Pearl Harbor
waren bereits drei Mann verwundet. Das Bombenflugzeug reagierte nicht mehr korrekt auf die Steuerung.
Trotzdem landete der Pilot es unversehrt, aber er kam nicht mehr dazu, es zu verlassen, denn drei Ketten japanischer Jäger hatten ihn aus einiger Entfernung beobachtet. Nun schossen sie heran. Binnen weniger Minuten verwandelten sie die Anlagen von Bellows Field in einen Haufen von brennenden Ge bäudetrümmern und ausgeglühten Flugzeuggerippen.
Der Kontrollturm von Hickam Field gab den restlichen B-17, die den Flugplatz anflogen, die Anweisung, nicht auf die von brennenden Maschinen übersäten Rollbahnen von Hickam niederzugehen, sondern sich einen Notlandeplatz zu suchen, falls sie es nicht mehr bis nach Wheeler Field schafften. Einer der Bomber landete daraufhin auf einem Golfplatz, ein anderer versuchte es in Wheeler Field. Die meisten Flugzeuge der Staffel waren entweder schon abgeschossen oder mit erheblichen Schä-
den irgendwo notgelandet. Obwohl einige der »Fliegenden Festungen« nach dem Angriff noch verwendbar waren, konnten sie nicht mehr eingesetzt werden. Entweder fehlte es an Treibstoff oder an Munition. Das System des Bodendienstes war durch die Zerstörung völlig durcheinandergeraten. Es dauerte Tage, bis selbst die wenigen B-17, die den Angriff überstanden, endlich eingesetzt werden konnten. An eine Verfolgung des japanischen Flottenverbandes war um diese Zeit nicht mehr zu denken. Die
»Fliegenden Festungen« waren ohne Chance gewesen, als sie sich plötzlich inmitten der angreifenden japanischen Flugzeuge sahen, und sie hatten auch keine Chance, die Angreifer zu verfolgen. Die Japaner hatten die Zerstörung dieser Staffel schwerer Bomber nicht voraussehen
können, sie hatten es gewissermaßen nebenbei erledigt. Nur wenige japanische Offiziere machten sich Gedanken darüber, daß eine oder zwei Staffeln gefechtsbereiter B-17, die auf die erste Radarwarnung hin den Flottenverband angegriffen hätten, vermutlich den Flugzeugträgern des Admirals Nagumo erhebliche Verluste hätten beibringen können.
Insel im Chaos
Als die zweite Welle der japanischen Flugzeuge gegen acht Uhr vierzig über Pearl Harbor eintraf, wurde sie von der inzwischen notdürftig organisierten Fliegerabwehr der Amerikaner empfangen. Leutnant Shimasaki, der die zweite Welle anführte, war erstaunt über die Anzahl der Flakgeschütze und Maschinengewehre, die auf seine Flugzeuge schossen, denn die erste Welle war kaum angegriffen worden. Nun standen überall über Pearl Harbor die weißen Wattebälle explodierender Flakgranaten in der Luft, und Leuchtspurgeschosse der Fliegerabwehrmaschinengewehre spannten ihre Girlanden über den Hafen. Trotzdem wurden die Angreifer davon nicht nennenswert behindert. Die Gegenwehr war unkonzentriert, und jedes Geschütz schoß selbständig, ohne einheitliche Feuerleitung. Das setzte ihre Wirksamkeit erheblich herab, Am Dock 1010. Im Vordergrund der gekenterte Minensucher »Oglala«, im Hintergrund die immer noch brennende »Shaw«. Der Kreuzer links ist die »Helena«
obwohl es gerade an den Geschützen und Maschinengewehren Männer gab, die erstaunlich viel Mut und Todesverachtung bewiesen. Wären sie zur rechten Zeit organisiert gegen die angreifenden Japaner eingesetzt worden, hätte der Angriff leicht eine andere Wendung nehme n können. So aber verwandelte sich Pearl Harbor immer mehr in ein Chaos. Unzählige Brände loderten, Schiffe sanken, Tanks explodierten, Menschen starben.
Die zweite Welle der japanischen Flugzeuge bestand aus 54 Bomben-, 80 Sturzkampf-und 36 Jagdflugzeugen. Diesmal waren keine Torpedoflugzeuge mehr dabei. Die Bomber konzentrierten sich auf die Flugplätze der Insel, während die Sturzkampfflugzeuge über dem Hafen kreisten und auf die letzten noch unbeschädigten Schiffe herabstießen.
Die bereits schwer angeschlagene »Nevada« versuchte verzweifelt, Fahrt aufzunehmen und aus dem Hafen zu gelangen. Sie schaffte es nicht. Auf halbem Wege erhielt sie weitere Bombentreffer und legte sich auf die
Japanisches Propagandafoto. Es zeigt die vor Anker liegenden Schlachtschiffe in Pearl Harbor. Im Hintergrund die brennenden Hangars von Hickam. Im Vordergrund sind Torpedobahnen zu erkennen, die auf die Schlachtschiffe zulaufen
Seite. Es wurde neun Uhr, ehe die japanischen Sturzkampfflugzeuge durch die Rauchschwaden der Explosionen und Ölbrände ausmachen konnten, daß sie bisher das Trockendock mit der »Pennsylvania« übersehen hatten. Das
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