payback: thriller (German Edition)
laut, dass er kaum verstand, was gesagt wurde.
»Wer ist das?«
»Mo, lass mich rein.«
»Wer ist da?«
Keine Antwort. Dann: »Mo, es ist dringend.«
Erst jetzt erkannte er die Stimme. »Mann, verdammt, was soll das, Sheemina?«, fragte er ungehalten und drückte auf den Türöffner.
Er sicherte seinen Bericht, fuhr den Laptop herunter und klappte ihn zu. Dann wartete er, bis es oben an der Tür klingelte. Er fragte sich, was Sheemina wohl von ihm wollte.
In dem Moment, als er die Tür öffnete, wurde sie gegen ihn gestoßen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sah Mo, dass ein Mann in die Wohnung stürmte und ihm einen weiteren Schlag auf die Nase verpasste, wodurch der Nasenknorpel gebrochen wurde. Mo sackte auf Hände und Knie. Blut floss ihm aus der Nase und den Rachen hinunter. In dieser Position wurde ihm zweimal ein Schuh in die Nieren gerammt. Er brach auf einem Kelim zusammen, den ihm seine indische Reiseagentur geschenkt hatte. Lange blieb er so nicht liegen. Der Mann zerrte ihn an seiner Trainingsjacke hoch und schleifte ihn ins Wohnzimmer hinüber, wo er ihn in den Sessel warf. Jetzt entdeckte Mo die Neun-Millimeter mit Schalldämpfer in der Hand des Mannes. Ein großer Mann – blond, Surfertyp.
Mo tastete vorsichtig seine Nase ab, die schmerzend pochte. Es gelang ihm zu fragen: »WosSheemina?«
»Egal«, erwiderte der Eindringling. »Hier spielt die Musik.«
Mo entgegnete: »WaswollnSe?« Die einzelnen Worte zogen sich zu einem einzigen zusammen. Ihm fiel das Reden schwer. »WersinSe?« Das Blut, das aus seiner Nase strömte, machte es unmöglich, deutlicher zu sprechen.
»Fragen, Fragen, nichts als Fragen«, sagte der Surfer. »Schön langsam, China . Entspann dich, okay? Leg erst mal den Kopf zurück, damit die Blutung aufhört.«
Mo gehorchte, obwohl er sich fragte, warum er das tat. Er schluckte Blut, merkte aber auch, dass der Blutfluss allmählich nachließ. Der Eindringling sah sich währenddessen im Zimmer um, musterte eingehend die Fotos, die Dekoration und die Videosammlung.
Nach einer Weile erklärte er: »Ich bin Mikey Rheeder. Das sag ich nur, weil ich höflich bin. Aus keinem anderen Grund.« Mikey Rheeder entdeckte die Pizzaschachtel auf der Küchentheke mit den drei übrig gebliebenen Stücken. »St Elmo’s«, las er und nahm eine Olive, an der gummiartige Mozzarellafäden hingen. Hielt sie in seiner linken Hand, die unbeweglich wie eine Klaue war. »Ich persönlich bevorzuge ja Moma Roma. Besserer Teig. Bei St Elmo’s sollten sie lieber zwei Pizzen aus dem Teig für eine machen, da finde ich die Kruste immer viel zu dick. Vor allem wenn sie nicht mehr warm ist.« Er drehte sich zu Mo um. »Was dagegen, wenn ich mich bediene?« Hob ein Dreieck hoch, ohne auf die Antwort zu warten. »Willst du auch noch ’n Stück?«
Mo antwortete: »Nah.«
Mikey sagte: »Verstehe.« Er legte die Pistole auf die Theke und benutzte beide Hände, um das Stück Pizza zum Mund zu führen. Kaute und schluckte. »Ich hab mal einen Film gesehen mit zwei Typen in schwarzen Anzügen. Die haben über die besten Hamburger geredet, die sie jemals gegessen haben. Haben die Feinheiten diskutiert. Bevor sie allen möglichen Scheiß gemacht haben, haben die über Hamburger geredet. Ist das nicht abgefahren?«
»WaswollnSe?«, fragte Mo und senkte den Kopf, um zu testen, ob die Blutung aufgehört hatte. Sie hatte aufgehört.
Mikey nahm noch ein Stück Pizza aus der Schachtel und biss hinein. Kauend sah er zu Mo hinüber. Dann legte er den Rest der Pizza in die Schachtel zurück und wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab. »Folgendes, Mo. Sheemina lässt ausrichten, dass das hier nicht um dich und sie geht. Ich weiß nicht, was das heißen soll, sie hat’s mir nicht erklärt. Aber was auch immer da gewesen ist – darum geht’s jedenfalls nicht. Ich soll dir ausrichten, dass es um etwas geht, was sie Zweckentfremdung nennt. Mehr kann ich auch nicht sagen.«
Mo sagte: »Zweenfremun. Schei-Scheiße.«
»Irgend so was«, erwiderte Mikey, hob die Neun-Millimeter und jagte damit eine Kugel in Mo Siqs Herz. Dessen T-Shirt war bereits voller Blut aus der Nase, so dass die weitere Wunde nicht weiter auffiel. Die größte Verletzung zeigte sich hinten, wo die Kugel wieder aus seinem Körper austrat.
In der Stille wirkte das Rütteln des Windes an den Fensterscheiben wie das Klopfen eines Kindes. Die Sturmböen heulten am Haus entlang.
Mikey fand die Patronenhülse, schraubte den Schalldämpfer ab und
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