payback: thriller (German Edition)
Berge fahren? Um den Schnee zu sehen?«
»Hey, das ist eine gute Idee«, erwiderte er. »Warum nicht? Sprich mit deiner Mutter. Ist sie zu Hause?«
»Unten.«
»Bitte sie, etwas fürs Wochenende zu organisieren. In einem Bed & Breakfast auf einer Farm oder so. Die Farmer vermieten dort immer Zimmer, wenn es geschneit hat.«
»Papa«, sagte sie, wobei sie die Vokale in die Länge zog. »Und was ist mit unseren Ferien?«
»Darum kümmert sich auch deine Mutter«, erklärte Mace. »Sprich mit ihr.«
Um sechzehn Uhr zwölf rief Oumou bei Mace an.
»Wovon redet Christa?«
»Es hat in den Bergen geschneit. Und sie will den Schnee sehen.«
»Ah, oui . Deshalb hat sie davon gesprochen, auf einer Farm zu übernachten.«
»Schau doch mal, ob du irgendwo ein Zimmer buchen kannst. Ich würde es ja selbst machen, aber ich hab leider keine Zeit.«
»Später geht ihr schwimmen?«
»Um fünf. Ich hab mit Christa fünf Uhr vereinbart. Ich hol sie ab wie immer. Kommst du auch mit?«
»Vielleicht.«
»Würde sie bestimmt freuen. Und mich auch.«
Um siebzehn Uhr fünfzehn rief Oumou noch einmal bei Mace an. Seine Mailbox schaltete sich ein, und sie hinterließ eine Nachricht: »Warum verspätest du dich? Wir warten.« Rief erneut um siebzehn Uhr vierunddreißig und dann wieder um siebzehn Uhr zweiundfünfzig an.
»Er kommt immer zu spät, Maman «, meinte Christa. »Das weißt du doch.« Sie legte ihr Buch beiseite und schaltete den Fernseher an, um den Schnee in den Nachrichten zu sehen.
»Aber wenn ihr zum Schwimmen geht, ist er jedes Mal pünktlich.«
Sie rief Pylon an. »Ist mein Mann bei dir?«
»Ich bin zu Hause«, erklärte er. »Mace meinte, er würde schwimmen gehen.«
»Wir warten hier auf ihn. Seit fünf Uhr.«
»Hast du versucht, ihn zu erreichen?«
» Oui . Schon dreimal. Es geht immer nur seine Mailbox dran.«
»Ich ruf dich zurück«, sagte Pylon.
Um achtzehn Uhr eins rief Pylon bei Mace an und wurde zu seiner Mailbox umgeleitet. Er rief sofort Oumou zurück und erklärte, dass Mace auf dem Nachhauseweg im Mount Nelson vorbeischauen wollte, um dort irgendwelche Audioaufnahmen abzuliefern. Bei einem Amerikaner namens Francisco. Im Zusammenhang mit den Morden.
»Das ist der Bruder von Isabella, non ? Er hat es mir erzählt.«
»Ja, genau der«, erwiderte Pylon. »Vielleicht trinken sie noch etwas zusammen.«
»Dann hätte er Christa angerufen.«
»Ich rede mit Francisco«, versprach Pylon.
Er rief im Hotel an und wurde zu Francisco in der Bar durchgestellt.
»Wo ist Ihr Freund, Amigo?«, fragte Francisco. »Er wollte um halb fünf hier sein. Ich bin seit halb fünf hier. Der Barkeeper mischt mir einen trockenen Martini, den er, wie sich herausstellt, in New York zu mixen gelernt hat. Aber man lässt mich sitzen. Kein Mace. Ich sage zum Barkeeper, er soll mir noch einen bringen, mein Freund wird schon kommen, der hält, was er verspricht. Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige, sagt schon der französische Louis. Nichts könnte wahrer sein, mein Freund. So was zeigt Respekt. Eine Eigenschaft, die ich bisher auch Mace Bishop zugesprochen habe. Bis vor eineinhalb Stunden. Das ist für mich jetzt jenseits von Gut und Böse. Zehn Minuten höchstens und auch nur, wenn es abends passiert. Stau und so. Oder man ist schon den ganzen Tag seinem Terminkalender hinterhergehetzt. Das kann ich verstehen. Aber dann ruft man an. Man sagt, gib mir noch zehn, fünfzehn Minuten. So hätte ich Mace eingeschätzt. Er kam mir vor wie jemand, der in solchen Sachen sehr penibel ist. Sie wissen, was ich meine?«
Pylon erklärte Francisco, dass Mace immer anrief, wenn er sich verspätete. Zuerst bei seiner Frau, dann bei ihm, bei Pylon.
»Dann ist das also tatsächlich ungewöhnlich für ihn?«, fragte Francisco. »Glauben Sie, er hatte einen Unfall oder etwas Ähnliches?«
»Ich versuche es herauszufinden.«
Pylon erreichte seinen Kontakt beim städtischen Sanitätsdienst. Die Jungs lachten. Kein Unfall mit einem roten Alfa Spider, solange sie zurückdenken konnten – geschweige denn in der vergangenen Stunde. Zwei Golfs, ein BMW , ein Taxi-Minibus, ein toter Fußgänger auf dem Highway. Sonst nichts Ernstes. Vor allem Blechschäden bei dieser Nässe.
Er legte auf und ging zu Treasure in die Küche hinüber. »Soll ich mir Sorgen um Mace machen? Was meinst du?«
Er erklärte es ihr. Sie fragte: »Hat er vielleicht eine andere Frau?«
Pylon überlegte. Er dachte an die violette Rose. An Mace und die
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