Pearl Harbor
für den bereits begonnenen Krieg. Während im Hafen die Schiffe unter den Treffern der Torpedoflugzeuge und Sturzkampfflugzeuge zerbarsten, bemächtigte sich der vielen Familienangehörigen von Marineoffizieren, die in den Villenvierteln außerhalb Honolulus wohnten, eine Panik. Frauen und Kinder liefen, nur dürftig bekleidet, auf die Straße, suchten Schutz unter Bäumen und hinter Hauswänden. Hohe Offiziere standen im Pyjama in den Gärten ihrer Villen und suchten mit ihren Ferngläsern den Himmel ab. Auf dem Hügel von Makalapa, wo Admiral Kimmel wohnte, fuhr der Wagen vor.
Der Admiral sprang hinein, und das Fahrzeug brachte ihn binnenweniger Minuten, zum Hauptquartier.
Im Kontrollturm des Flugplatzes Hickam Field beobachtete Colonel William Farthing, der Mann, der noch vor Monaten einen Überraschungsangriff der Japaner vorausgesagt hatte, die über der Ford-Insel kreisenden Flugzeuge. Er hielt sie für Marineflugzeuge aus Ewa, und er bemerkte zu einem untergeordneten Stabsoffizier beifällig: »Ein sehr realistisches Manöver!«
Aber in diesem Augenblick traf eine Bombe einen großen Öltank, der sofort explodierte. Flammen und dichter Rauch stiegen zum Himmel. Farthing griff beunruhigt nach seinem Fernglas. Das Flugzeug, dessen Bombe den Öltank getroffen hatte, zog eine steile Kurve und schoß heran. Die Sonne beleuchtete das rote Zeichen auf seinen Tragflächen. Da begriff Fahrthing, daß dies kein Manöver war. Sekunden später flitzte er mit seinem Stab, der sich ursprünglich. zum Empfang der B-17-Maschinen hier versammelt hatte, aus dem Turm und suchte Deckung. Von überallher schossen nun Flugzeuge heran, warfen Bomben auf Hangars und
Explodierend sinkt die Arizona
Unterkünfte, beschossen mit ihren Bordwaffen die über das Rollfeld laufenden Mannschaften.
Wenige Minuten später wiederholte sich dasselbe in Wheeler Field, dem Jagdfliegerstützpunkt der Armee. Von Westen her kurvten Flugzeuge heran und stürzten sich auf den Flugplatz. Eine der neuen P-40-Maschinen nach der anderen wurde getroffen. Ein paar Piloten, die im Hagel der Bordwaffengeschosse versuchten, ihre Maschinen zu erreichen und zu starten, stellten entsetzt fest, daß die Tanks leer waren und sich keine Munition an Bord befand. Die Anweisung über den Sabotagealarm vom Vorabend besagte, daß keine der aus den Hangars geschobenen Maschinen aufgetankt sein durfte.
Mechaniker und Piloten trafen sich vor den Waffenkammern, wo sie sich wenigstens Maschinengewehre holen wollten, um die Flugzeuge zu bekämpfen. Aber die Türen der Waffenkammern waren verschlossen, und die Waffenmeister waren in der Stadt bei ihren Mädchen oder schliefen noch. Mit Brechstangen brachen die Männer die Türen auf, griffen sich ein paar Maschinengewehre und einige Kisten mit Munition, liefen hinaus, -postierten sich hinter irgendeinem Gebäude.
Etwas nördlich von Wheeler Field, in der Schofield-Kaserne, lief Ge neral Maxwell Murray, Kommandeur der 25. Infanteriedivision, zum Fenster seines Schlafzimmers und reckte den Hals, um die Nummer des Flugzeugs festzustellen, das da am frühen Morgen unerlaubterweise im Sturzflug auf die Kaserne herabstieß. Zur allergrößten Überraschung des Generals beließ es der Pilot nicht dabei, nur einen gewagten Sturzflug auszuführen, er warf auch noch eine Bombe ab. Der General stürzte zum Telefon. Inzwischen hatte ein Sergeant auf dem Kasernenhof die Abzeichen des Flugzeugs erkannt. Er lief zu der handbetriebenen Luftwarnsirene und begann die Kurbel zu drehen. Etwas unwillig noch räumten die Soldaten, die schon vor der Kantine nach Frühstück anstanden, ihre guten Plätze und begaben sich in die Kaserne zurück. Aber da wimmelte es schon von Flugzeugen über Schofield. Bomben krachten in die Gebäude. Auch hier wurden die Waffenkammern gewaltsam aufgebrochen, damit die Soldaten wenigstens in der Lage waren, sich mit ein paar Maschinengewehren gegen die Angreifer zur Wehr zu setzen.
Leutnant Tyler, der Mann, der die Radarwarnung von Opana empfangen hatte, war abgelöst worden. Er stand noch eine Weile vor dem Gebäude der Luftwarnzentrale herum. Da hörte er die ersten Explosionen vom Hafen her. Er hielt diesen morgendlichen Lärm für eine Übung, von der er nichts gewußt hatte. Es waren in der Vergangenheit des öfteren solche
Der Luftstützpunkt Wheeler Field, aufgenommen aus einem japanischen Bomber.
Im Hintergrund die Reihen der vor den Hangars aufgestellten Flugzeuge
Im Vordergrund die zerstörten
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