payback: thriller (German Edition)
Klamotten auf den Boden geworfen hatte.
Mace überlegte rasend schnell, wie viel er ihr erzählen sollte. Befürchtete, dass sie ihn verlassen würde, wenn er zu viel gestand. Dass sie Christa nehmen und weggehen würde. Er sagte: »Ich wusste, dass Isabella hier war. Stimmt, das wusste ich. Sie hatte mich angerufen, ehe sie aus New York abflog, und ich hab sie auch getroffen, als sie hier war. Stimmt – das hab ich getan. Wir haben zusammen zu Abend gegessen. Mehr nicht. Nur sie und ich, der alten Zeiten wegen. Sie war geschäftlich hier, mit ihrem Mann und einem Kollegen, ich hab mich nicht erkundigt, was diese Geschäfte waren. Sie wollte dich und Christa kennenlernen, aber ich hab abgelehnt. Ich hielt das für keine gute Idee.«
Oumou sagte: » Oui , ich höre.«
»Dann war ich das Wochenende über in Luanda. Mit Pylon. Als wir zurückgekommen sind, erfahre ich, dass man sie umgebracht hat. Sie und ihren Kollegen. Ludo irgendwas. Aber ihr Mann ist weg. Verschwunden. Ich red also mit ihrem Bruder in New York, und der meint, es muss Isabellas Mann gewesen sein, der sie getötet hat. Der Bruder ist verzweifelt. Schluchzt ins Telefon. Finde ihn für mich, bittet er mich, fleht mich an.«
»Warum?«, fragte Oumou. »Das verstehe ich nicht.«
»Warum was?«
»Warum hast du mir nichts gesagt? Warum musste ich davon erst durch diese Mail erfahren?«
»Das kann ich dir nicht beantworten. Es tut mir leid. Okay, stimmt, ich hätte es dir sagen sollen. Es tut mir leid. Ich hab Mist gebaut. Ich hab damals nicht klar überlegt.«
»Weil du mit ihr im Bett gewesen bist.«
»Das glaubst du?«
»Ich will es nicht glauben«, sagte Oumou leise, stand vom Sessel auf und ging zum Bett hinüber. Sie stand da und sah ihn an. »In meinem Herzen bin ich mir nicht sicher. Ich sehe das Bild, auf dem ihr beide lacht, du und sie.«
»Das war, bevor ich dich kennengelernt habe«, erklärte Mace. »In Berlin. Vor dem Fall der Mauer. Damals war ich noch kein einziges Mal in Malitia gewesen. Ich hab dir das alles schon früher erzählt. Was mir momentan Sorgen macht, ist die Frage, wer diese Mail geschickt hat.«
Oumou hielt eine Hand hoch. »Sprich nicht weiter.« Sie berührte die Schwellung ihrer Brust. »Hier«, fuhr sie fort, »hier drinnen kannst du mich verletzen. Auch jetzt ist mein Herz wund. Ich höre, was du sagst, aber ich kenne diesen Mann, diesen Mace Bishop. Ich weiß, dass er Schlechtes getan hat. Ich weiß auch, dass er Gutes getan hat. Vor langer Zeit habe ich gedacht: Dieser Mann kann mein Herz haben. Ich kann es ihm überlassen. Wenn ich das damals nicht gedacht hätte, würde es heute keine Christa geben.«
Mace kam um das Bett herum auf sie zu. Wieder hielt sie die Hand hoch.
»Heute Nacht«, erklärte sie, »heute Nacht muss ich allein sein.«
Er blieb stehen. »Okay. Okay, das respektiere ich. Aber dann ist es vorbei. Morgen schlagen wir eine neue Seite auf. Okay?«
Allerdings befand sich auch Isabella auf dieser neuen Seite. Einen Monat später erfuhr Oumou, dass es Isabella gewesen war, die ihre gesamte Ausstellung aufgekauft hatte. Eine weitere anonyme Mail hatte ihr auch dieses Detail mitgeteilt.
»Ich will ihr Geld nicht!«, schrie sie Mace an, als die beiden eines späten Abends in ihrem Atelier waren.
»Ihr haben deine Arbeiten gefallen«, erklärte er. »Sie hat sie gekauft. Ich weiß nicht, was so schlimm daran sein soll.«
»Woher wusste sie davon? Woher wusste sie von meiner Ausstellung? Weil du ihr davon erzählt hast! Vielleicht hast du sie sogar dorthin gebracht.«
»Hab ich nicht«, entgegnete er. »Ich hatte nichts damit zu tun.«
»Hat sie dir erzählt, dass sie meine Sachen gekauft hat?«
»Möglicherweise. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ich kann mich nicht mehr erinnern.«
»Wieder ein Geheimnis, das du vor Oumou hast. Jetzt zahlt also Isabellas Geld für unser Haus. Wir müssen uns jetzt bei Isabella bedanken, weil die Bank glücklich ist und uns in Ruhe lässt.«
»Sie hat deine Arbeiten gekauft«, sagte Mace. »Sie hat uns kein Almosen geschenkt.«
»Das Geld von Isabella ist Blutgeld.«
»Es ist Geld, das du durch deine Keramik verdient hast«, gab Mace zurück. »Punktum. Ohne dieses Geld hätten wir das Haus verkaufen müssen. Wir würden auf der Straße stehen. Dieses Geld hat das verhindert.« Er sah, wie sie ins Wanken kam. Sie war sich nicht mehr so sicher, ob ihr Argument auch stichhaltig war.
»Ich hatte nichts mit Isabella«, fuhr er fort. »Ihr haben deine
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