payback: thriller (German Edition)
die Steuerbehörden. Und eine Zeitungsreportage über den Krieg mit dem hübschen Titel: Zwei Männer und ihr Akt der Gnade.«
»Das ist doch Scheiße.«
»Fraglos. Aber ich hab auch eine Scheißangst, China , und ich brauch dich. Also treib’s nicht zu weit.«
Mace lachte. »Wenn du solchen Bockmist verzapfst, wirst du mich garantiert nicht bekommen. Das löst keines deiner Probleme.«
Ducky Donald schwieg einen Moment lang. Dann: »Mace, Chommie , bitte. Übernimm es. Ein letztes Mal. Fünfzig Riesen im Voraus.«
»Bar.«
»Wenn’s nötig ist.«
»Ist es«, erwiderte Mace.
Sie vereinbarten also, sich in einer halben Stunde in Hartnells Lager zu treffen, und Ducky Donald nannte ihm eine Adresse in Paardeneiland.
Eine Windböe aus nordwestlicher Richtung trieb den Regen gegen die Fensterscheibe und ließ die Welt draußen noch mehr verschwimmen. Im Büro war es angenehm warm. Ruhig und gemütlich. Das Letzte, was Mace wollte, das Letzte, was er brauchte, war es, in einem eisigen Lagerhaus herumzustehen, während ihm Ducky Donald Hartnell erklärte, warum Unbekannte die Eingeweide aus einem Loch in seinem Bauch reißen wollten.
Mace teilte Pylon die gute Nachricht mit. Pylon lag auf der Couch in seinem Büro und las ein Reisemagazin. Fragte: »Macht sich der Typ wieder mal in die Hose?«
»Falls Ducky Donald jemals so klingt, dann klingt er diesmal eindeutig so.«
»Gut.« Pylon hielt die Zeitschrift hoch. »Schau dir das an: der Gardasee in Italien. Herrlich, was? Ich glaube, vielleicht fahre ich mit Treasure dorthin. Um diesem furchtbaren Wetter einige Wochen lang zu entkommen.«
»Du meinst eine Flugreise?«
Pylon wirkte verletzt. »Ich schaff das schon.« Er warf das Magazin auf seinen Schreibtisch. »Reden wir hier über einen richtigen Auftrag mit richtiger Bezahlung?«
»Ja.«
»Unser Satz oder seiner?«
»He, ich hab ihm gesagt, dass ich mir anhören würde, was er zu sagen hat. Vielleicht wird es letztlich nicht einmal ein echter Auftrag.«
Mace kannte die Geschichte, zumindest den Teil, der an die Öffentlichkeit gedrungen war. Gegen Ende des vergangenen Sommers schloss der Club Catastrophe – ein Ereignis, das sowohl in den Zeitungen als auch im Radio besprochen wurde. Ducky Donald wusste einfach, wie er das Interesse auf sich lenken musste. Es wurde behauptet, das sei das Ende einer Ära, die auch ihren Anteil an Tragödien erlebt habe. Das Ende einer Reise. Irgendwo stand sogar, jetzt müsse sich Ducky Donald Hartnell neuen Abenteuern stellen. Bei all dem wurde sein Sohn Matthew mit keiner Silbe erwähnt, obwohl sich Mace dunkel zu erinnern glaubte, dass dieser nun größere Aufgaben anstrebte – in I-I-Ibiza oder dergleichen.
Mace war auf die Abschlussparty eingeladen gewesen, aber nicht hingegangen. Er wollte nicht an Christas Entführung erinnert werden. Den Klatschreportern zufolge wurde es ein Fest, das mit der Eröffnungsfeier locker mithalten konnte – vielmehr der zweiten Eröffnungsfeier nach den Explosionen. Es standen mehr oder weniger die gleichen Leute auf der Gästeliste. Ducky Donald mochte vielleicht neue Abenteuer suchen, aber die Richtung, die er dabei einschlug, hielt die gleichen Strippenzieher wie zuvor bereit.
Jemand, der noch nicht die Eröffnungsfeier, wohl aber die Abschlussparty besucht hatte, war der Immobilienhändler Dave Cruikshank gewesen. Kurz vor der Party wurden er und Ducky Donald in einem Artikel über den momentanen Immobilienmarkt zitiert. Dave sprach über die nötige »Wiederbelebung des Stadtzentrums«, wenn ein Bauunternehmer leerstehende Büros in Luxusapartments verwandelte, während Ducky Donald den Wunsch äußerte, »etwas zum urbanen Flair der Stadt beizutragen«. Das waren seine Worte – wobei Mace vermutete, dass er sie irgendwo aufgeschnappt haben musste. Es lief jedenfalls darauf hinaus, dass Ducky und Dave inzwischen Partner geworden waren, die gemeinsam das genannte Bauvorhaben in die Tat umsetzen wollten.
Einen Monat nach Schließung des Clubs wurde dieser abgerissen, und wenige Wochen später sah man Ducky Donald und seinen neuen Kumpel Dave im Saturday Argus , wie sie gerade so taten, als würden sie das Fundament zu einem Wohnungskomplex legen. Daneben war die Zeichnung des Architekten abgebildet, auf der man den siebenstöckigen Bau mit luxuriösen Loft-Wohnungen bewundern konnte.
Zwei Tage später waren die beiden wieder in der Presse. Die Grundsteinlegung hatte einen Haufen Menschenknochen zutage befördert.
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