Pearl Harbor
spätestens zwei Stunden würde er einen Überblick haben, was auf Oahu vorgegangen war.
»Haut ab, Jungens!« rief er den Reportern zu. »Steckt die Nase in alle Dinge. Laßt euch nicht abweisen! Heute machen wir unser Blatt so berühmt wie die >Life
Nach dem Sturm
Auch nachdem sich das Motorengebrumm der japanischen Flugzeuge entfernt hatte und keine Bomben mehr fielen, trat auf der Insel zunächst noch keine Ruhe ein. Überall bellten Geschütze und Maschinengewehre. Im Hafen rissen die dumpfen Explosionen nicht ab. Auf den getroffenen Schiffen wüteten Brände, die nicht so leicht einzudämmen waren. Tonnen von Öl waren ausgelaufen, hatten sich in das Hafenbecken und in die Docks ergossen. Die Flammen züngelten hoch. Feuer und Rauch erschwerten die Rettungsarbeiten. Überall im Wasser trieben Seeleute, die verzweifelt nach Hilfe schrien. Die brennende Ölschicht auf dem Wasser tötete viele, bevor sie gerettet werden konnten. Andere wieder waren in den zerschmetterten Wracks der Schiffe eingeschlossen. Kesselexplosionen hatten die Ausgänge nach den Decks zerstört. Nun gaben die Ein geschlossenen, oft durch brennendes Öl und kochendes Wasser verletzt, verzweifelte Klopfsignale, in der Hoffnung, daß jemand sie hörte. An verschiedenen Stellen arbeiteten Kolonnen mit Schweißbrennern, die die mehrere Zentimeter starken Panzerplatten aufschweißten. Auch an Land waren die Schäden unübersehbar.
Die Startpisten der Flugplätze wurden von Wracks ausgebrannter Flugzeuge gesäumt, die das Maschinengewehrfeuer der japanischen Zeros zerstört hatte.
Hallen und Treibstofflager standen in Flammen. Ein großer Teil der Kasernenanlagen von Schofield und Shafter war zerstört.
Aus den bombardierten Kasernen rückten Truppen aus, um behelfs mäßige Stellungen in der Nähe der Küste zu beziehen. Nervosität bemächtigte sich der Militärstäbe. Von überallher tauchten Meldungen auf, die Japaner griffen erneut an, daß sie Truppen landeten und Fallschirmspringer absetzten.
Keines dieser Gerüchte war auch nur annähernd wahr. Trotzdem trug die Ungewißheit in der ersten Zeit nach dem Überfall dazu bei, über die weitere Entwicklung des japanischen Angriffs die wildesten Vermutungen aufzustellen.
Man sah Gespenster. Zuerst verbreitete sich die Meldung, daß die Japaner in der Nähe des Diamond Head landeten. Der Funker eines Schiffes wollte die Meldung aufgefangen haben, japanische Truppen hätten bereits den Stra nd von Waikiki besetzt. Andere wiederum behaupteten, die Landungstruppen der Japaner gingen im Norden der Insel an Land. Die gesamte Nordküste sollte schon besetzt sein.
Angriffe
Ein zerstörter Hangar im Hickan Field. Da v o r h a ben Soldaten unter der Tragfläche eines zerstörten Flugzeuges ein F l a k -MG aufgestellt
auf Schofield und Wheeler Field wurden vorausgesagt. Dazu kam das Gerücht auf, japanische Fallschirmspringer wären im Nordwesten gelandet, am Strand von Kanakuli, im Manoa Tal. Sogar Einzelheiten flüsterte man sich zu : Die Japaner trügen das Zeichen mit der aufgehenden Sonne auf den Uniformen. Ihr Bajonette glichen Sägen. Sie machten keine Gefangenen.
Panik ergriff die Angehörigen der Soldaten. Mütter brachten ihre Kinder in Verstecke, griffen zu Jagdgewehren und Küchenmessern, um sich der Eindringlinge zu erwehren. Niemand traute sich Wasser zu trinken, da es hieß, die Japaner hätten das Hauptreservoir besetzt und den Wasservorrat vergiftet.
Der zweiundsiebzigjährige Gouverneur von Hawaii, Joseph E. Poindexter, hatte bisher nichts getan, mit Hilfe seines Verwaltungsapparates ein wenig Ordnung in das allgemeine Chaos zu bringen. Erst um elf Uhr fünfzehn entschloß er sich, den Ausnahmezustand über die Insel Oahu zu verhängen. Er begab sich zum Sender KGU. Auf dem Wege dorthin explodierte kurz vor seinem Auto eine verirrte Flakgranate, eine zweite
barst in unmittelbarer Nähe, während er gerade ausstieg. So zitterte der alte Mann erheblich, als er seine kurze Ansprache über den Rundfunksender hielt. Sein Tonfall trug keinesfalls dazu bei, das Selbstbewußtsein der Hörer zu heben. Noch während er sprach, klingelte im Schaltraum der Station das Telefon. General Short rief an und verbat sich energisch jegliche Benutzung des Senders. Es würde mit einem weiteren Angriff der Japaner gerechnet, und durch die Sendungen von KGU könnten die
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