Pearl Harbor
dies keine Übung sein konnte. Die Flugzeuge trugen japanische Hoheitsabzeichen. Er zog seine B-17 sofort hoch und entkam in Richtung auf die Berge, über denen immer noch Wolken schwebten. Erst im Schutz der Wolken fühlte er sich wieder sicher. Er versuchte, Verbindung mit dem Kontrollpunkt in Hickam Field aufzunehmen, aber dort wußte man noch nichts von einem japanischen Angriff. Landon kurvte solange, bis sein Kraftstoff dem Ende zuging. Erst dann ließ er die Maschine wieder sinken und versuchte, Hickam anzufliegen.
Eine andere B-17 flog vom Diamond Head her die Küste entlang. Ihr Pilot, Major Carmichael, sah den Rauch über Pearl Harbor aufsteigen. Zuerst hielt er das für ein Manöver der auf der Oahu stationierten Flieger-
verbände. Er vermutete, daß eine Rauchbombe geworfen worden war. Dann aber, als er sich Hickam Field näherte, sah er die Reihen brennender Flugzeuge, unter ihnen eine der neuen B-24-Bomber. Da wurde Carmichael klar, daß es sich hier nicht um ein Manöver handeln konnte. Die B-24 war ebenfalls ein völlig neuer Flugzeugtyp. Erst vor ein paar Tagen hatte sie einen Atlantikflug zurückgelegt, von dem viel gesprochen worden war. Man hatte sie »Liberator« getauft, die schwere, viermotorige Maschine, die wesentlich mehr Bombenlast trug, als die B-17 und eine weitaus größere Reichweite hatte, trotzdem aber ebenso schnell war.
Carmichael rief den Kontrollpunkt in Hickam Field an und erbat Landeinstruktionen.
Die Stimme, die ihm antwortete, war ruhig und sachlich. Er bekam seine Instruktionen über Windgeschwindigkeit, Landebahn und Einflugrichtung. Zum Schluß aber setzte der Sprecher ebenso ruhig hinzu: »Achtung beim Landemanöver! Der Flugplatz wird von feindlichen Flugzeugen angegriffen!«
Aber das war eine unnütze Warnung, denn die Besatzungen der Bomber sahen selbst die japanischen Jäger herankommen, die sich auf ihre leichte Beute, die unbewaffneten
»Fliegenden Festungen«, stürzten. Der erste, dem die Landung gelang, war Leutnant Allen, dessen Treibstoff bereits
nahezu aufgebraucht war. Die anderen ließen ihm den Vortritt.. Als nächste kurvte die Maschine des Captains Svenson in die Landebahn ein. Aber in diesem A ugenblick stob eine Zero heran und jagte ihr eine Ge schoßgarbe in den Rumpf. Es wurde zwar niemand verletzt, aber die
Leuchtspurmunition setzte ein paar Kisten Leuchtkugeln in Brand, die sich in Svensons Maschine befanden. Sofortbrannte das Flugzeug lichterloh. Es schlug heftig auf der Rollbahn auf, das Heck brach ab, und erst nach einigen hundert Metern kam das Vorderteil der Maschine zum Stehen. Bis auf einen Mann konnten sich alle Besatzungsmitglieder aus der brennenden Maschine retten. Major Landon, der sich in die Wolken über dem Gebirge geflüchtet hatte, mußte ebenfalls gegen acht Uhr zwanzig landen, weil ihm der Treibstoff ausging. Um diese Zeit gab der Kontrollturm von Hickam Field nur noch ganz kurze Anweisungen. Es spielte keine Rolle mehr, auf welcher Landebahn die Maschinen ankamen. Man sagte ihnen die Windrichtung und warnte sie vor japanischen Jägern. Als Landon zur Landung einflog, hingen hinter ihm drei Zeros in der Luft, die aus allen Rohren auf die B-17 schossen. Landon setzte die Maschine trotzdem sicher auf, aber er bremste sie sofort scharf ab, ließ sie seitwärts auf ein paar Bäume zurollen, wo sie zum Stillstand kam. Dort sprang die Besatzung eiligst heraus und verschwand zwischen den niedrigen Gebäuden: Die Zeros kurvten erneut ein und schossen auf den
abgestellten Bomber. Flammen schlugen hoch. Ohnmächtig mußte die Besatzung zusehen, wie ihre nagelneue Maschine verbrannte.
In Haleiwa, etwa zwölf Kilometer von Hickam entfernt, beobachtete das Bodenpersonal, wie sich zwei B-17-Maschinenaus südlicher Richtung näherten. Sie konnten in Hickam nicht mehr landen, weil die Zerstörungen dort zu groß waren.
Haleiwa war nur ein kleiner Flugplatz, den die Japaner offenbar noch nicht ausgemacht hatten. DiebeidenB-17 konnten auch ohne Schwierigkeiten landen, aber bereits während dieses Manövers mußten ein paar Zeros sie erspäht haben. Sekunden später waren die kleinen, gedrungenen Jäger über dem Rollfeld und ließen ihre Maschinengewehre bellen. Aber sie hatten vermutlich nicht mehr genug Munition, denn sie zogen ab, ohne nennenswerten Schaden angerichtet zu haben.
Weniger glücklich ging es in Bellows Field zu, dem Stützpunkt der Jagdflugzeuge der Armee. Eine B-17 drehte hier zur Landung ein. Von ihrer Besatzung
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