payback: thriller (German Edition)
drückte.
»Vielleicht schaffen wir es, ein paar Dinge zu korrigieren«, hatte der Chirurg erklärt. »Aber ich kann nicht versprechen, dass Ihre Tochter eines Tages wieder laufen wird.«
Die Calamares wurden gebracht. Mace erklärte den beiden, er wolle sich während der Schulferien etwas Zeit nehmen, damit sie zusammen irgendwohin fahren könnten. Zum Beispiel in einen Nationalpark.
»In den Krüger-Nationalpark?«, fragte Christa, die Augen auf ihren Vater gerichtet. Mace antwortete mit vollem Mund. Ja, der Krüger sei eine Möglichkeit.
»Ich sehe mal nach«, meinte Oumou, »wo wir uns noch anmelden können.«
Mace hoffte, während er Mutter und Tochter beim Pläneschmieden beobachtete, dass er mit dem Verkauf von einem oder zwei kleinen Diamanten die Kosten für diesen Urlaub decken konnte. Ausgesprochen angenehm.
»Aber haben wir auch das Geld für eine solche Reise?«, wollte Oumou wissen, als sie nebeneinander auf dem Sofa im Wohnzimmer saßen, während im Kamin ein Feuer knisterte. Mace nippte an einem Johnnie Walker Black Label, von dem er sich wünschte, es wäre ein Blue Label. Dr. Kiambus Whisky-Verkostung hatte ihn auf den feineren Geschmack gebracht.
»Wir können es uns leisten«, erwiderte er entschlossen. »Im Sommer haben wir so viele Kunden, dass Pylon und ich kaum zum Schlafen kommen werden. Außerdem ist der Krüger auch nicht Italien, wo Pylon hinwill. Italien haut richtig ins Geld. Die Flugtickets für die drei kosten allein schon das, was unsere gesamte Reise kosten wird.«
Oumou streckte die Hand nach seinem Whisky aus und nahm einen Schluck.
Mace fragte: »Darf ich dir auch einen einschenken?«
» Non. « Oumou schüttelte den Kopf und zog eine Grimasse, als sie den Whisky schmeckte.
Er nahm ihr das Glas wieder ab. »Sonst etwas?«
Sie schmiegte sich an ihn. »Ich könnte mir schon etwas vorstellen.«
Mace konnte das auch. Manchmal, wenn man spontan handelte, konnte man in jeder Hinsicht als Gewinner hervorgehen. Morgen, auf dem Weg zurück von Ducky Donalds Krankenhausbett, würde er bei seinem Finanzberater vorbeischauen und ihn bitten, sich um alles zu kümmern. Jetzt fuhr er mit einer Hand unter Oumous Jersey. Seine Finger berührten die Narben auf ihrem Bauch und glitten dann hoch zu ihren Brüsten.
»He«, sagte er. »Kein BH !«
6
Zehn Tage nach dem Mord an Mo Siq ging die Stadt in Deckung, klatschnass und zitternd vor Kälte unter einem Tief. Ein Tag, der wie eine Kopie des letzten Tages von Mo Siqs Leben wirkte.
An diesem Morgen schloss Sheemina February die Tür jenes Hauses auf, das sie zum Verkauf anbot. Sie sagte zu Mikey Rheeder: »Mikey, ich erzähle dir jetzt mal etwas über dieses Haus.«
»Wahrscheinlich, dass Sie hier gewohnt haben«, erwiderte Mikey Rheeder. »Weiß ich, haben Sie mir schon erzählt.«
»Mikey …« Sie trat in den Flur, wobei die Absätze ihrer Stiefel auf die Dielenbretter schlugen – ein Geräusch, das im ganzen Haus widerhallte. »Halt den Mund, und sperr lieber die Ohren auf. Horch.«
Er trat ins Haus und schloss die Tür hinter sich. Sie standen im Flur. Sheemina February starrte den Gang zur Küche hinunter. Mikey blickte stattdessen die Treppe in den ersten Stock hinauf.
»Wozu?«, fragte er. »Da ist nichts.«
»Psst«, zischte Sheemina February. »Hörst du, wie dieses Haus ächzt und knarzt?«
»Das machen Häuser so. Was soll damit sein?«
»Als ob jemand im Haus wäre und hier herumlaufen würde.«
Mikey Rheeder lauschte noch einmal und meinte dann: »He, das ist wirklich seltsam. Echt komisch. Wer ist da oben? Ein Geist?«
»Niemand. Es ist nur das Haus.«
Er drängte sich an ihr vorbei ins Wohnzimmer, wo er die Abdrücke der Möbel betrachtete, die früher einmal dort auf dem Teppichboden gestanden hatten. »Hier würd ich freiwillig nie wohnen.«
»Hast du etwa Angst, Mikey? Angst vor seltsamen Geräuschen?«
»Es gibt Geister«, erwiderte er. »Ich war mal auf einer geführten Tour in Kapstadt, da besucht man diese ganzen Häuser, in denen es spukt. Einige Räume im Kastell, oder das Geisterhaus oben an der Kurve in Rondebosch, das mit den Türmchen, und noch andere Orte, wo dieser Tourtyp meinte, jemand wär da umgebracht worden. Echt wahr: Ich hatte dieses seltsame Gefühl, als würde mir jemand ganz leicht über den Arm streicheln, so dass sich alle Härchen aufstellen. Wirklich gruselig.«
»Ich habe hier drei Jahre gelebt und nie ein Gespenst gesehen.« Sheemina February öffnete die Tür unterhalb der
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