einen Blick auf die Tote zu werfen. Er sah die Wunde zwischen ihren Augen und die blasse Haut und wusste, dass sie es war, ehe er das Gesicht tatsächlich erkannte.
»Mein Gott.«
Er trat näher. Streckte die Hand aus, um ihre Wange zu berühren. Immer wieder sagte er ihren Namen: »Bella, Bella.« Hörte, wie Gonsalves fragte: »Sie kennen diese Frau?« Die Stimme drang aus weiter Ferne an sein Ohr, während er sich an der Bahre festhielt und sich über ihren Körper beugte. Laut und keuchend hallte sein Atem in seinen Ohren. Er sah sie an: ihre geschlossenen Augen, ihre römisch geschwungene Nase, ihre ernsten Lippen, die wütende Rose auf ihrer Stirn, wo die Kugel eingeschlagen war. Er stand da und sah sie an. Es mochten fünf Minuten oder auch dreißig vergehen. Er dachte an nichts. Nur ihr Name wiederholte sich endlos in seinem Bewusstsein, und dahinter stand die Erkenntnis: Sie ist tot. Sie ist tot.
In einem kleinen Büroraum reichte man ihm gezuckerten Tee. Er und Gonsalves saßen allein an einem Tisch. Der Captain wartete, bis Mace den Tee getrunken hatte, ehe er erklärte: »Zunächst brauche ich nur ihren Namen und wo sie gewohnt hat – okay? Auch eine Telefonnummer, falls Sie die haben sollten.« Er schob Mace einen Block und einen Bleistift über den Tisch hinweg zu. »Das wäre fürs Erste sehr hilfreich. Ihre Aussage können wir dann später aufnehmen.«
Mace nickte. Er nahm den Bleistift. Seine Hand zitterte, als er den Namen hinschrieb: Isabella Medicis. Dann holte er sein Handy heraus und notierte auch die Nummern, die er für sie und Francisco hatte. »Die letzte ist die ihres Bruders«, sagte er. »In New York.«
Gonsalves lehnte sich vor, um den Block wieder an sich zu nehmen. »Irgendeine Ahnung, wo sie hier übernachtet haben könnte?«
Mace sagte, im Mount Nelson.
Gonsalves erhob sich. »Ich muss jetzt weiter. Falls Sie noch mehr Zeit mit ihr verbringen möchten, fragen Sie einfach einen der Angestellten.«
Mace schüttelte den Kopf.
»Wie wäre es dann, wenn Sie so gegen elf oder halb zwölf bei mir im Büro vorbeischauen würden?«
»Ja«, erwiderte Mace. Das Wort kratzte in seinem Hals.
Er hörte, wie Gonsalves innehielt, sich dann aber doch abwandte und hinausging. Leise schloss er die Tür hinter sich. Eine Weile saß Mace da und strich mit der Fingerkuppe über ein Muster aus Dellen und Kratzern in der Tischoberfläche. Immer und immer wieder. Keine Gedanken. Nur das unaufhörliche Kreisen seines Fingers von einer Schramme zur nächsten – bis er sich langsam sammelte und das Bild von zwei Leuten vor sich sah, die Hand in Hand am Strand von Llandudno dahinliefen. Paulo und diese Vittoria.
Er holte sein Handy heraus. Die Telefonauskunft gab ihm die Nummer von Hippo Pools. Die Empfangsdame bei Hippo Pools bestätigte, dass Mr. und Mrs. Cavedagno im Laufe des Vormittags für einen kurzen Aufenthalt erwartet wurden. Könne sie ihm vielleicht behilflich sein? Aber Mace hatte wieder aufgelegt und wählte die Nummer des Reisebüros, das er gewöhnlich benutzte. Er beauftragte die Frau am anderen Ende der Leitung, ihm einen Flug für den Mittag zu jenem Flughafen zu buchen, der Hippo Pools am nächsten lag. Es würde ein dreistündiger Flug und etwa eine Stunde Autofahrt vom Flughafen zur Lodge werden. Was dann folgen sollte, wusste er noch nicht.
Mace verließ das kleine Büro. Er fand den Angestellten, der gerade einen Tee im Korridor trank, und bat ihn um fünf Minuten mit der Frau, die einmal seine Geliebte gewesen war. Die ihn um der alten Zeiten willen erneut in Versuchung geführt hatte.
»Kein Problem«, sagte der Angestellte und brachte ihn in den Raum zurück, in dem Mace bereits gewesen war. Die beiden Bahren standen noch immer an derselben Stelle.
»Ich möchte mit ihr allein
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