payback: thriller (German Edition)
Aber ich bete nicht. Isabella würde ihren Ohren nicht trauen, wenn sie jetzt hören könnte, dass ich Ihnen diese Frage stelle.«
Maces Handy begann zu klingeln.
»Ich nehme an, hier zu stehen, ist das Beste, was ich tun kann. Von all den Orten, an denen sie hätte sterben können, stirbt sie also hier. In einem verdammten Tümpel in einer Sanddüne außerhalb einer Stadt in Wer-weiß-wo.« Er machte ein paar Fotos. »Da soll irgendwo Gottes Wirken zu erkennen sein. Sagen Sie’s mir, Kumpel. Sagen Sie mir, wo da die Hand Gottes gewesen sein soll, verflucht noch mal.«
Mace fischte sein Handy aus der Tasche und warf einen Blick auf das Display: Ducky Donald. Er hob ab, sagte: »Ich rufe zurück« und legte wieder auf, ehe Ducky etwas erwidern konnte.
Francisco wandte sich ihm mit rotumrandeten Augen zu. »Nachdem die Mühlen Ihrer Justiz gemahlen haben, wird das keineswegs Paulos Ende bedeuten. Und auch nicht das seiner Schlampe.«
Mace wich seinem Blick nicht aus. »Wahrscheinlich wird die Justiz gar nicht mehr dazu kommen, ihre Mühlen zu mahlen.«
»Genau das ist eben die Frage.« Er nickte und reichte Mace seine Hand. Dieser ergriff sie. »Sie sollten besser Ihren Bekannten zurückrufen.«
Als sie durch den Sand zum Wagen liefen, rief Mace Ducky an.
»Verdammt, Mace«, brüllte dieser. »Du hast mich einfach abgewürgt. Ich hab hier mit ’ner Riesensache zu tun, und du legst einfach auf.«
Mace schnitt eine Grimasse Richtung Himmel. Im Wind hingen wieder ein paar Regentropfen. »Was gibt’s, Ducky?«
»Großen Ärger. Wirst es nicht glauben.«
»Dann raus damit.«
Ducky gab sein Hyänenlachen von sich. »Dieses verfluchte Lagerhaus ist abgebrannt. Was sagst du dazu? In dem ganzen Regen. Knister-knister – weg! Staub zu Staub, Asche zu Asche.«
Mace wartete am Gatter, während Francisco darüberkletterte. »Das war nicht klug, Ducky.«
»So was kann passieren«, erwiderte dieser. »Ich muss da jetzt hin, Mace. Und zwar pronto. Muss meiner Enttäuschung und meinem Entsetzen über diese Katastrophe Ausdruck verleihen.«
Das Dach des Lagerhauses war völlig abgebrannt. Kein einziger verkohlter Balken hatte sich gehalten. Die Wände standen noch, aber alles andere war den Flammen zum Opfer gefallen: der Boden, der Laufsteg, die Treppe. Die Fensterrahmen aus Metall waren in der Hitze geschmolzen, die Glasscheiben zersprungen. Man musste nicht bei der Feuerwehr sein, um zu wissen, dass es sich um ein Inferno gehandelt hatte.
Als Mace eintraf, war das Drama bereits vorbei. Die Straße wurde noch immer von einem Wagen der Feuerwehr und einem Transporter der Polizei zu beiden Seiten hin abgesperrt, doch die Flammen hatte man gelöscht. In der rauchenden Ruine des Lagerhauses stand eine Gruppe von Leuten, unter ihnen Ducky Donald und Pylon. Nachdem die Holzplanken des Bodens weggebrannt waren, wirkte das Kellerfundament wie eine uralte Ruine aus Säulen und niedrigen Mauern, schwarzem Ruß und Erde. Wie in Pompeji, dachte Mace, als er hinuntersprang. Dachpappe und verkohlter Schutt lagen überall verteilt. Der Boden war noch warm.
Pylon kam auf ihn zu, ehe er sich zu den anderen gesellen konnte. »War er das wieder?«
»Nehm ich an.«
»So wie er sich benimmt, würde man das nicht vermuten. Als ich ihn abgeholt hab, fing er gleich mit seiner Rolle an: ›Eine echte Tragödie, gerade jetzt, wo alles geregelt ist.‹ Blablabla.«
»Und die Toten?«
»Sind fast alle zu Asche zerfallen. Hier und da gibt’s noch ein paar Knochen, soweit sich das sagen lässt. Was Holzasche und was menschliche Asche ist, lässt sich natürlich nicht unterscheiden.«
»Die Geistlichen werden begeistert sein.« Mace sah zu den Leuten hinüber. »Was meint der Feuerwehrhauptmann?«
»Er redet von einem möglichen Kurzschluss, scheint sich aber keineswegs sicher zu sein. Wegen der Heftigkeit des Feuers. Ein Kurzschluss hätte außerdem Alarm ausgelöst. Und der Alarm hätte die Leute vom Sicherheitsdienst auf den Plan gerufen. Was aber nicht passiert ist.«
»Sondern?«
»Der Rauchmelder nebenan hat die Feuerwehr hierhergebracht, ehe die ganze Straße in Flammen aufging. Zeitlich ist das anscheinend ungefähr so abgelaufen: Der Zentrale wird um etwa fünf Uhr fünfzig ein Feuer gemeldet, man kontrolliert, ob es auch wirklich stimmt, dann wird die Feuerwehr circa sechs Minuten später informiert. Sie rückt aus und braucht zehn Minuten bis hierher. Um sieben ist das Feuer gelöscht. Der meiste Schaden ist bereits
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