payback: thriller (German Edition)
außer er oder Pylon hielten dabei seine Hand. Theoretisch galt das Gleiche für Dave Cruikshank, obwohl Dave nicht die Zielscheibe war. Niemand hatte ihm geschrieben oder ihn angerufen, um ihn wissen zu lassen, dass man auch ihm die Eingeweide herausreißen wollte. Zumindest bisher noch nicht. Aber Dave war auch nicht so bekannt. Er hielt sich im Hintergrund. Als Pylon ihm die Herrlichkeiten des Gardasees zeigte, begann er davon zu sprechen, ebenfalls in Urlaub fahren zu wollen. Was Maces Ansicht nach eine gute Idee war. Die drei besprachen im Büro von Complete Security gerade die Alternativen, die ihm sonst blieben.
»Fahr einfach«, sagte Mace zu Dave. »Warum nicht? Du willst doch nicht dasselbe wie dein Partner erleben? Oder Schlimmeres. Ich hab ihn besucht, er wirkt nicht gerade glücklich.«
»Du hast recht, mein Sohn«, erwiderte Dave. »Ich sollte einfach eine Agentur beauftragen, eine Reise zu buchen, meine Frau soll die Koffer packen, und weg sind wir.« Er stieß mit dem Finger an die Broschüre über den Gardasee. »Wäre gut, mal wieder rauszukommen. Diesen ganzen Unsinn hier hinter sich lassen.«
»Nicht wahr?«, sagte Pylon. »Soll sich doch Ducky Donald allein mit dem Mist rumschlagen.«
Dave sah ihn an. »Ich haue nicht einfach ab.«
»Hab ich auch nicht gemeint«, entgegnete Pylon. »Diese Angelegenheit ist eine echte Hartnell-Situation. Wir haben da schon Erfahrungen gesammelt.«
»Also schön, ich fahre«, erklärte Dave und erhob sich mühsam von Pylons Couch. »Was denkt ihr? Zwei oder drei Wochen sollten ausreichen, oder?«
»Ich würde sagen, drei«, antwortete Mace. »Lass es dir mal richtig gut gehen.«
»Werde ich, mein Sohn.« Unter der Tür hielt er inne. »Ach, Mace, noch etwas. Euer altes Haus, das viktorianische, steht wieder zum Verkauf. Sie hat mich angerufen, diese Frau, die es gekauft hatte, und gemeint, sie wäre ausgezogen und ob ich es verkaufen könnte. Sie steht allerdings nicht unter Druck, sondern will lieber den verlangten Preis bekommen.«
»Sheemina February?«
»Ja, genau die. Offenbar eine moderne Frau. Das ging aber schnell, sage ich zu ihr, um höflich zu sein. Schließlich war sie … na? … nur etwa drei Jahre drin. Viel zu vorstädtisch, meint sie. Nicht ihre Art von Szene. Sie möchte lieber in einer Gegend leben, in der mehr los ist.« Er winkte mit der Broschüre. »Also, macht’s gut. Grüß deine Herzensdamen von mir, Mace.« Rief über die Schulter hinweg: »Ich finde schon selbst hinaus!«
Sie hörten, wie er die Treppe hinunterpolterte, und dann, wie die Haustür ins Schloss fiel. Im Büro breitete sich Stille aus.
Pylon sagte: »Da vergehen Monate, in denen man einen Namen nicht einmal hört. Und plötzlich steht er wieder im Raum. Komisch, wie das manchmal läuft.«
»Nicht wahr?«, erwiderte Mace. »Jetzt nachdem ihr Ex das Zeitliche gesegnet hat.«
»Zufall.«
»Gibt es nicht. Nur ein anderes Wort für das braune Zeug, das bald am Dampfen ist.«
»Du glaubst, sie steckt dahinter?«
»Das hab ich nicht behauptet. Ich will nur auf eine gewisse Möglichkeit hinweisen. Als Bulle würde ich dieser Spur jedenfalls nachgehen. Okay, Mo steckte mit diesen ganzen Waffengeschäften sowieso tief in der Scheiße. Aber er war auch ein schlauer Fuchs. Ich garantiere dir, dass er niemanden in seine Wohnung gelassen hätte, den er nicht kannte.« Mace nahm die Zeitung zur Hand und wanderte mit dem Finger über die Reportage auf Seite drei. In der Mitte der Spalte gab es ein gutes Foto von Mo, wie er auf einer Party zur Feier der neuen Verfassung ausgelassen tanzte. »Was steht hier? ›Der Polizei zufolge gibt es keine Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen.‹«
»Könnte auch ein Kollege gewesen sein. Könnte sein, dass ein Deal schieflief und die Gegenseite wütend war. Es muss nicht Sheemina February gewesen sein. Sie wird es außerdem wohl kaum selbst getan haben.«
»Sie hat es schon einmal versucht«, entgegnete Mace. »Jedenfalls hat das Mo behauptet. Und sie hat es sogar vor uns zugegeben.«
»Damals waren sie noch verheiratet. Aber inzwischen waren sie längst geschieden. Vielleicht seit über zehn Jahren. Warum sollte sie so lange warten?«
»Es gibt zwei Dinge, die meiner Meinung nach auch gegen sie sprechen«, meinte Mace. »Zum einen ist sie nicht der Typ, der selbst Hand anlegt, obwohl Rache ja besonders süß schmecken soll, wenn sie kalt ist.«
»Kalt serviert«, sagte Pylon.
»Wie, kalt serviert?«
»Rache serviert man am
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