Pearl Harbor
Flugplatzkommandanten Larkin, der soeben zum Dienst eintraf. Auf halbem Wege mußte er aus dem brennenden Plymouth aussteigen und den Rest zu Fuß zurücklegen. Er war trotzdem bereits wenige Minuten nach acht Uhr auf seinem Stützpunkt, aber um diese Zeit fand er von den etwa fünfzig Flugzeugen, über die er verfügte, mehr als dreißig nur noch als rauchende Wracks vor.
Der japanische Angriff war keinesfalls in allen Einzelheiten so geplant gewesen, wie er verlief. Aber es zeigte sich, daß die Piloten, die sich über Pearl Harbor befanden, sehr gut mit dem Terrain vertraut waren und blitzschnell eigene Entschlüsse fassen konnten.
Sie ließen von den Hangars ab, wenn sie sahen, daß die Flugzeuge im Freien aufgestellt waren. Sie warfen Bomben auf Treibstofftanks, die in ihren taktischen Karten zwar nicht verzeichnet, aus der Luft aber deutlich erkennbar waren. Sie achteten im Hafen darauf, daß keines der Schiffe Fahrt aufnehmen und den kochenden Hexenkessel in Richtung auf das offene Meer verlassen konnte. Die Zeros stürzten sich auf jedes Maschinengewehr, das von den amerikanischen Soldaten irgendwo aufgestellt wurde und zurückschoß. Auf diese Weise schirmten sie den Angriffsverband wirkungsvoll gegen die amerikanische Gegenwehr ab, die langsam erwachte. Die erste Welle der Angreifer war auf fast keine Verteidigung getroffen. Als eine Viertelstunde später die zweite Welle der von den Trägern gestarteten Flugzeuge eintraf, hatten sich die Amerikaner einigermaßen gefunden und begannen, ihre Fliegerabwehr zu organisieren.
Sie konnten einige Geschütze einsetzen und eine größere Anzahl Maschinengewehre in Stellung bringen. Trotzdem hatte diese Abwehr nur einen geringen Erfolg. Sie kämpfte ohne einheitliche Feuerleitung und hatte durch die wachsamen Tiefflieger der Japaner erhebliche Verluste.
Von allen Jagdflugzeugen der Amerikaner gelang es nur etwa einem halben Dutzend, überhaupt aufzusteigen. Sie konnten keine nennenswerten Erfolge für sich buchen.
Meist gerieten sie in Schwärme von japanischen Jägern und wurden schnell abgeschossen.
Aber an diesem Morgen waren nicht nur Militärflugzeuge in der Luft. Es gehörte zu den kuriosesten Erscheinungen dieses Tages, daß sich. auch eine Anzahl von Privatflugzeugen in der Luft befand. Sie gerieten in den
japanischen Angriff. Seltsamerweise gelang es ihnen mit einer Ausnahme zu entkommen.
Von John Rogers Airport, dem Zivilflugplatz östlich von Hickam Field, war früh am Morgen Jimmy Duncan mit einer knallgelb gestrichenen Aeronca aufgestiegen. Er war Prokurist einer Firma, die auf den Inseln viele Niederlassungen hatte, die Duncan regelmäßig besuchen mußte. Noch hatte er seine Flugzeugführerlizenz nicht erworben, aber es konnte sich nur noch um einige Tage handeln, bis er sie bekam. In der Zwischenzeit mußte er mehrere Überlandflüge absolvieren. Heute war ein guter Tag für einen solchen Flug, deshalb war er zeitig gestartet.
Er befand sich gerade über Kahuku Point, als er plötzlich Maschinengewehrfeuer hörte und ein fremdes Flugzeug sehr nahe an seiner kleinen zerbrechlichen Maschine vorbeischoß. Der Luftstrom ließ die Aeronca schaukeln. Jimmy Duncan dachte zuerst, daß sich wieder einmal ein Armeeflieger einen Spaß geleistet hätte, aber er wurde bald eines Besseren belehrt, als nämlich ein zweites Flugzeug auf ihn herabstieß und ihn mit seinen Maschinengewehren angriff. Er hörte die Geschosse in den Rumpf der Aeronca einschlagen und sah die Leuchtspur. Und dann erkannte er auf den Tragflächen der beiden Zeros die japanischen Hoheits zeichen. Vor Schreck ließ er die Steuerung los, und die Aeronca geriet ins Trudeln. Das rettete Jimmy Duncan vermutlich das Leben.
Die Japaner sahen die Maschine als vernichtet an und zogen sich in Richtung Hickam Field zurück. Duncan gelang es, die Aeronca noch kurz vor dem Boden abzufangen.
Dicht an der Küste steuerte er sie bis auf die Höhe von John Rogers Airport zurück und konnte sie ohne Bruch zur Erde bringen.
Eine andere Aeronca, die ebenfalls zum Fliegerclub »HuiLele« gehörte, wurde von dem Rechtsanwalt Roy Vitousek gesteuert. Er war zusammen mit seinem Sohn Martin, einem Schulbuben, am Morgen aufgestiegen und befand sich bereits wieder über John Rogers Airport, als er die erste Explosion auf der Ford-Insel hörte. Zunächst erkannte er die Flugzeuge nicht, die da über dem Hafen herumschwirrten. Er hielt sie für eigene Maschinen, die eine Übung abhielten. Aber als er sah,
Weitere Kostenlose Bücher