payback: thriller (German Edition)
besten kalt. So heißt die Redewendung.«
»Servieren, schmecken … Geht doch jedes Mal ums Essen.«
»Servieren ist aber nicht schmecken«, widersprach Pylon. »Darum geht es.«
»Kapier ich nicht.« Mace stand auf und streckte sich. »Wem ich allerdings echt dankbar bin, sind unsere Freunde von der NIA . Die könnten einen Reinigungsservice aufmachen, bei all dem Schmutz, den die offenbar wegräumen.« Er zog die Autoschlüssel aus seiner hinteren Jeanstasche.
»Du verdrückst dich?«
»Ja. Nachdem der Arsch im Krankenhaus ist, müssen wir nicht hier rumhängen.«
»Stimmt.« Pylon suchte unter den Reiseprospekten nach seinen Autoschlüsseln. »Wollen wir noch irgendwo kurz was trinken gehen?«
Mace schüttelte den Kopf. »Nein, jetzt sind ein paar schöne Stunden mit Oumou angesagt.«
»Du willst wohl Pluspunkte bei ihr rausschinden«, sagte Pylon.
»So wie ich das sehe, kann ein Mann nie genug von denen haben.«
Nach Isabellas Tod befürchtete Mace eine Weile, dass alles, wofür er jemals gearbeitet hatte und alles, was er hochhielt, in Gefahr stand, auf einmal wegzubrechen. Diejenigen, die er liebte, hatte er mutwillig beinahe verloren. Diesen Pfad wollte er nicht noch einmal einschlagen.
Der Mord an Isabella hatte Schlagzeilen gemacht: »Touristen erschossen in den Dünen gefunden.« Er wusste, dass Oumou irgendwann davon erfahren würde. Aber er sagte nichts. Eines Nachts, als sie gerade zu Bett gehen wollten, erklärte Oumou: »Ich kann nicht mehr neben dir schlafen. Bitte geh. Schlaf in einem anderen Zimmer.«
Mace fragte: »Was? Wieso?«
»Ich habe das von Isabella erfahren«, erwiderte sie. »Sie war hier.«
Mace sah sie an – wie sie in einem seiner T-Shirts dastand, die Arme um den Oberkörper schlang und der Saum des T-Shirts ihre Schenkel hochkroch. Sah ihre wilde Schönheit. »Isabella wurde ermordet«, sagte er.
»Du hättest es mir erzählen müssen. Ein solches Bild sollte ich nicht per E-Mail bekommen.« Sie holte das ausgedruckte Foto von Isabella und Mace, auf dem beide lange Mäntel trugen und sich aneinanderschmiegten, aus ihrer Nachttischschublade. »In der Mail hieß es, ich soll froh sein, dass diese Frau tot ist.«
»In welcher Mail?«, fragte Mace und fasste nach dem Ausdruck. »Wer hat dir das geschickt?«
»Unwichtig«, entgegnete Oumou. »Du hättest es mir sagen müssen.«
»Was sagen? Was verdammt noch mal hätte ich dir sagen sollen? Dass sie hier war? Dass sie ermordet wurde?«
»Beides.«
»Verflucht, Oumou. Sie ist tot. Man hat ihr zwischen die Augen geschossen.«
»Du hast es gewusst. Als du aus Luanda zurückgekommen bist, hast du es gewusst. Deshalb bist du in jener Nacht auch verschwunden.«
»Ja, okay. Ja, ich bin aus Luanda zurückgekommen und habe erfahren, dass sie umgebracht wurde. Ich wusste, wer sie getötet hat, und da musste ich handeln.«
»Aber du konntest mir nichts davon erzählen. Mir, deiner Frau, konntest du nichts davon erzählen.«
»Verstehst du denn nicht?«, fragte Mace und begann im Zimmer auf und ab zu laufen. »Verstehst du denn nicht? Sie wurde ermordet.«
»Und davor«, sagte Oumou, »war sie hier. In Kapstadt. Du hast sie zweimal getroffen, nicht wahr? Als du behauptet hast, du müsstest dich um Kunden kümmern, hast du in Wahrheit sie getroffen. Du hast Geheimnisse. Du verbirgst diese Dinge vor mir. In deinem Inneren. Du kennst mein ganzes Leben, aber du selbst versteckst dein Leben vor mir. Oumou darf vielleicht einiges wissen – anderes darf Oumou nicht wissen. Du hast mit ihr geschlafen, non ?«
»Nein. Das stimmt nicht. In dieser Hinsicht irrst du dich.« Mace hatte panische Angst, sich der Wahrheit auch nur andeutungsweise zu nähern.
Sie starrte ihn an. Ein langer Blick des Zorns. »Ich kann dir nicht glauben. Wenn du nach New York geflogen bist, hast du sie besucht. Du hast dich über mich lustig gemacht. Du hältst mich für billig. Für ein Spielzeug wie dein Auto?«
»Nein. So ist es nicht. So ist es ganz und gar nicht.« Er zerknüllte den Ausdruck in seiner Hand und schleuderte ihn durchs Zimmer. »Wie kann ich dich überzeugen?«
»Warum lügst du?«, fragte sie. »Sag mir die Wahrheit. Ich will keine Geschichten mehr hören.«
»Du willst also die Wahrheit?«, gab Mace zurück. »Okay, hier ist die Wahrheit. Du willst sie hören?«
»Natürlich will ich sie hören«, erwiderte Oumou. »Sag es mir. Lass mich hören, ob noch mehr Lügen kommen.« Sie setzte sich in einen Sessel, nachdem sie seine
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